Schnellkurs in Sachen Liebe
wieder.“
„Schon mal mit ihm geschlafen?“
Poppy blinzelte, drehte sich um und starrte ihn an. In ihren kornblumenblauen Augen lag Verständnislosigkeit. „Was?“
„Mein Bruder. Schlafen Sie mit ihm?“
„Ich, äh … nein.“
Das Nein klang fest, ohne vehement zu sein. „Wollten Sie es je?“
„Was?“
Das war auch keine Vehemenz. Es war völliges Unverständnis.
„Vergessen Sie’s“, entgegnete er glatt. „Ich versuche nur herauszufinden, welche Beziehung Sie zu Tom haben. Vielleicht hat er Pläne mit Ihnen. Es würde helfen, wenn ich es wüsste.“
„Inwiefern helfen?“
„Ich würde artig bleiben und mich nicht am Spielzeug meines Bruders vergreifen.“
Er beobachtete, wie sich ihre Augen weiteten und ihre Lippen teilten, während ganz allmählich die Bedeutung seiner Worte zu ihr durchdrang. Er bemerkte, wie ihr Blick über seine Brust glitt, dann über den Rest von ihm und dabei ein klein wenig zu lange auf dem Bereich liegen blieb, der sich unter der nassen Jeans nach außen wölbte. Genau in diesem Moment verabschiedete sich sein Vorsatz, anständig zu bleiben.
Hitze breitete sich auf ihren Wangen aus, was Sebs Verlangen keinesfalls lindern konnte.
„Ich, äh …“ Sie räusperte sich und versuchte es noch einmal. „Ja, Ihr Bruder hat Pläne mit mir“, sagte sie. „Große Pläne. Riesige.“ Ihr Blick sank erneut auf den Bereich unterhalb seiner Taille. Seb gestattete sich ein kleines Lächeln.
„Wirklich?“
„Oh, ja.“
Sie konnte überhaupt nicht lügen. Seb hob eine Augenbraue und schenkte ihr ein anzügliches Lächeln, worauf Miss Ophelia West erneut errötete.
„Ihr Bruder wartet darauf, dass ich selbstbewusst, kokett und sexy werde und richtige Kurven bekomme“, erklärte sie. „Solche Frauen mag er, wissen Sie? Und wenn ich alle Kriterien erfülle, wird er mir sicherlich sofort zu Füßen fallen und mich anbeten. Er wird es mich wissen lassen, sobald ich seinen Anforderungen entspreche.“
„Das heißt, Sie essen ein paar Eier mit Schinken?“
„Was?“
„Für die Kurven.“ Seb fuhr mit den Händen durch die Luft und umriss ein paar nicht existente Kurven. Sehr großzügige Kurven.
„Oh.“ Sie schien wie gebannt von seinen Händen.
„Wollen Sie extra viel Schinken?“, fragte er und lächelte sie schief an.
Sie schüttelte den Kopf. Ihr Lächeln war flüchtig. „Nein, danke.“
„Ich fürchte, Sie hegen keinerlei Absicht, den Anforderungen meines Bruders genügen zu wollen“, bemerkte er. „Ja, ich denke, Sie warten darauf, dass zierlich, freakig und gesellschaftlich unbeholfen zum neuen Inbegriff von sexy wird.“
„Da werde ich lange warten.“
„Vielleicht.“ Aber vielleicht auch nicht. „Der Kaffee befindet sich in einer Kanne in der Küche“, fügte er hinzu. Und weil er ein Gentleman und guter Bruder war und die Situation mehr Überlegung brauchte, als er ihr bislang geschenkt hatte, sagte er abschließend: „Holen Sie ihn sich, wann immer Sie wollen.“
Danach ließ er sie allein. Poppy hörte das Klappern von Pfannen und Töpfen in der Küche, und bald darauf roch sie den Duft von gebratenem Schinken, aber Sebastian Reyne näherte sich ihr nicht wieder, und irgendwann wurde der Motor des Quad-Bikes gestartet.
Ein Blick durchs Fenster bestätigte, dass Sebastian tatsächlich den Weg über den Fels zurückfuhr – Ziel unbekannt.
Er hatte eine beigefarbene Bermudahose und ein schwarzes T-Shirt angezogen, was ihre Reaktion auf ihn keinesfalls veränderte. Sie starrte ihn nämlich immer noch begehrlich an. Unwillkürlich fragte sie sich, wie viele Männer sie je mit einer solchen Intensität begehrt hatte. Sie musste nicht lange überlegen.
Keinen.
Poppy holte ihre Reisetasche aus dem Wohnzimmer und schleppte sie in den Computer-Raum. Dann nahm sie ihre Festplatten heraus, schloss sie an und begann, sich in der Arbeit zu versenken. Zum ersten Mal seit Wochen konnte sie sich wirklich auf ihre vorliegende Aufgabe konzentrieren. Es war an der Zeit herauszufinden, wo ihr älterer Bruder steckte – genauer gesagt, was zur Hölle er gerade machte und für wen.
„Okay, Jared“, murmelte sie leise. „Ich bin hier, ich kenne keine Furcht, und Versagen ist keine Option. Wo bist du?“
Der Nachmittag ging in den Abend über, ehe Poppy sich von ihrer Arbeit loseisen konnte und in die Küche ging, um nach dem erwähnten Kaffee zu suchen. Der unberechenbare Sebastian war noch nicht zurückgekehrt, wofür sie dankbar war.
Sie
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