Schneeflockenkuesse
dann im Penthouse ankam, war die Teilzeithaushälterin Mrs Callahan gerade dabei, die groÃen Räume zu saugen, während sie laut Nathans neuesten Song trällerte.
Unbemerkt ging Mallory an ihr vorbei zum Schlafzimmer. Sie schloss die Tür ab, legte sich auf das Bett und rollte sich zusammen wie ein verwundetes Tier, das keinen Platz hatte, um sich zu verstecken. Quälende Bilder stiegen in ihr auf. Diane und Nathan, wie sie in einer vornehmen Hotelsuite miteinander schliefen, sich im Mondschein an der australischen Küste liebten oder in der Garderobe der Konzerthalle. Bilder, die zweifellos in allen Einzelheiten in Dianes geplantem Buch auftauchen würden, damit alle Welt darüber lesen könnte.
Sie schloss die Augen und wälzte sich in hilflosem Hass hin und her. Der Gedanke, dieses Buch überall in den Auslagen zu sehen, war einfach unerträglich. Wie sollte sie es aushalten, dass Diane so nah an Angel Cove wohnte?
Als es Zeit für das Abendessen war, hatte Mallory keinen Appetit. Anstatt das Essen anzurühren, das Mrs Callahan bereitgestellt hatte, zog sie sich für das Konzert um. Sie entschied sich für Jeans, einen grauen Wollpulli und einen leichten bunten Poncho. Ihre Stimmung war am Boden, als sie sich mit Trish, Kate und Pat am verabredeten Platz traf und mit ihnen das Kingdome betrat.
Hinter der Bühne tummelten sich so viele Menschen, dass Mallory nicht mehr als einen kurzen Blick auf Nathan werfen konnte. Daher beschloss sie, zu ihren Freundinnen zu gehen, um sich mit ihnen in die dritte Reihe zu setzen. Sie wusste nicht einmal, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Doch plötzlich war Nathan da, trotz all der Menschen. Er sah wie immer umwerfend aus, in einer einfachen schwarzen Hose und weiÃem Seidenhemd.
»Hi«, sagte sie scheu, während Kate und Pat verschwörerische Blicke wechselten und sich dann auf die Suche nach Trish machten.
Nathan legte die Hände auf Mallorys Schultern und lächelte warmherzig. »Du bist also doch gekommen«, sagte er überrascht. »Ich hatte schon befürchtet, dass du so schnell wie möglich auf die Insel zurückwillst.«
Mallory zuckte zusammen, während Dianes Worte in ihrem Kopf widerhallten. Er wird auf deiner verdammten Insel verrotten. Er braucht seine Musik â¦
»Aber nicht so schnell, als dass ich dieses wichtige Ereignis versäumen möchte«, sagte sie mit belegter Stimme. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen flüchtigen Kuss. »Hals- und Beinbruch, Darling!«
Er lächelte. »Alles wird gut. Versprochen.«
Die Begeisterung des Publikums drauÃen wurde ohrenbetäubend. Sie verlangten nach ihm, Tausende von anonymen Frauen. Mallory zog sich für einen Moment der Magen zusammen, weil sie ihnen Nathan nun überlassen musste, auch wenn es nur für kurze Zeit war. Schweigend legte sie ihm einen Zeigefinger auf die Lippen. Dann drehte sie sich um und ging davon.
»Die Fans werden langsam unruhig«, bemerkte Trish, als Mallory sich auf den Sitz am Gang neben ihr fallen lieÃ. »Was macht er denn da hinten noch?«
Mallory zuckte die Schultern und sah sich im Konzertsaal um. Die Konzertbesucher wirkten verdrossen, fast sogar feindselig, und manche von ihnen weinten.
Sie wollen nicht, dass Nathan aufhört, selbst nicht für ein Jahr, dachte sie. Doch um nichts in der Welt hätte sie in diesem Moment zugegeben, dass sie der eigentliche Grund dafür war.
Es wurde dunkel auf der Bühne, und auf einmal legte sich angespannte Stille über den Saal. Als die Scheinwerfer angingen, stand Nathan da, während die Menge immer wieder laut seinen Namen rief. Er griff nach dem Mikrofon und rief mit tiefer, sinnlicher Stimme: »Ich grüÃe euch alle. Freut mich sehr, euch hier zu sehen.«
Das Publikum schrie, applaudierte und stampfte mit den FüÃen.
Nathan senkte den Kopf und wartete geduldig. Als die lautstarke BegrüÃung abgeebbt war, rief eine weibliche Stimme ein paar Reihen hinter Mallory flehend: »Hör nicht auf, Nathan!«
»Ich komme zurück, Baby«, versprach er. Erneut schrie die Menge vor Begeisterung, während Mallory ein Stich von Eifersucht durchfuhr. Und dann begann das seltsame geistige Liebesspiel zwischen Nathan und seinem Publikum.
Als er eine traurig-sinnliche Ballade anstimmte, hatte Mallory das Gefühl, wie Treibgut auf einem Meer aus allgemeiner
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