Schneesturm und Mandelduft: Kriminalroman (German Edition)
der unbekümmerte Ton zuwider war, wusste er, dass Bernard recht hatte. Hier gab es nichts mehr zu tun.
Eine halbe Stunde später legte das Boot ab. Der Abend war dunkel, aber sternenklar, und die Laternen des Boots beleuchteten den Schnee auf dem Eis, durch das der Eisbrecher eine Rinne gebahnt hatte. Alle wussten inzwischen, was im Laufe der letzten vierundzwanzig Stunden auf Valö wirklich geschehen war. Alle saßen schweigend da. Sie entfernten sich langsam von der Insel. Vor ihnen befand sich das in der Dunkelheit glitzernde Fjällbacka.
Auf dem Deck des Schiffs lagen die beiden Toten unter einer Plane. Es war fünf Tage vor Weihnachten.
Ein einsamer Leuchtturm, ein grausamer Mord
und eine Frau auf der Flucht – der neue Krimi-Bestseller
von Camilla Läckberg
Camilla Läckberg
Der Leuchtturmwärter
Kriminalroman
Aus dem Schwedischen
von Katrin Frey
ISBN 978-3-471-35080-5
Schriftstellerin Erica Falck hat mit ihren Zwillingen alle Hände voll zu tun, seit ihr Mann Patrik wieder im Polizeidienst ist. Sie findet kaum Zeit für ihre alte Schulfreundin Annie, die gerade in das idyllische Fischerdorf Fjällbacka zurückgekehrt ist. Annie zieht in den Leuchtturm auf der kleinen Insel vor der Küste. Dort soll es nachts spuken, und dunkle Legenden ranken sich um den Ort. Annie scheint es nicht zu stören, vor allem seit Mats, ihre erste große Liebe, zu ihr zurückgekehrt ist. Doch dann wird Mats brutal ermordet. Patrik und Erica beginnen zu ermitteln.
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E rst als sie das Lenkrad umfasste, sah sie, dass ihre Hände voller Blut waren. Die Finger blieben am Leder kleben. Sie scherte sich jedoch nicht darum, sondern legte den Rückwärtsgang ein und fuhr so forsch aus der Garageneinfahrt, dass unter den Reifen der Schotter hochspritzte.
Die Fahrt würde lange dauern. Sie warf einen Blick auf die Rückbank. Sam schlief, eingewickelt in eine Decke. Eigentlich hätte sie ihn anschnallen müssen, aber sie brachte es nicht übers Herz, ihn zu wecken. Sie musste nur so vorsichtig wie möglich fahren. Automatisch nahm sie den Fuß ein wenig vom Gas.
Die Sommernacht ging bereits ihrem Ende zu. Die dunklen Stunden, kaum dass sie begonnen hatten, waren schon fast vorüber. Trotzdem erschien ihr diese Nacht endlos. Alles hatte sich geändert. Fredriks braune Augen hatten reglos an die Decke gestarrt, und sie hatte begriffen, dass sie nichts mehr tun konnte. Sie musste sich und Sam in Sicherheit bringen. An das Blut und an Fredrik durfte sie nicht denken.
Es gab nur einen Ort, wohin sie flüchten konnte.
Sechs Stunden später waren sie angekommen. Fjällbacka wurde langsam wach. Sie stellte den Wagen bei der Küstenwache ab und überlegte eine Weile, wie sie alles transportieren sollte. Sam schlief noch immer tief und fest. Sie nahm eine Packung Taschentücher aus dem Handschuhfach und wischte sich notdürftig die Hände sauber. Das Blut ließ sich nur schwer entfernen. Dann hievte sie das Gepäck aus dem Kofferraum und zog die Koffer nach Badholmen, wo das Boot lag. Sie fürchtete, dass Sam aufwachen würde, hatte aber zur Sicherheit das Auto abgeschlossen, damit er nicht aussteigen und womöglich ins Wasser fallen konnte. Ächzend stellte sie die Koffer ins Boot und löste die Sicherheitskette, die verhindern sollte, dass das Boot gestohlen wurde. Anschließend rannte sie zurück zum Auto und stellte erleichtert fest, dass Sam noch genauso ruhig schlief wie vorher. Sie nahm ihn auf den Arm und trug ihn in der Decke zum Boot. Beim Einsteigen achtete sie darauf, nicht auszurutschen. Vorsichtig legte sie Sam ins Boot und drehte den Zündschlüssel um. Beim ersten Versuch gab der Motor nur ein Hüsteln von sich. Sie war lange nicht mit dem Boot gefahren, hatte aber das Gefühl, dass sie es schaffen würde. Rückwärts legte sie ab und steuerte das Boot aus dem Hafen.
Die Sonne schien, aber sie wärmte noch nicht. Langsam ließ die Anspannung nach, und die entsetzliche Nacht fiel von ihr ab. Sie betrachtete Sam. Ob er einen dauerhaften Schaden davongetragen hatte? Ein Fünfjähriger war verletzlich. Man konnte nicht wissen, was in seinem Innern zerbrochen war. Sie würde alles tun, um ihn zu heilen. Das Böse würde sie wegküssen wie nach einem Fahrradsturz oder wenn er sich die Knie aufgeschlagen hatte.
Die Strecke war ihr vertraut. Sie kannte jede Insel, jede Schäre. Sie steuerte Väderöbod an und entfernte sich immer weiter von der Küste. Der Seegang war nun etwas
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