Schneegestöber (German Edition)
»Das ist gut. Das ist sehr gut.« Langsam kam er näher. »Denn nun bist du deine eigene Herrin, nicht wahr? Du kannst selbst entscheiden, wen du heiraten möchtest?«
Mary Ann nickte beklommen.
»Wie schön!« fuhr St. James fort. »Nichts hätte ich weniger gerne getan, als bei deinem Bruder um deine Hand anzuhalten. Er ist ein verflixt selbstgerechter, aufgeblasener Kerl, der gute John.«
»Um meine Hand anhalten?« erkundigte sich Mary Ann mit leiser Stimme.
»Natürlich, um deine Hand anhalten!« rief der Earl, wie immer leicht ungeduldig, aus. »Wovon rede ich denn die ganze Zeit? Mußt du es mir so schwermachen? Sag bloß, du liebst mich nicht?«
»Seit wann hat denn bei dir Ehe etwas mit Liebe zu tun?« Sein vorwurfsvoller Ton forderte sofort ihren Widerspruch heraus.
»Hat sie ja auch gar nicht«, widersprach er trotzig. Und dann riß er sie ungestüm in seine Arme. »Im allgemeinen, meine ich. Doch bei uns beiden ist es etwas anderes. Dich liebe ich nämlich, Mary Ann Rivingston. Und nun spann mich doch nicht länger auf die Folter. Sag schon, liebst du mich, und willst du mich heiraten?«
Mary Ann konnte nicht glauben, was sie da hörte. »Meinst du das ernst, St. James?« erkundigte sie sich.
Er hielt sie noch immer mit seinen Armen fest umfangen. »Merkst du das nicht?«
Mary Ann sah die Zärtlichkeit in seinem Gesicht und nickte. »Doch, tatsächlich, du meinst es wirklich und wahrhaftig ernst. Ich liebe dich auch, St. James.« Weiter kam sie nicht. Mit einem glücklichen Lächeln hatte er sie an sich gezogen, und nun küßte er sie mit lang aufgestauter Leidenschaft. Glücklich stellte er fest, daß ihre Leidenschaft der seinen in nichts nachstand. Was für eine aufregende Ehe sie führen würden.
»So, da bin ich wieder«, meldete sich Paulinas Stimme von der Tür her. »Es war gar nicht so wichtig, was mir Silvie… aber was macht ihr denn da? Mama! Ich werde sofort Mama holen. Ich dachte, ihr lest wieder in dem alten Buch.«
Aufseufzend gab St. James Mary Ann frei. Nun tauchte auch Lady Silvie im Türrahmen auf: »Entschuldige bitte, St. James. Ich habe alles versucht. Ich konnte sie einfach nicht länger aufhalten«, sagte sie reuevoll.
Der Earl wandte sich wieder Mary Ann zu, den Arm noch immer um ihre Schulter gelegt: »Hast du eben ja gesagt?« wollte er wissen.
Mary Ann wußte sofort, was er meinte: »Ja!« sagte sie laut und deutlich.
Er blinzelte ihr glücklich zu: »Es ist schon gut, Silvie. Paulina kann ruhig hierbleiben«, erklärte er fröhlich. »Und ihr alle auch«, fügte er hinzu, als er Kitty und Al im Türrahmen erblickte. »Mary Ann hat eben eingewilligt, meine Frau zu werden. Wir haben also in Zukunft noch genügend Zeit, alleine …«
Mary Ann errötete zutiefst, als sie die lachenden Gesichter ihrer Freunde wahrnahm. »…Shakespeare zu lesen«, vervollständigte sie.
Weitere Kostenlose Bücher