Schnellkurs in Sachen Liebe
Dann versuchte er, Musik aufzulegen, aber er liebte Heavy-Metal-Bands.
„Was machen Sie beruflich?“, erkundigte er sich schließlich. Der achtunddreißigste Versuch einer lockeren Unterhaltung.
„Ich schreibe mathematische Codes“, antwortete Poppy. „Die braucht man beispielsweise, um Online-Transaktionen wirklich sicher zu machen.“
„Ah, Sie meinen Kryptologie“, erwiderte Marc und grinste, als er Poppys Blinzeln bemerkte. „Dasselbe, was Tom macht.“
„Ja.“ Sie nickte. „Tomas und ich arbeiten zusammen – wir haben eine gemeinsame Firma. Deshalb stellt er mir auch die Insel zur Verfügung.“
„Sind Sie sicher, dass Seb von Ihrem Kommen weiß?“, hakte Marc erneut nach.
„Ja, ich bin sicher.“ Aber da Marc so unsicher schien, konnte es nicht schaden, ein wenig mehr über Tomas’ einsiedlerischen Bruder zu erfahren. „Gibt es irgendetwas, das ich über Sebastian Reyne wissen sollte?“
„Schwer zu sagen“, murmelte Marc. „Was wissen Sie denn bislang über ihn?“
„Dass er reich ist“, entgegnete sie. „Ich weiß, dass er und Tomas die Insel zusammen gekauft haben und dass Sebastian das Haus darauf entworfen und gebaut hat. Aber was macht er so?“
„Was ihm gerade in den Sinn kommt“, versetzte Marc. „Im Allgemeinen.“
„Das können Sie nicht zufällig ein wenig genauer umreißen?“
„Seb ist Schiffsingenieur. Er leitet eine Firma, die küstennahe Ölplattformen wartet. Für Notfall- und Aufräumarbeiten ist er auch zuständig. Ich habe keine Ahnung, ob er auch von der Insel aus Projekte steuert.“ Marc richtete seinen Blick auf sie. „Ihnen ist schon klar, dass niemand außer Seb auf der Insel lebt?“
„Ja. Aber offensichtlich gibt es nicht nur das Haupthaus, sondern auch noch ein Gästehaus. Ich soll das Gästehaus bekommen. Tom hat Seb beauftragt, es mit allem nötigen Proviant auszustatten. Ich sehe also kein Problem.“
„In diesem Fall können Sie versuchen, Seb in die Leitung zu bekommen.“
Poppy hatte nichts dagegen, das Funkgerät zu bedienen – es half ihr, sich von dem endlosen blauen Wasser um sie herum abzulenken. Doch als sie auf der Insel ankamen und die Marlin III an einem netten kleinen Landungssteg festmachten, hatten sie immer noch keine Menschenseele erreicht, und Poppys Nerven lagen blank.
„Sebs Quad-Bike steht da“, sagte Marc, während er ihre Reisetasche auf den Steg warf und geschickt hinterherkletterte. Dann drehte er sich um und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr von Bord zu helfen – nur dass Poppy noch damit beschäftigt war, die Schwimmweste auszuziehen und dann wieder in ihre Jacke zu schlüpfen. Sie zögerte, Marcs ausgestreckte Hand zu ergreifen – es war nur ein ganz flüchtiges Zögern, aber es war da, und der Mann bemerkte es. Es war nichts Persönliches – Vorsicht lag nun mal in ihrer Natur –, aber sie schenkte ihm ein kleines, entschuldigendes Lächeln, besann sich ihrer Manieren und dankte höflich, als er ihr auf die Landungsbrücke half.
Fester Boden, war Poppys erster Gedanke. Nur ein paar Schritte entfernt.
Ihr zweiter Gedanke kreiste um Marcs vorige Aussage. „Sie sagten, Sebs Quad-Bike steht hier?“
„Da drüben hinter dem Bootshaus.“
„Das ist ein Bootshaus?“, entgegnete sie und blickte auf das langgezogene Gebäude, das am Strand begann und gut fünfzig Meter ins Wasser hineinragte. „Sieht ein bisschen überdimensioniert aus.“
„Tja, wenn ich Sie wäre, würde ich diese Meinung für mich behalten“, versetzte Captain Marc trocken. „Es fungiert auch als Lagerhalle und manchmal als Notunterkunft. Oben im Loft ist Platz für ein paar Feldbetten, und eine ordentliche Motoryacht befindet sich auch darin. Ich habe ein paarmal dort übernachtet, wenn das Wetter zu schlecht war, um gleich zurückzufahren.“
Und es sieht ganz so aus, als würde es bald wieder so weit sein, dachte Poppy mit einem besorgten Blick gen Himmel. „Sie sollen mich in zwei Wochen wieder hier abholen, richtig? Oder früher, falls ich Sie anrufe und wir einen Termin vereinbaren können. Sie sind gebucht. Ich habe bezahlt.“
„Sie haben gebucht und bezahlt. Wann ich Sie abhole, hängt vom Wetter ab. Wobei in der Vorhersage kein dramatischer Wetterumschwung angekündigt wurde.“
„Diese Wolken sehen für Sie nicht dramatisch aus?“
„Ach was, die sind doch gar nichts“, schnaubte Marc, was Poppy ein Grinsen entlockte. Captain Marc war okay. Captain Marc hatte sie in einem Stück
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