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Schneesturm und Mandelduft

Schneesturm und Mandelduft

Titel: Schneesturm und Mandelduft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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aufzuschneiden.
    Martin schenkte sich eine Tasse ein. Dann lehnte er sich gegen den Türpfosten und blickte zum Fenster hinaus. Keinerlei Anzeichen, dass der Sturm nachließ.
    »Ganz schön heftig da draußen«, sagte Börje, während er Getränke aus dem Kühlschrank holte. Die Flaschen klirrten laut.
    »Ja, kann man wohl sagen.« Martin nippte an seinem Kaffee, verbrannte sich aber fast die Lippen. Er musste ihn ein wenig abkühlen lassen.
    »Also …« Kerstin drehte sich zu Martin um und schien etwas auf dem Herzen zu haben. »Also − wir wollten Sie fragen, ob Sie vielleicht so nett wären, die Schnitzel aus der Kühlkammer zu holen? Damit sie bis heute Abend auftauen.«
    Martin begriff nicht sofort, warum ausgerechnet er sie holen sollte. Dann ging ihm ein Licht auf. Ruben lag ja da drin. Martin stellte die Kaffeetasse ab.
    »Natürlich. Kein Problem.«
    Kerstin und Börje wirkten sehr erleichtert.
    Ganz so unbefangen, wie er geklungen hatte, war Martin aber nicht. Er zögerte kurz, bevor er den Türgriff der Kühlkammer herunterdrückte. Die Eigentümer des Hauses dachten wohl, er sei als Polizist den Anblick von Leichen gewohnt. Das war vielleicht in der Großstadt der Fall, aber er selbst hatte erst zweimal in seinem Leben Tote gesehen – einen bei einem Autounfall nördlich von Tanum, und dann noch einen Touristen, der besoffen ins Wasser gefallen war.
    Er trat in die Kühlkammer. Ruben lag noch da. Martin wunderte sich, dass ihm nicht unheimlicher zumute war. Irgendwie wirkte der Raum sehr friedlich.
    Ruben lag rücklings auf dem Tisch, wie sie ihn am Abend zuvor hingelegt hatten. Schon seltsam, dass noch nicht einmal ein ganzer Tag seit dem dramatischen Abendessen verstrichen war. Weil alle auf engstem Raum versammelt waren, hatte Martin das Gefühl, dass sie schon seit Wochen, Monaten, seit einer Ewigkeit in diesem Haus eingeschlossen waren.
    Er ging vorsichtig um den Toten auf dem Tisch herum zur Gefriertruhe. Plötzlich glaubte er, aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrzunehmen, begriff aber im selben Moment, dass er sich das nur einbildete. Ruben lag reglos da.
    Der Deckel der Gefriertruhe klemmte, Martin musste mit aller Kraft daran rütteln. Kalte Luft schlug ihm entgegen, und er fuhr zurück.
    Die Schnitzel lagen ganz oben, deutlich mit der Handschrift einer Frau gekennzeichnet. Das große Paket war so kalt, dass seine Hände brannten, und Martin lief schnell an dem Tisch vorbei, auf dem Ruben lag, und schloss die Tür hinter sich.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Kerstin. Ihrem Ton nach hörte es sich eher so an, als sei er auf Skiern zum Nordpol gelaufen, anstatt in die Kühlkammer, um Schnitzel zu holen.
    »Ja klar«, antwortete Martin und war froh, das eisige Paket hinlegen zu können. Er massierte sich die Hände, um die Durchblutung anzuregen, und griff nach seiner Kaffeetasse, die nun angenehm wärmte.
    »Haben Sie sich schon eine Meinung zu der Sache bilden können?« Börje deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Kühlkammer.
    Martin überkam ein Gefühl von Niedergeschlagenheit. Er konnte nichts als die Wahrheit sagen.
    »Nein, das kann ich nicht behaupten. Keiner hat etwas bemerkt. Keiner weiß etwas. Keiner hat irgendein Motiv. Trotzdem wirken sie alle wie Hund und Katz.«
    Börje lachte. »Ja, ich habe gehört, dass Sie zum ersten Mal dabei sind, um der Familie vorgestellt zu werden. Da sind Sie ja in einem schönen Schlamassel gelandet!«
    Kerstin rammte ihrem Mann den Ellbogen in die Seite. »Aber Börje, so was sagt man doch nicht!«
    Martin lachte. »Kein Problem. Sie haben recht. Das ist ein schöner Schlamassel.«
    Sie lachten alle drei, und Martin spürte, wie der Druck in seiner Brust ein wenig nachließ.
    Der Hass pulsierte noch immer in seinen Adern. Er hatte einfach von dort weggemusst. Sonst hätte der Hass die Oberhand gewonnen, ihn besiegt und ihn dazu gebracht, Dinge zu tun, die er später bereut hätte.
    Matte saß mit dem Rücken zur Tür in seinem Zimmer und ballte rhythmisch die Hände. Nur solange die Tür zu und abgeschlossen war, fühlte er sich sicher. Nur solange er allein war, fühlte er sich sicher. Andere Menschen waren eine Gefahr, ein Risiko. Sie mochten voller guter Absichten sein, ja, sogar voller Liebe, aber im Grunde waren sie gefährlich und böse. Der einzige Mensch, dem er vertraut hatte, war Großvater gewesen. Bei ihm hatte er sich entspannen können und er selbst sein. Er hatte von den Gedanken erzählen können, die in seinem Kopf hin und

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