Schnee an der Riviera
dumme Kuh«, grunzte Matteo, »ich habe dich immer geschätzt. Für dich habe ich sogar auf die Annehmlichkeiten mit der Padrona verzichtet. Also nerv nicht rum. Ich riskiere hier Kopf und Kragen, nur weil ich auf dich gehört habe.«
Inzwischen hatte er Monica auf den Boden des Außenborders geschafft und schickte sich an, dasselbe mit Mau zu tun.
»Du? Ja, du bist zu mir gekommen, nachdem diese Nutte dich weggejagt hat und als du kapiert hast, dass ich ein funktionierendes Gehirn habe. Weil es dir passte.«
»Von wegen funktionierendes Gehirn. Du hast uns doch in diese ganze Scheiße reingeritten mit deinen tollen Plänen von den schnellen Millionen, und ich Trottel habe auf dich gehört.«
»Dafür werde ich uns auch wieder herausholen.«
»Und wie willst du ungestraft davonkommen? Du wohnst schließlich hier, ohne Alibi ...«
»Aber wir haben doch ein Alibi. Wir waren die ganze Nacht zusammen und den ganzen Morgen, in unserem Liebesnest in der Altstadt, stimmt’s, Schatz?«
»Du redest zu viel! Halt deine geschwätzige Klappe!«
»Das musste einfach mal raus, okay? Wenn mich nicht alle so mies behandelt hätten, wär vieles nicht passiert.«
»Wenn dieser Scheißmarokkaner dir nicht die Daten für die Lieferungen geklaut hätte, meinst du wohl, und sich in den Kopf gesetzt hätte, uns erpressen zu wollen, obwohl wir doch du weißt schon wen erpressen wollten.«
»Idiot, jetzt bist du es, der den Mist ausplaudert ...«
Matteo Albinis Ohrfeige traf sie voll ins Gesicht, das zur Seite geschleudert wurde. Miriam sah ihn hasserfüllt an und wischte sich mit einer Hand das Blut aus dem Mundwinkel.
»Du löst immer alle Probleme mit Ohrfeigen und Faustschlägen ...«, murmelte sie.
Nun lag auch Mau trotz heftiger Gegenwehr auf dem Boden des Bootes, und die beiden anderen sprangen hinein. Albini ließ den Motor an und der Außenborder steuerte aufs Meer hinaus.
Nelly hörte das Motorboot aus nächster Nähe, konnte aber die kleine Bucht, zu der Gudrun sie führte, nicht sehen. Sie waren noch zu weit oberhalb auf dem Fußweg. Sie sah das Boot erst, als es schon auf das offene Meer zusteuerte. Als sie Albini erkannte, schrie sie laut auf, doch ihre Stimme ging im Motorenlärm unter. Sie packte ihr Handy:
»Tano, wir brauchen ein Polizeischnellboot, sofort. Bei Bogliasco hier unterhalb des Parks fährt ein Motorboot mit Albini und weiteren Personen an Bord aufs Meer hinaus, eine von ihnen ist, glaube ich, Mau. Schnell!«
Der Polizeivize hatte die Operation von seinem Büro aus permanent verfolgt. Sie fuhr fort:
»Und ich brauche einen Hubschrauber, er muss mich aufnehmen, absoluter Notfall! Mein Sohn ist in Lebensgefahr.«
Mau versuchte verzweifelt, Miriam zum Reden zu bringen, das unausweichliche Ende doch noch irgendwie abzuwenden.
»Aber woher hatte Habib denn dieses ... was auch immer es war?«
»Er hat es mir gestohlen, dieser dreckige Marokkaner. Es gehörte ihm«, sie deutete auf Matteo, »und Habib wollte ganz besonders schlau sein. Er wollte eine Menge Geld. Beteiligung. Stattdessen durfte er bei der Fischparty mitmachen, die wir jetzt auch für euch organisiert haben. Was stierst du mich so an, du Nutte? Ja, ich habe dich belogen, ganz wie es mir gefiel, und du dachtest immer, du seiest die Schönste im ganzen Land. Ich habe dich gebeten, die anderen von mir abzulenken, ich wusste, dass es eine Razzia geben würde! Und du, braves Mädchen, hast alles schön befolgt und Franci zum Teufel geschickt. Dieses Arschloch Habib hat ihm alles erzählt, weil er Schiss bekam, hat ihm den Mikrochip gegeben, und als Matteo und Paco ihn rangenommen haben, hat er zugegeben, dass er ihn hatte und dass Franci zur Polizei gehen würde. Das konnten wir nicht zulassen.«
»Und woher wusstest du, dass in der Schule eine Razzia stattfinden würde, am Montag?«, fragte Mau, für den jede Sekunde gewonnenes Leben war.
»Was geht dich das an? Ich wusste es eben. Wir haben unsere Informanten, direkt vor der Nase deiner lieben Mami. Wir wussten also, dass die Polizei im Anmarsch war, und haben alles organisiert. Matteo ist unschlagbar in so was. Er hatte sich schon länger im Nachbarhaus postiert, als Franci auf die Terrasse kam und sich in einer ... günstigen Position befand. Ich hatte Gian angerufen und ihm alles erklärt, dass er Franci nach dem Mikrochip durchsuchen müsse, sobald er stürzte. Er steckte bis an die Gurgel mit drin, er konnte nicht nein sagen. Er wollte nicht, bekam Gewissensbisse. Aber
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