Schnee an der Riviera
Seine Angewohnheit, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Gott heranzuziehen, hat sie immer schon irritiert, aber sie hütet sich davor, etwas zu sagen.
»Außerdem gibt es für uns auch eine positive Seite bei der ganzen Sache. Federica ist in ihr Lieblingskloster abgereist, gestern Morgen. Auf unbestimmte Zeit. Sie glaubt, alles, was passiert ist, auch die Gefahr, in der Monica schwebte, sei eine Art Strafe des Herrn für ihre Sünden. Wegen mir kann sie ruhig Nonne werden. Wenn sie mich fragt, meinen Segen hat sie, nach ihrer Geschichte mit diesem Arschloch Matteo. Die armselige Nutte!«
Ein kleines Lächeln umspielt die Lippen der Frau. Es ist selten, dass er sich zu solchen Kraftausdrücken hinreißen lässt. Normalerweise ist er sehr kontrolliert. Auch der Mann lächelt, komplizenhaft. Er legt zwei Finger an ihr Kinn, hebt ihr Gesicht zu sich und küsst sie voller Leidenschaft. Sie schmiegt sich an ihn.
»Die Kosten für Miriam übernehme ich, wie gesagt, auch für ihre Verteidigung, wenn sie wieder gesund ist, sie muss wirklich außer sich gewesen sein, das arme Mädchen ... auch die Drogen werden das Ihre beigetragen haben, sie verändern den Charakter; außerdem, Vergebung ist eine christliche Tugend. Ich hole jetzt das Scheckheft und stelle dir einen Scheck für den Transport und die ersten Behandlungen aus. Morgen nimmst du Kontakt mit diesem Professor auf – wie heißt er noch? – ach ja, Hasselbaum; je früher die Behandlung beginnt, desto besser. Der Anwalt meinte, es dürfte keine Probleme geben, sie ins Ausland zur Therapie zu schicken, angesichts des Zustands, in dem sie sich befindet. Beruhige dich, wir finden schon einen Weg.«
Bei diesen Worten tritt er zu dem großen Gemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert mit der Seeschlacht zwischen Türken und Christen, das an der Wand hinter dem Schreibtisch hängt, öffnet den in die Wand eingelassenen Tresor, nachdem er die Zahlenkombination eingegeben hat, und zieht ein Scheckheft heraus. Die Frau schneuzt sich und beugt sich gespannt zu ihm. Um an die Schecks heranzukommen, muss Gianandrea einige Mappen mit Wertpapieren beiseiteschieben und ein kleines Etui aus schwarzem Leder, aus dem ein winziger Mikrochip herausgerutscht ist, welcher jenem zum Verwechseln ähnlich sieht, der Bianchi solches Kopfzerbrechen bereitet hat und der die römischen Entschlüsselungsexperten immer noch Vollzeit beschäftigt. Mit einer sicheren und eleganten Handbewegung legt er es an seinen Platz zurück und schließt den Tresor.
Weitere Kostenlose Bücher