Schneeflockenkuesse
»Roger kann meinetwegen nervös sein â das steht ihm zu. Aber du hast überhaupt keinen Grund dazu.«
Nathans Blick schweifte zu ihrem ausladenden Hut, der über und über mit Blumen bedruckt war. »Hat das Ding auch irgendwo eine Bewässerungsanlage?«, fragte er mit finsterem Gesicht.
Lachend drehte Mallory sich im Kreis, um sich ihm in ihrer ganzen Schönheit zu präsentieren. Sie trug ein rosafarbenes Kleid aus Organdy, Riemchenschuhe und einen Strauà Veilchen.
Nathan fühlte sich immer noch unbehaglich. »Es muss doch alles stimmen«, brummte er. »Was ist, wenn â¦Â«
»Ganz ruhig, Nathan. Entspann dich einfach.«
Plötzlich lachte er und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«
Seufzend zupfte Mallory ein letztes Mal an seiner Fliege. »Tu einfach so, als ob du auf der Bühne stehen würdest«, schlug sie vor.
In diesem Augenblick ging die Tür quietschend auf, und Roger trat mit dem Pastor ein. Er warf einen panischen Blick in Nathans Richtung.
Dass Roger das gleiche Unbehagen empfand wie er selbst, schien Nathan zu besänftigen, und seine Augen blitzten plötzlich verschmitzt auf.
»Komm ja nicht auf die Idee, den armen Mann aufzuziehen«, flüsterte Mallory.
Er lachte verschlagen. »So etwas würde ich doch nie tun.«
Der alte Pastor, selbst schon eine Institution auf der Insel, hatte auch Mallory und Nathan damals in der kleinen Kirche getraut. Jetzt räusperte er sich vielsagend, um anzudeuten, dass es Zeit war.
»Benimm dich!«, flüsterte Mallory ihrem Mann zu, bevor sie zu Pat in das angrenzende kleine Zimmer ging.
Als sie ihre Schwägerin sah, blieb ihr für einen Moment die Luft weg, und sie kämpfte gegen ihre Tränen aus Bewunderung und Zuneigung an. Die anderen Brautjungfern gingen hinaus, um im sonnigen Kirchhof zu warten. »Oh Pat, du bist wunderschön.«
Das Sonnenlicht, das durch das Buntglasfenster fiel, verwandelte die winzigen Perlen, mit denen Pats Kleid und der Schleier bestickt waren, in winzige, leuchtende Regenbogen. Trotz ihrer Pracht konnten sie nicht mit dem glücklichen Strahlen in Pats Augen konkurrieren. »Mallory«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Ich habe solche Angst.«
Mallory umarmte die junge Frau, die für sie wie eine Schwester war. »Tief durchatmen«, befahl sie in gespieltem Ernst.
Pat gehorchte, doch ihre blauen Augen waren geweitet, und ein Zittern durchlief ihren Körper. »Und wenn ich ohnmächtig werde oder nicht mehr weiÃ, was ich sagen muss?«
Mallory musste lachen. »Du bist genauso schlimm wie Nathan. Mach dir keine Sorgen, du wirst schon nicht ohnmächtig. Und du vergisst auch nicht, was du sagen musst.«
Doch Pat war noch lange nicht besänftigt. »Wir hätten nichts Eigenes schreiben sollen!«, rief sie panisch. »Es wäre besser gewesen, Pastor Holloway etwas aus seinem Buch vorlesen zu lassen. Dann hätten wir nur wiederholen müssen, was er sagt â¦Â«
»Patricia!«
Pat schloss die Augen und schwankte leicht in Mallorys Armen, doch gleich darauf lächelte sie.
In diesem Moment erklang die alte Kirchenorgel, und der sanfte Wind wehte die ersten Akkorde in den sonnenbeschienenen kleinen Raum.
»Mallory, es ist so weit.« Pat klang wieder panisch.
Mallory lachte. Sie führte ihre Schwägerin nach drauÃen über den sonnendurchfluteten Kirchhof zum Portal des alten Gebäudes. Dort übergab sie Pat an Nathan.
Stolz, die erste Brautjungfer zu sein, betrat Mallory am Arm von Rogers Trauzeugen die Kirche. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie Reporter, die sich Notizen machten, doch das Blitzlichtgewitter blieb diesmal aus. Dafür hatten Nathan und Pastor Holloway gesorgt.
Vor dem mit Orchideen geschmückten Altar drehten sie sich um und stellten sich links und rechts auf, um Pat entgegenzusehen.
Mallory hielt den Atem an, als Pat und Nathan langsam zum Altar schritten. Nathan sah ernst und konzentriert aus, als er die Braut zum Altar geleitete. In diesem Augenblick war Mallorys Herz von unendlicher Liebe zu ihm erfüllt.
Haus und Garten am Angel Cove quollen beinahe über vor Hochzeitsgästen. Mallory taten die FüÃe weg, und sie war froh, dass Nathan plötzlich an ihrer Seite war. Diskret führte er sie hinaus in die Halle, und dann hob er sie hoch. »Ich glaube, du hast für heute genug gefeiert«, erklärte er bestimmt, doch ein
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