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Schneesturm und Mandelduft

Schneesturm und Mandelduft

Titel: Schneesturm und Mandelduft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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her und rauf und runter rasten, ständig auf der Suche nach einer Stelle, an der sie sich festsetzen konnten. Großvater hatte ihn verstanden. Nie gezweifelt. Nie wie Vater geschimpft oder geweint wie Mutter oder ihn verächtlich angesehen wie Lisette. Er hatte ihn nie verhöhnt wie Bernard. Die anderen hatten keine Ahnung. Sie begriffen nicht, warum er Bernard so abgrundtief verabscheute. Matte hatte versucht, sich zu beherrschen und die Erinnerungen unter den Teppich zu kehren. Er hatte versucht, sich so zu verhalten, wie sie es wollten. Aber die Erinnerungen blieben. Sie brachen stets hervor, wenn er am wenigsten auf der Hut war. Bernard und er waren auf dieselbe Schule gegangen. Nicht in dieselbe Klasse, aber doch nah genug. Bernard hatte ihn während der gesamten Schulzeit gequält. Er war eine Führernatur, und die anderen waren seinem Beispiel gefolgt. Hatten ihn, Matte, verhöhnt und geschlagen, ausgelacht und gepeinigt. Bernard war überall. Ständig grinsend. Ständig auf der Jagd nach neuen Wegen und Mitteln, Mattes Dasein zu zerstören. Mit den Jahren war es besser geworden. Sie waren nicht auf demselben Gymnasium gelandet, und Bernard hatte wohl auch die Lust verloren und neue Ventile für seine Boshaftigkeit gefunden. Aber wenn sie sich sahen, war es immer da. Dieses Grinsen. Es verriet, dass Bernard Bescheid wusste, dass er Matte durchschaute, und dass er haargenau wusste, auf welche Knöpfe er drücken musste, um ihn fertigzumachen.
    Das war das Einzige, was er seinem Großvater nie erzählt hatte. Er wusste, dass Ruben teilweise Bernards wahre Natur erkannte, aber nicht vollständig. Er hatte noch immer einen Funken Hoffnung für Bernard. Und den wollte Matte ihm nicht nehmen. Daher schwieg er, wenn Ruben über Bernard sprach. Schwieg, wenn dieser Dinge sagte wie: »Es wird schon noch ein brauchbarer Mensch aus ihm werden, er muss sich nur ein wenig austoben. Er meint es ja nicht böse.« In diesen Augenblicken sah er seinen Großvater immer fragend an. Glaubte er wirklich, was er sagte? Erkannte er nicht, dass Bernard nur eine Maske trug und dass sich hinter seinem schönen, perfekten Lächeln das Böse verbarg? Vielleicht. Vielleicht nicht. So oder so beschloss Matte früh, dass er seinem Großvater diese Hoffnung nicht nehmen würde. Im Laufe der Jahre würde die Wahrheit von selbst herauskommen.
    Aber jetzt war die Zeit verstrichen, und Großvater war tot. Sein einziger Freund auf Erden. Der einzige Mensch, bei dem er sich geborgen fühlte. Tot. Und Bernards Grinsen verhöhnte ihn. Verkündete, dass er, Bernard, zuletzt die Oberhand behalten hatte.
    Plötzlich donnerte es so laut, dass die Scheiben klirrten. Zum Schneesturm kam jetzt auch noch ein Gewitter! In diesem Augenblick wurde Matte klar, was er tun musste. Aber zuerst musste er sich ein wenig ausruhen. Er legte sich aufs Bett und schloss die Augen. Nach wenigen Atemzügen schlief er.
    »Ja, das nenne ich ein Drama.« Gustav Liljecrona, seine Frau und seine Kinder hatten sich in der Ecke des weißen Sofas niedergelassen. Aus der Küche drangen verlockende Düfte in die Bibliothek, und Gustavs Magen knurrte vernehmlich.
    »Wird Zeit, einen Happen zu essen«, sagte er voll aufgesetzter Heiterkeit und trank einen Schluck Cognac, der bereits zu dieser frühen Stunde sehr reichlich ausgeschenkt wurde. An einem solchen Wochenende waren die Benimmregeln außer Kraft gesetzt.
    Niemand ging auf seinen Versuch ein, eine belanglose Unterhaltung in Gang zu bringen. Bernard rieb sich den Hals und murrte: »Verdammt, ich kriege bestimmt einen riesigen blauen Fleck. Freu mich schon, das im Büro zu erklären. Da fährt man zu einem Familienwochenende und kommt mit einem Würgemal zurück …«
    »Ja, Matte war schon immer instabil. Ich verstehe nicht, wieso sie nicht schon früher etwas dagegen unternommen haben. Er ist ja eine Gefahr für seine Umgebung.« Gustav schüttelte den Kopf und ließ das Cognacglas in der Hand kreisen.
    »Denkt ihr …?« Miranda unterbrach sich, setzte aber dann fort: »Denkt ihr, dass Matte …?« Sie beendete den Satz nicht, sah aber, dass das gar nicht nötig war. Die Augen der anderen begannen zu funkeln.
    »Mensch, ist doch vollkommen klar«, sagte Bernard, auf einmal viel munterer. Er setzte sich nun aufrecht hin und fuhr eifrig fort: »Natürlich ist es Matte! Der hat ja schon immer nicht ganz richtig getickt. Und habt ihr gesehen, wie er auf mich losgegangen ist?«
    »Aber Ruben und er standen sich doch so nahe«,

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