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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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schulterlangen Haare erwähntest, konnte ich es kaum glauben. Seit Beau Brummel in London das Sagen hat, sind Kurzhaarschnitte in der mondänen Herrenwelt en vogue. Lange Haare erscheinen mir bereits völlig unpassend… ein Relikt aus dem vorigen Jahrhundert. Aber ein Zopf! Weißt du, Kitty, ich denke, du irrst dich: Einen bezopften Riesen, der mitten am Tag Duelle ficht, wirst du im Adelsregister nicht finden. Den suchst du am besten auf der Liste der entsprungenen Patienten aus der Anstalt für Geisteskranke.«
    Kitty, weit davon entfernt, über die Worte ihrer Freundin gekränkt zu sein, kicherte belustigt: »Du vergißt, daß auch dein Bernard den Degen schwang. Steht er ebenfalls auf dieser Liste?«
    »Es ist mir unerklärlich, wie Reverend Westbourne in diese Lage gekommen sein könnte«, gab Mary Ann zu. »Vielleicht hat ihn das Ungeheuer dazu gezwungen? Hast du ein Gespräch zwischen den beiden verfolgen können?«
    Kitty kräuselte die Stirn, wie sie es immer tat, wenn sie angestrengt nachdachte: »Es ging alles sehr schnell«, sagte sie schließlich. »Das Duell war bereits in vollem Gange, als ich beim Ententeich ankam. Ich hörte, wie der Reverend sagte: ›Du wirst doch nicht im Ernst angenommen haben, Jas, daß du von mir auch nur ein Wort erfährst‹, und darauf erwiderte dieser: ›Das werden wir schon sehen‹, oder so ähnlich. Erwidern ist eigentlich nicht das richtige Wort. Er zischte es durch die geschlossenen Zähne. Sein Gesicht war angespannt, das energische Kinn vorgestreckt. Er unternahm einen ungestümen Angriff…«
    Mary Ann schrie erschrocken auf. Kitty schreckte aus ihren Gedanken: »Keine Angst. Dein Bernard schlug sich sehr tapfer. Und dabei hätte ich bisher nicht angenommen, daß er überhaupt in der Lage ist zu fechten. Ich habe den guten Reverend nie für einen Sportsmann gehalten.«
    »Du meinst, das Ungeheuer hat ihn nicht getötet?« vergewisserte sich Mary Ann.
    Kitty schüttelte den Kopf: »Zumindest nicht, solange ich dabei war. Dann begann allerdings Salomon laut zu wiehern, und ich beeilte mich, so schnell ich konnte davonzureiten. Ich hatte keine Lust, von den beiden Männern als Spionin hinter dem Busch zur Rede gestellt zu werden.«
    »Zu dumm.« Mary Ann seufzte. »Ich hätte so gern den Ausgang des Duells erfahren. Sicher war dein Ungeheuer dem armen Reverend bei diesem Fechtkampf überlegen. Wenn er ihn nur nicht ernsthaft verletzt hat. Der Reverend wollte erst nächste Woche wieder zum Schachspielen kommen! So lange kann ich nicht warten. Ich muß wissen, was es mit diesem seltsamen Abenteuer auf sich hat. Und ob der Geistliche das Duell unverletzt überstanden hat. Glaubst du, wir finden einen Grund, im Pfarrhaus vorzusprechen?«
    Kitty erhob sich: »Ich glaube, das wird gar nicht notwendig sein«, sagte sie langsam. »Ich habe eine viel bessere Idee. Ich wollte zwar zuerst absagen, aber das werde ich jetzt natürlich nicht tun.« Mit diesen rätselhaften Worten schritt sie zu ihrem Sekretär, schloß ihn auf und klappte die Schreibplatte herunter. Dann entnahm sie einem der Fächer eine violette Karte aus schwerem Büttenpapier und reichte sie an ihre Freundin weiter.
    »Das ist eine Einladung«, las Mary Ann ungläubig. »Wie kommst du denn zu dieser Einladungskarte?«
    »Du kennst doch Mrs. Nestlewood«, erklärte Kitty. »Du weißt, diese entsetzlich überschwengliche, dicke Dame, die vorgibt, eine entfernte Cousine meines verstorbenen Vaters zu sein. Kannst du dich erinnern, wie überrascht ich war, als sie vor einigen Monaten hier vorsprach und mich ›ihre liebe Nichte‹ nannte? Ich habe so meine Zweifel, ob sie tatsächlich meine Tante ist. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Papa derart vulgäre Verwandte besaß. Mrs. Cliffordscheint sie jedoch überzeugt zu haben, sonst würde diese die zahlreichen Besuche nicht gestatten. Das wäre mir im Grunde auch lieber. Natürlich würden wir die Schokolade und die anderen Süßigkeiten vermissen, die Mrs. Nestlewood mir mitbringt, nicht wahr, Annie? Doch auf die Plaudereien könnte ich gerne verzichten. Ich weiß nie, worüber ich mich mit der Dame unterhalten soll. Und gestern nachmittag hat sie dann überraschend diese Einladungskarte mitgebracht. Ich habe ganz vergessen, sie dir zu zeigen. Allerdings hielt ich es auch nicht für wichtig, denn ich hatte ja nicht vor, die Einladung anzunehmen. Du hättest Mrs. Nestlewood sehen sollen, als sie mir das Kuvert überreichte. Ich solle unbedingt kommen, hat sie

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