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Schneesturm und Mandelduft

Schneesturm und Mandelduft

Titel: Schneesturm und Mandelduft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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drehten sich zur Tür um. Aus der Bibliothek waren laute Stimmen zu hören, scheinbar wurden auch Möbel verschoben. Martin sprang auf. Als er wenige Sekunden darauf in die Bibliothek trat, standen sich Matte und Bernard gegenüber. Matte hatte offenbar die Oberhand, er hatte Bernard gegen die Wand gedrängt. Mit beiden Händen hielt er Bernard am Kragen fest und schrie ihn an. Spucke landete auf Bernards Gesicht, aber er schien es nicht zu wagen, die Hände hochzunehmen, um sie sich abzuwischen.
    »Halt die Fresse, du Arschloch! Hörst du das! Halt die Fresse!« Matte war blass vor Wut, und bei jedem Wort presste er Bernard härter gegen die Wand. Sie standen direkt neben dem Weihnachtsbaum, der bedrohlich schwankte.
    »Bernard wollte nicht …« Gustav wusste sich keinen Rat und blickte hilflos von seinem Sohn zu seinem Neffen.
    »Was ist passiert, Gustav?«, fragte Vivi, die Martin gefolgt war.
    »Dein Sohn hat meinen Sohn beschuldigt, Ruben ermordet zu haben.«
    Brittens Stimme klirrte wie Eiswürfel, als sie sich an ihre Schwägerin wandte. Dann drehte sie sich zu Matte um und bat ihn mit deutlich sanfterer Stimme:
    »Bitte, Matte, hör jetzt auf. Lass Bernard los. Kümmere dich nicht darum, was er sagt. Er ist ein Idiot, das weißt du doch.«
    »Was sagst du da über meinen Sohn!« Gustav ballte die Faust und blickte Britten herausfordernd an.
    »Du hast gehört, was ich gesagt habe, Gustav. Dein Sohn ist ein Riesenidiot, und das ist kein großes Geheimnis!«
    »So etwas kommt ausgerechnet von dir mit diesem psychischen Wrack als Sohn! Wäre Ruben nicht gewesen, dann würde er wohl noch heute in dieser Einrichtung hocken! Wobei man ja jetzt sieht, dass das besser gewesen wäre!«
    Gustav und Britten standen sich wie zwei Boxer im Ring gegenüber. Daneben hielt Matte noch immer Bernard in einem harten Griff und schien überhaupt nicht zu merken, was um ihn herum geschah. Die übrigen Mitglieder der Familie Liljecrona waren wie versteinert.
    Martin war klar, dass er handeln musste. Mit aller Autorität, die in ihm steckte, rief er: »Wir sollten uns alle erst mal beruhigen!« Dann machte er einen Schritt auf Matte zu und zog ihn von Bernard weg. Das ging erstaunlich leicht. Sämtliche Anspannung schien aus Matte zu weichen, sobald Martin ihn am Arm packte, er sank auf den nächsten Sessel.
    Bernard blieb stehen und rieb sich die Brust. Sein Hemd war völlig zerknittert, sicherlich würde er einen ordentlichen Bluterguss davontragen. Doch selbst ohne den Auslöser für den Streit mitgekriegt zu haben, hatte Martin das Gefühl, dass Bernard verdiente, was er abbekommen hatte.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Martin.
    »Den sollte man verflucht noch mal einsperren! So ein Irrer!«, fauchte Bernard und starrte Matte an. Aber Lisettes Bruder nahm keine Notiz mehr von ihm. Er kauerte im Sessel, den Kopf in die Hände gestützt, und stierte ins Leere.
    Britten ging die wenigen Meter zu ihm und sank neben dem Sessel in die Knie. Sie strich ihm sanft über den Rücken, während sie leise und besänftigend auf ihn einredete.
    »Mannomann, der hatte schon immer einen Schlag!« Bernard rückte seine Krawatte zurecht.
    »Jetzt beruhige dich mal«, sagte Gustav und gab seinem Sohn mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass er ein wenig beiseitetreten sollte. Bernard gehorchte, starrte aber Matte weiterhin wütend an.
    »Ich weiß, dass die Lage sehr belastend für alle ist«, sagte Martin und blickte sich im Raum um, »aber wir müssen versuchen, das Beste daraus zu machen. Wir werden sicher bald aufs Festland fahren können, und bis dahin rate ich Ihnen dringend, Ruhe zu bewahren.« Er bedachte die beiden Streithähne mit einem langen Blick und wiederholte: »Alle verhalten sich ruhig. Okay?«
    Bernard nickte widerwillig, aber Matte schien nicht mitzubekommen, was um ihn herum geschah. Er sprang plötzlich auf, stürmte aus der Bibliothek und rannte die Treppe hinauf in sein Zimmer. Britten wollte ihm nachlaufen, doch Harald hielt sie zurück.
    »Lass ihn in Frieden.«
    »Typisch!«, rief Lisette aus der anderen Ecke des Raumes. »Typisch Matte, solch eine Szene zu machen!«
    »Lisette, solltest du nicht eher auf der Seite deines Bruders sein? Du hast ja gehört, was dein lieber Cousin zu ihm gesagt hat! Es ist doch klar, dass er darauf reagiert!« Britten funkelte ihre Tochter zornig an.
    »Ja, aber Bernard hat schon recht. Er ist ein Fall für die Psychiatrie«, sagte Lisette klagend, und Martin fand sie mit jeder Minute

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