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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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voll von altehrwürdigen und oft kauzigen Häusern: kleine Palazzi, Schweizerhäuschen, Jugendstilvillen und burgähnliche Ziegelbauten mit angeschmiegten Türmchen. Über einer bogenförmigen Toreinfahrt prangt eine schmiedeeiserne 31.
    Als sein Handy schrillt, zuckt er zusammen, und der Wagen macht einen Schlenker.
    Liz, schießt es ihm sofort in den Kopf.
    Gottverdammt, kannst du noch an was anderes denken, Luke?
    Schon im selben Moment weiß er, dass sie es nicht sein kann. Nicht nach dem Telefonat von vorhin. Wenn sie ihr Handy nicht sogar ausgemacht hat, dann ist es zumindest stumm geschaltet und in einer ihrer Manteltaschen verschwunden.
    Er nimmt den Fuß vom Gas und drückt die grüne Taste.
    Â»Hallo?«
    Â»Ich bin’s, Cogan. Ich hab nachgesehen.«
    Â»Nachgesehen? Was nachgesehen?«
    Â»Na, die Adresse, Kadettenweg 107.«
    Â»Also ist es doch im Verzeichnis?«
    Â»Wie man’s nimmt. Nicht im aktuellen. Ich bin runter ins Archiv.«
    Gabriel muss grinsen. Cogan hasst das Archiv ebenso wie den Außendienst. Aber noch mehr hasst er es, wenn ihm irgendetwas in seinem Universum unbekannt ist. »Und?«
    Â»Na ja. Die Akte zu dem Haus ist nicht mehr da. Komisch eigentlich.«
    Â»Also, was jetzt? Hast du was gefunden oder nicht?«, fragt Gabriel, kneift die Augen zusammen und überlegt, ob das eine 45 oder 49 ist, die da zwischen zwei Bäumen hervorlugt.
    Â»Ashton«, sagt Cogan. »Der Besitzer hieß Ashton. Es gab noch ein altes tabellarisches Verzeichnis, da stand der Name drin.«
    Â»Ashton. Aha. Mehr hast du nicht?«
    Â»Na ja, da ist noch was. ’ne Kleinigkeit, aber ulkig.«
    Â»Mensch, jetzt mach kein Quiz draus. Spuck’s einfach aus.«
    Â»Der Name Ashton ist am 17. September 1975 eingetragen worden. Vermutlich die erste Scharfschaltung der Anlage. Aber direkt dahinter steht noch ein zweites, handschriftliches Datum. Und ein kleines Kreuz. Und der Name ist durchgestrichen.« Cogan legt eine bedeutungsschwangere Pause ein. »Sieht so aus, als ob der Besitzer genau zwei Tage nachdem er in die Hütte eingezogen ist gestorben wäre.«
    Â»Seltsam«, murmelt Gabriel. Rechts von ihm gleitet ein Haus mit mehreren mächtigen Säulen vorbei. Hausnummer 67.
    Â»Der Knaller kommt noch«, raunt Cogan. »Seitdem steht das Haus offenbar leer.«
    Â»Was?« , entfährt es Gabriel. »Seit 1975? Das ist jetzt fast 35 Jahre her!«
    Â»Du sagst es.«
    Â»Welcher Irre lässt denn in diesem Viertel eine Villa 33 Jahre lang leer stehen? Gibt’s da keine Erben?«
    Â»Keine Ahnung. Stand nichts davon da.«
    Â»Und die Alarmanlage? Welche Alarmanlage funktioniert denn nach so vielen Jahren noch?«
    Â»Keine Ahnung«, sagt Cogan, »ich kenn das Ding ja nicht. Weiß nicht mal, welches Fabrikat. Bis heute war die nie in meinem System aktiv.«
    Â»Nur noch mal, damit ich das richtig verstehe«, sagt Gabriel gedehnt. »Die Alarmanlage war 33 Jahre lang tot, und ausgerechnet heute wird sie scharf geschaltet und gibt sofort einen Alarm von sich?«
    Â»Ich weiß ja nicht genau, wann die Anlage damals abgeschaltet wurde. Nach Sarkovs Reaktion zu urteilen, sind die oder der Besitzer ja offenbar immer noch Kunde bei uns. Aber seit ich hier bin, und das sind immerhin neun Jahre, da gab’s definitiv keine einzige Scharfschaltung. Geschweige denn einen Alarm.«
    Â»Und wer soll das jetzt gewesen sein? Ein Gespenst?«
    Â»Vielleicht auch ein Defekt …«
    Â»Hm«, brummt Gabriel und reckt den Hals. Rechts schält sich eine offene Toreinfahrt aus der Dunkelheit. An einem der Ziegelpfosten ist eine verwitterte 107 angebracht. »Ich bin da. Lass uns Schluss machen. Ich meld mich später.«
    Â»Alles klar. Grüß mir den ollen Ashton, wenn du ihn beim Spuken triffst«, sagt Cogan und lacht meckernd.
    Gabriel steckt das Handy weg und rollt zwischen den Ziegelpfosten des geöffneten Tors auf einen Kiesweg, aus dem kniehohes Unkraut sprießt.
    Eine seit fast 35 Jahren unbewohnte Villa, und das Tor ist sperrangelweit geöffnet?
    Der Kies knirscht unter den Reifen. Wildwuchernde Büsche wechseln sich mit dunklen Tannen ab. Hinter deren Wipfeln erhebt sich eine große Fachwerkvilla, mit verzierten Erkern und zwei Türmchen, die sich ans Haus drängen. Die Villa sieht aus wie ein zu groß geratenes Hexenhaus. Feuchte Luft steigt vom Boden auf, und

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