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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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deshalb hat er sich nicht etwa umgebracht, oh nein! Noch so eins von Matteos Meisterwerken, so gehen nämlich Franci und Habib auf das Konto unseres Hausmeisters. Er kann dir ja erzählen, wie alles gelaufen ist, wenn ihr euch gleich wiederseht. Einen Moment lang dachten wir, Gian hätte den Mikrochip genommen, aber von wegen. Inzwischen kamen der Signorina hier Zweifel, weil es ja nicht stimmte, dass ich an dem Tag Kokain dabeihatte. Sie fing an, mich zu nerven. Aber sie wollte einfach nicht glauben, dass ihre getreue Miriam, das arme Dusselchen ... so habe ich sie auf die falsche Fährte gesetzt, habe ihr erzählt, dass es der Hausmeister war, der mir gesagt hatte, ich solle Franci aufs Dach schicken. Sie hat’s geschluckt, aber sie wollte mit Gian sprechen. Fast hätte sie es geschafft. Aber an Matteo hat sie trotz allem nie gezweifelt.«
    »Jetzt wisst ihr eindeutig zu viel, aber ihr könnt es ja sowieso nur noch den Fischen erzählen«, warf der Mann düster ein und packte Monica, um sie aus dem Boot zu werfen.
    »Stopp! Ich habe den Mikrochip, Franci hat ihn mir gegeben, wenn mir etwas zustößt, wenn ihr sie oder mich umbringt, findet ihn die Polizei.«
    »Du Scheißkerl von einem Hurensohn, dreckiger Lügner, du ...«
    Matteo hielt mitten im Satz inne. Das Schnellboot der Polizei tauchte auf, kam mit voller Geschwindigkeit aus dem alten Hafen gerast und hielt geradewegs auf das Motorboot zu mit der klaren Absicht, ihm den Weg abzuschneiden. Miriam stieß einen Angstschrei aus und stand instinktiv auf. Das Boot schwankte und Mau nutzte seine Chance, um trotz der Gewichte die Beine hochzuwerfen und ihr einen so kräftigen Stoß zu versetzen, dass sie ins Wasser stürzte.
    »Ich bring dich um, du Aas!«, sagte Matteo und zielte mit der Pistole auf ihn.
     
    Von dem Hubschrauber aus beobachtete Nelly die Szene. Zu weit weg, um rechtzeitig eingreifen zu können – oder doch nicht? Schnell feuerte sie zwei Leuchtraketen in die Luft, um Matteo abzulenken. Miriam schrie und schluckte Wasser: »Stopp! Komm zurück, zieh mich ins Boot, du kannst mich nicht hierlassen, Scheißkerl! Hilfe!«
    Doch die Angst, in der Falle zu sitzen, machte Albini besinnungslos. Mit Vollgas hielt er auf das Schnellboot zu.
    »Was macht der denn da? Will er uns rammen?«, fragte der Offizier verblüfft.
    »Nicht schießen! Nicht schießen!«, schrie Nelly ins Megaphon, indem sie sich aus dem Hubschrauber lehnte. Albini stand auf, um auf den Hubschrauber zu feuern, der jetzt ganz nah war, und dieses Mal war es Monica, die sich mit der Kraft der Verzweiflung über den Bootsboden rollte und dem Steuerrad einen kräftigen Stoß mit dem Kopf versetzte. Das Motorboot machte einen gewaltigen Satz, drehte sich einmal um sich selbst und fuhr dann immer im Kreis. Der überraschte Matteo konnte das Gleichgewicht nicht halten und wurde hinaus ins Wasser geschleudert. Nun konnte das Schnellboot herankommen, und nach einigen Versuchen gelang es den Männern aus sicherem Abstand, den Außenborder an die Leine zu nehmen, so dass ein Beamter hineinspringen und den Motor abstellen konnte.
     
    Plötzlich herrschte eine unnatürliche Stille auf dem Meer. Das Motorboot schaukelte ruhig auf den sanften Wellen, während das Polizeiboot auf Miriam zusteuerte, die auf- und abtauchte. Über ihnen kreiste der Hubschrauber. Nelly weinte lautlos vor sich hin, langsam löste sich ihre Anspannung. Gerolamo klopfte ihr in einer verlegenen Geste tröstend auf die Schulter. Miriam war wieder untergegangen, ein Matrose sprang ins Meer, tauchte ein paar Mal und kehrte endlich mit ihr im Arm zum Boot zurück. Von der Mannschaft wurden die beiden an Bord gezogen. Das Mädchen wirkte leblos, man beförderte literweise Wasser aus ihr heraus und leistete Erste Hilfe. Es schien nicht klar, ob sie es schaffen würde. Matteo Albinis Leiche trieb mit dem Gesicht nach unten in den rot gefärbten Wellen. Die wild rotierende Schiffsschraube des Motorbootes hatte seinen Kopf mit einem glatten Schnitt fast abgetrennt.

ZWEI WOCHEN SPÄTER
     
    Der Wecker erlöst Nelly aus einem schlimmen Albtraum, in dem die Bedrohung fast greifbar in der Luft lag. Nah, unausweichlich, sie spürte ihren Atem förmlich im Nacken, während sie vergeblich versuchte, im Traum die Augen zu öffnen, ihr ins Gesicht zu sehen, sich ihr zu stellen oder zu fliehen. Eine merkwürdige Mischung aus Traum und Wirklichkeit im Traum, denn sie konnte die Augen nicht öffnen, als schliefe sie, nahm aber gleichzeitig

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