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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Überredungskünste der Damen, indem er sich erhob: »Wenn Sie gestatten, Mary Ann und ich möchten uns gerne in die Bibliothek zurückziehen.« Er wartete die Zustimmung nicht ab, sondern ging um den Tisch herum und blieb neben Mary Anns Stuhl stehen. Diese blickte mit überraschter Miene zu ihm empor, erhob sich jedoch, ohne zu zögern. Paulina beeilte sich,es ihr gleichzutun: »Wartet auf mich, ich komme mit!« Rasch legte sie ihre Serviette auf den Tisch. Mit wenigen Schritten war sie bei dem kleinen Sofa vor dem Kamin und griff nach der achtlos weggelegten Stickerei. St. James erstarrte.
    »Einen Moment, Paulina«, meldete sich Lady Silvie zu seiner großen Erleichterung zu Wort. »Es gibt da etwas, was Matthew und ich mit dir besprechen wollen. Nicht wahr, mein Lieber?« Es war offensichtlich, daß Lord Sandham keine Ahnung hatte, was er mit Paulina besprechen sollte, dennoch beeilte er sich, seiner Verlobten recht zu geben: »Ja, gewiß wollen wir das«, erklärte er bereitwillig.
    Dieser Aufforderung konnte sich ihre Cousine nicht gut widersetzen. Schmollend schob sie die Unterlippe vor und trottete widerwillig mit ihrer Cousine und deren Verlobten in den hinteren Teil des Salons. St. James warf seiner ehemaligen Verlobten einen dankbaren Blick zu. Diese zwinkerte zurück. Sie fand es nur recht und billig, ihm auch einmal einen kleinen Gefallen erweisen zu können.
    In der Bibliothek zündete Mary Ann die Kerzen in den Wandleuchtern an, wie sie dies an den vielen Abenden zuvor getan hatte. Und St. James legte ein weiteres Holzscheit in den Kamin. Auch das war wie jeden Abend. Und doch war alles ganz anders. Mary Ann drehte sich zu St. James um: »Shakespeare?« erkundigte sie sich, und ihre Stimme zitterte ganz leicht. Sie hob ihre Hand, um den dicken Wälzer vom Regal zu nehmen. Der Earl war zu ihr getreten und hielt ihren Arm fest. »Nein, nicht Shakespeare«, sagte er, und seine Stimme klang rauh. »Mir steht heute nicht der Sinn nach Lesen.« Er lächelte zu ihr hinunter: »Ich dachte, du würdest dich freuen, Wenn wir gemeinsam deinen Geburtstag feiern. Nur wir beide. Ich habe Shedwell gebeten, eine Flasche Champagner zu bringen. Du weißt, eine der Flaschen, die die tollkühne Silvie erst vor wenigen Tagen hat an Land bringen lassen.«
    »Eine aufregende Frau, Lady Silvie«, erklärte Mary Ann und fühlte sich ungewohnt befangen. »Bist du sehr traurig darüber, daß sie einen anderen liebt?«
    St. James stand noch immer nahe bei ihr und blickte mit unergründlichem Lächeln zu ihr hinunter: »Nicht im geringsten«, erklärte er.
    »Und so aufregend Silvie auch ist, sie ist nicht annähernd so aufregend wie die Frau, die ich heiraten werde.«
    Mary Ann trat rasch einige Schritte zurück: »Also, ich kann an Paulina Aldwin nichts Aufregendes finden«, platzte sie heraus.
    Ebenso rasch war St. James wieder bei ihr: »Wer spricht denn von Paulina Aldwin?« erkundigte er sich. »Vergiß Paulina, ich weiß, daß du sie nicht leiden kannst. Und du hast recht. Sie ist eine dumme, dünkelhafte Gans.«
    »Oh, oh, oh.« Mary Ann lächelte spöttisch. »Wie kommen Mylord zu dieser weisen Erkenntnis? Vor wenigen Tagen hast du doch noch ganz anders gesprochen…«
    St. James stand nun ganz nah vor ihr: »Habe ich nicht«, widersprach er hartnäckig.
    »Hast du doch.« Sie blickte zu ihm empor, und sein Gesichtsausdruck verschlug ihr beinahe die Sprache.
    »Wenn du vielleicht die Güte hättest, endlich Paulina Aldwin zu vergessen, dann könnte ich dir etwas Wichtigeres mitteilen.«
    »Schon vergessen«, hauchte Mary Ann fast lautlos. Sie blickte so voll unschuldiger Erwartung zu ihm auf, daß es St. James mit einem Male schwerfiel, ihr das zu sagen, was er ihr schon den ganzen Abend sagen wollte. Brüsk drehte er sich um und ging zum Kamin hinüber. Mit nervösen Fingern klopfte er gegen den messingbeschlagenen Sims. Verdammt, wie sagte man einer Frau, daß man sie liebte? In dieser Verlegenheit war er noch nie gewesen. Und was tat er, wenn sie seine Liebe nicht erwiderte? Eine höllische Situation. Und doch, er holte tief Luft, eine Situation, die es zu meistern galt: »Du bist doch jetzt volljährig?« fragte er und musterte eingehend seine Stiefelspitzen.
    Mary Ann wußte nicht, was sie von dem abrupten Stimmungswechsel Seiner Lordschaft halten sollte. »Ja, das bin ich«, bestätigte sie und wartete gespannt, was er wohl als nächstes fragen würde.
    St. James hob den Kopf und lächelte ihr etwas unsicher zu:

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