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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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stand in einem silbernen Rahmen auf einem kleinen Möbel des englischen Klassizismus. Wer weiß, aus welchem Grund Nelly nicht besonders erstaunt war. Für sie war klar, dass Monica irgendetwas mit der Wohnung zu tun hatte. In dieser verdammten Geschichte hatte sie mit allem etwas zu tun, und wie. Auch hier lag dieser durchsichtige Hauch eines Nichts, genau wie in ihrer Wohnung, auf dem Boden. Doch das Parfüm war ein anderes. Es war nicht Opium , und es erfüllte den gesamten Raum. Sie hatte den Duft schon einmal wahrgenommen ... sie erinnerte sich nicht genau, vielleicht in Gudrun Fallaris Haus. Oder war es bei den Pittalugas gewesen? Jedenfalls handelte es sich um Giò von Armani. Düfte gehörten zu Nellys wenigen weiblichen Schwächen. In den Schubladen nur Unterwäsche, für Damen und Herren, Präservative, im Wandschrank Bademäntel und Hausröcke, Pflegeprodukte fürs Bad, ein gefüllter Kühlschrank. Champagner, hauptsächlich Veuve Clicquot. Ein Liebesnest. Ein Absteigequartier. Sofort zählte sie zwei und zwei zusammen: Hierhin musste Matteo Albini verschwunden sein, damals, als sie ihn ertappt hatte, wie er ihr folgte. Oder vielleicht war er ihr gar nicht gefolgt, sondern einfach auf dem Weg hierher gewesen, als sich ihre Bahnen kreuzten. Vielleicht glaubte er, sein Versteck sei aufgeflogen. Die Dinge erschienen ihr nun in einem neuen Licht. Wessen Quartier war das hier? Albinis? Gianandreas? Oder etwa von beiden, Herr und Angestellter? Und wen brachten sie hierher? Die jeweiligen Geliebten, in einem gefährlichen Spiel, einer hinter dem Rücken des anderen? Oder sprachen sie sich ab? Nelly wurde ganz schwindelig. Basile hielt am Eingang Wache. Sie ging zu der anderen Wohnung, der linken Tür, und bedeutete ihm, sie zu öffnen. Am Anfang hatte Basile Schwierigkeiten, doch schließlich meisterte er auch dieses Schloss. Und hier erwartete sie eine weitere Überraschung. Die Einrichtung war ganz anders als in der ersten Wohnung, barocker und protziger. Der Besitzer oder derjenige, der sie bewohnte, musste ein völlig anderer Mensch sein als der, der das Apartment gegenüber benutzte. Die vorherrschende Farbe war Rot, Samt und Brokat die bestimmenden Stoffe. Ein übergroßes Sofa aus schwarzem Leder. Teuer und eher geschmacklos. Im Schrank hingen keine Kleider, doch Nelly konnte sie fast vor Augen sehen: Größe, Stil. Und dann die unnachahmlichen Krawatten. Hier hatte Paco gewohnt, darauf hätte Nelly ihren Kopf verwettet. Von Ausweispapieren keine Spur. Der Kühlschrank leer. Alles blitzblank geputzt. Es sah aus, als sei diese Wohnung lange Zeit nicht benutzt worden. Aber sie hatten ja Pacos Schlüsselbund, es wäre also ein Leichtes zu überprüfen, ob er hier gewohnt hatte.
     
    Bis zu diesem Moment hatten die beiden kein Wort gewechselt. Nelly wollte gerade den Mund öffnen und etwas sagen, als Basile den Finger an die Lippen legte. Sie spitzten die Ohren, schnellen Schrittes kam jemand die Treppe herauf. Er blieb vor der Wohnung stehen, die sie zuerst besichtigt hatten. Zum Glück hatten sie die Tür hinter sich zugezogen, bevor sie die andere betreten hatten. Ein leises Rascheln, dann drehte sich der Schlüssel im Schloss. Basile und Nelly pressten die Ohren an die Tür, um zu hören, was passierte. Paco würde wohl kaum nach Hause kommen, weder heute noch in den folgenden Tagen. Und tatsächlich betrat der geheimnisvolle Besucher entschlossen das Liebesnest. Basile hielt Nelly davon ab, die Tür einen Spaltbreit aufzumachen, um zu sehen, wer es war: zu gefährlich, formten seine Lippen geräuschlos. Die Tür der rechten Wohnung schloss sich hinter dem Neuankömmling, und die zwei huschten schnell hinaus, zogen die Tür so leise wie möglich hinter sich zu und eilten die Treppenstufen hinunter.
    Als sie draußen in der Sonne standen, im Carruggio weit entfernt von der Piazzetta, sagte Nelly: »Danke, Brigadiere. Das war unglaublich, eine Riesenhilfe. Aber woher wussten Sie ...«
    Der Mann lächelte freudig, hielt sich mit listigem Blick die Hand vor den Mund, als Zeichen der Verschwiegenheit.
    »Ich kenne jemanden im Präsidium. Ich habe gehört, dass eine Wohnung gesucht wird. Von dem Toten, den Schlüsseln, dem anderen. Die Altstadt hat viele Augen und Ohren, und ich habe noch ein paar meiner alten Informanten, zuverlässige Leute. Ich freue mich, dass es ein Treffer war, Dottoressa. Und ich hoffe sehr, dass diese Entdeckung Sie einen Schritt voranbringt auf der Suche nach dem oder den Verbrechern,

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