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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Kopf.“
    Lindsay sieht
das Ganze jedoch etwas anders. Mit prüfendem Blick mustert sie Lia über ihren
Salatteller hinweg durch die schwarzen Fransen ihres Ponys.
    „Du siehst
fertig aus. Warst du letzte Nacht wieder unterwegs?“
    Diese Frage
stellt ihr Lindsay mindestens ein Mal die Woche, meist jedoch öfter. Zu ihrer
Schande muss Lia sie jedes Mal bejahen.
    „Wann wirst du
endlich lernen, dass man unter der Woche nicht feiern geht, wenn man am
nächsten Tag Schule hat?!“, fragt Lindsay vorwurfsvoll und klingt dabei wie die
fürsorgliche Mutter, die Lia niemals hatte. In Erwartung der nächsten Frage
zuckt Lia nur mit den Schultern und stochert geistesabwesend in der gelbbeigen
Masse auf ihrem Teller herum.
    „Bist du alleine
nach Hause gegangen?“
    Lia schüttelt
den Kopf und spürt, wie Mike neben ihr scharf die Luft einzieht.
    „Weißt du
wenigstens seinen Namen?“, will Lindsay empört wissen und steckt sich
kopfschüttelnd ein Stück Gurke in den dunkelviolett geschminkten Mund. Es ist
nicht das erste Mal, dass Lia sich für ihr Verhalten schämt und immer wieder
nimmt sie sich vor, nie wieder unter der Woche auszugehen. Am Besten nie wieder
überhaupt feiern zu gehen. Und vor allem nie wieder einen fremden Mann mit nach
Hause zu nehmen oder gar mutterseelenallein mit zu ihm nach Hause zu gehen.
Doch nicht ein Mal hat sie es bisher geschafft, sich an ihre Vorsätze zu
halten. So albern wie es auch klingt, fühlt es sich fast wie ein Zwang an. Sie
kann nicht anders, aber dann denkt sie sich jedes Mal, dass sie sich vielleicht
nur noch nicht genug Mühe gegeben hat. Obwohl sie selbst nicht einmal weiß,
warum sie es immer wieder tut, denn es macht ihr nicht mal Spaß. Ganz abgesehen
von den Quälereien in der Schule, die sie sich damit einhandelt.
    „Ich brauche
einfach die Ablenkung“, gibt sie jedoch trotzig an Lindsay gewandt zurück. Das
hört sich immer noch besser an, als zu behaupten, dass man keine Kontrolle über
den eigenen Körper hätte.
    „Andere suchen
sich deshalb ein Hobby und gehen nach der Schule schwimmen oder spielen in
einer Band. Das ist wohl für dich zu banal. Du musst immer etwas Besonderes
sein. Dass du uns damit mit in den Dreck ziehst, ist dir egal!“, schimpft
Lindsay aufgebracht und spricht damit nur aus, was Lia bereits weiß. Es gibt
nichts, was sie noch zu ihrer Entschuldigung sagen könnte, denn es ist alles
bedeutungslos, wenn sie es nicht endlich schafft, sich zu ändern. Bei dem Blick
in Mikes von der Brille vergrößerten, traurigen Hundeaugen schnüren ihr die
Schuldgefühle fast den Hals zu.
    „Warum suchst du
dir nicht einfach einen netten Jungen, der es auch ernst mit dir meint?“
    Lia seufzt. „Das
möchte ich wirklich keinem antun.“
    „Mit ihren
ständigen Eskapaden hat sie sich auch jede Chance, ernst genommen zu werden,
verbaut.“, mischt sich Lindsay ein und sendet Mike über den Tisch hinweg einen
gereizten Blick entgegen.
    „Quatsch! Es
gibt jede Menge Jungen, die gerne mit ihr zusammen wären und nur zu schüchtern
sind, um es zu sagen“. Er wendet sich an Lia und legt dabei vertraulich seine
Hand auf die ihre.
    „Du bist toll
und wer dich wirklich kennt, weiß das auch! Und wer das nicht sieht, der hat
dich auch gar nicht verdient!“
    Gerührt von
Mikes Worten senkt sie verlegen den Blick. So ist Mike. Gutmütig und treu, aber
zum Glück nicht ihr Typ, denn sie würde ihm das Herz brechen, noch mehr, als
sie es ohne hin schon tut. Verärgert schnaubt Lindsay auf. Ihr Blick starrt zornerfüllt
auf ihre übereinandergeschlagenen Hände.
    „Ich wünschte,
jemand würde so etwas mal zu mir sagen, aber wahrscheinlich muss sich ein
Mädchen erst wie eine Schlampe benehmen, um die Aufmerksamkeit eines Typen zu
erregen!“
    Ihr Getränk
schwappt über, als sie wütend ihren Stuhl vom Tisch stößt und verärgert die
Cafeteria verlässt. Mike blickt ihr besorgt nach, ohne den wahren Grund für
ihren Ausraster zu erkennen. Stattdessen wendet er seine volle Aufmerksamkeit
wieder Lia zu, die wie ein Häufchen Elend am Tisch kauert.
    „Ich weiß, sie
meint es nicht so…“, sagt sie schnell, als sie Mikes Blick sieht und sofort
weiß, dass er diesen Satz jetzt sonst bringen würde. Und vielleicht meint es
Lindsay auch wirklich nicht so, aber das Problem ist, dass sie Recht hat. Es
ist egal, wie sie sich benimmt und mit wie vielen Männern sie schläft, Mike
wird sie immer toll finden. Doch anstatt sich darüber zu freuen, bereitet es
Lia nur ein

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