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Schneesturm und Mandelduft: Kriminalroman (German Edition)

Schneesturm und Mandelduft: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schneesturm und Mandelduft: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Schuhe auszuziehen und wäre um ein Haar ausgerutscht, als er durch die Diele hastete. Im letzten Augenblick bekam er das Treppengeländer zu fassen und gewann das Gleichgewicht zurück. Er rannte nach oben und den Gang entlang zu Mattes Zimmer.
    Hinter sich hörte er die Rufe der anderen, aber er war so auf das fixiert, was er zu tun hatte, dass er sie kaum registrierte. Er musste recht haben. Er wusste, dass er recht hatte. Das erklärte alles!
    Als er die Tür von Mattes Zimmer öffnete, bremste er sich. Sein Herz schlug rasend schnell, zum einen wegen des Spurts auf der Treppe und zum anderen wegen der Aufregung über das, was er nun zu wissen glaubte. Er trat vorsichtig ins Zimmer, ging um die Blutlache am Boden herum und näherte sich dem offenen Kamin. Er starrte auf das fehlende Stück im Sims und streckte eine Hand aus, die steifgefroren war. Er zog sie wieder zurück und rieb sich ungeduldig die Hände, um ein wenig Beweglichkeit zurückzugewinnen. Als die wieder da war, streckte er erneut eine Hand aus und tastete sich unter dem Kaminsims voran. Zuerst spürte er nichts. Er wurde unsicher. Und wenn er sich täuschte? Aber er suchte weiter, und als seine Finger etwas Hartes und Kaltes berührten, schwappte eine Welle der Erleichterung durch seinen Körper. Er hatte recht gehabt. Hinter sich hörte er Stimmen.
    »Was treiben Sie da?« Bernard stand mit verwirrtem Gesichtsausdruck und ungewohnt zerzauster Frisur in der Türöffnung. Hinter ihm waren Harald und Gustav zu sehen, und sie wirkten ebenso verwundert.
    Ohne etwas zu sagen, packte Martin den Gegenstand, den er ertastet hatte, und zog ihn hervor. Die Männer an der Tür schnappten nach Luft, als sie sahen, was er in der Hand hielt.
    »Die Pistole?«, sagte Harald fassungslos. »Aber … Wie um alles in der Welt ist sie dorthin gelangt?«
    Martin zog fester daran und zeigte es ihnen. Er sagte noch immer nichts. Die Pistole war mit einem Gummiband befestigt.
    »Ich … ich verstehe nicht …« Gustav schüttelte den Kopf und starrte auf die Pistole und das elastische Band.
    Martin wollte seine Schlussfolgerungen noch nicht offenlegen, sondern wandte den Männern wieder den Rücken zu und tastete weiter die Unterseite der Kamineinfassung ab. Erneut breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht aus, als seine Finger diesmal auf etwas aus Plastik stießen. Er zog vorsichtig daran. Es raschelte, gab aber nicht nach. Er hob es an und brachte schließlich eine Plastiktüte zum Vorschein. Eine ganz normale Supermarkttüte. Sie war schwer, und er stellte sie behutsam ab, um hineinzusehen. Zwei Dinge lagen in der Tüte: eine Videokamera und ein Briefumschlag.
    Inzwischen waren die drei Männer der Familie Liljecrona ins Zimmer getreten und standen im Kreis um Martin herum. Alle drei sahen aus wie lebende Fragezeichen.
    »Warum hing da eine Videokamera im Kamin?« Gustav sah Martin fragend an.
    »Werden wir gleich sehen«, antwortete Martin und drückte auf On.
    Die Kamera surrte los, und Martin drückte auf Rewind, dann auf Play. Zunächst wurde das Display schwarz, aber nach einigen Sekunden waren zwei vertraute Stimmen zu hören. Matte und Ruben.
    Großvater Ruben saß in seinem Rollstuhl vor der Kamera, und Matte schien hinter der Kamera zu stehen. Ruben räusperte sich.
    »Wenn ihr das hier seht, bin ich tot.«
    Harald schnappte nach Luft. Gustav wurde schneeweiß, aber Bernard wirkte beinahe amüsiert. Es war, als ahnte er bereits, was nun folgen würde.
    Ruben fuhr fort:
    »Mir bleibt noch ein halbes Jahr zu leben, sagen die Ärzte. Es entspricht mir nicht aufzugeben, daher habe ich alle erdenklichen Spezialisten konsultiert, aber sie kommen alle zur selben Diagnose. Es ist vorbei. Und es wird qualvoll. Und unwürdig. Wie ihr wisst, kann ich mit Qualen durchaus leben. Aber ein unwürdiges Ende … Niemals. Daher habe ich mich entschieden, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Und ich kann der Versuchung nicht widerstehen, euch dabei eins auszuwischen. Ihr habt mich aufs Tiefste enttäuscht, seid meinen Erwartungen nie gerecht geworden. Aber keine Sorge, ihr kriegt das Geld. Wenn ich euch richtig einschätze, wird es euch kein Glück bringen, sondern eher dazu führen, dass ihr euch selbst zugrunde richtet. Mag sein. Aber ich habe nicht vor zu sterben, ohne euch vorher ein wenig leiden zu lassen.«
    Ruben lächelte und streckte die Hand nach etwas aus, das sich außerhalb des Kamerabilds befand. Martin erkannte im Hintergrund das

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