Schnitt: Psychothriller
war seit Jahren miserabel eingestellt. Inzwischen bekam er regelmäÃig Wadenkrämpfe, hatte Schmerzen in den Beinen, und das Laufen fiel ihm zunehmend schwer. Dennoch gab er sich die gröÃte Mühe, das vor Sarkov zu verbergen. Er wusste, dass seine Chancen, bei Python mit einer Behinderung arbeiten zu können, gleich null waren. Mit leerem Blick starrte er jetzt auf den rot pulsierenden Punkt auf seinem Monitor. »Ich pack das nicht. Nicht mit den Schmerzen.«
Gabriel biss sich auf die Lippen. Er wusste, dass Cogan nicht in der Lage war, nach Lichterfelde zu fahren. Andererseits wartete Liz auf ihn, und wenn er den Innendienst übernahm, dann konnte er um zwölf an Jegorow übergeben und würde pünktlich hier verschwinden.
»Verflucht«, stöhnte Cogan, »was mach ich denn, wenn da wirklich einer ist? Ich kann ja noch nicht mal wegrennen.«
»Du sollst ja auch nicht wegrennen. Immerhin hast du âne Waffe.«
Cogan zog eine Grimasse. Es sollte wütend aussehen, aber im Grunde war es die reine Verzweiflung.
»Ist schon gut«, sagte Gabriel. »Ich fahre. Ich hab ja schlieÃlich AuÃendienst.«
Cogan seufzte erleichtert auf. »Sicher?«
Gabriel nickte halbherzig. Er dachte daran, dass er frühestens in zwei Stunden zurück sein würde, und fragte sich, wie er Liz das beibringen sollte, ohne dass sie bitter enttäuscht war.
»Und Sarkov?«, fragte Cogan. »Was sagen wir dem?«
»Yuri muss es ja nicht wissen. Ich ruf dich an und erzähl dir, was los ist. Dann kannst du mit ihm telefonieren.«
»Okay.« Cogans trübe Augen nahmen einen schwachen Glanz an. »Danke, Mann. Das rettet mir den Arsch.«
Gabriel lächelte schief. »Und du bist sicher, dass im Verzeichnis nichts über den Kunden steht?«
Cogan zuckte mit den Schultern. »Auch wenn ich lahme Beine hab, hier oben«, er tippte sich gegen die Stirn, »da läuftâs noch.«
Gabriel nickte und warf einen raschen Blick auf die Uhr. »ScheiÃe«, murmelte er. Nur eine halbe Stunde später, und seine Schicht wäre beendet gewesen. Er stand auf, wählte Lizâ Nummer und hastete die Treppe empor, zu Yuris Büro, um den Schlüssel zu holen.
Als sie abhob, hatte er Mühe, ihre Stimme aus dem Kneipenlärm herauszufiltern, der sie umgab.
»Liz? Ich binâs.«
»Hey.« Ihre Stimme klang aufgekratzt. »Ich bin noch im Linus, hab bis eben mit Vanessa gequatscht, aber die ist jetzt nach Hause. Kommst du her? Wir stoÃen noch an und machen einen Mitternachtsspaziergang im Park.«
Linus. Auch das noch. Plötzlich war er froh, eine Ausrede zu haben. Ins Linus würden ihn keine zehn Pferde bekommen. »Ehrlich gesagt«, brummte Gabriel und betrat Sarkovs Büro, »hab ich ein Problem hier. Ich muss noch mal raus.«
»O nein. Bitte nicht«, sagte Liz. »Nicht heute.«
Gabriel tippte die Kombination auf das Tastenfeld des Schlüsselsafes, und die Tür entriegelte sich. Vor ihm hingen drei Dutzend Schlüssel von Pythons VIP -Kunden.
»Liegtâs an der Kneipe?«, fragte Liz. »Wenn du keine Lust auf das ganze Medienvolk hast â du musst ja nicht reinkommen. Hol mich einfach nur ab.«
»Darum gehtâs nicht.«
»Gehtâs um David? Komm schon, du kannst nicht ewig vor ihm davonlaufen. AuÃerdem ist er sowieso nicht hier.«
»Liz, darum gehtâs nicht. Wie gesagt, ich muss noch mal raus.«
Sie schwieg einen Moment. »Kann das nicht jemand anders machen?«
»Keine Chance«, sagte Gabriel, »leider.« Die Sache mit Cogan verschwieg er lieber. Sie hätte es ohnehin nur falsch aufgefasst.
»Du hast echt einen ScheiÃjob«, sagte Liz.
»Du doch auch«, schoss Gabriel zurück. Mit spitzen Fingern nahm er einen Bund mit zwei angelaufenen Sicherheitsschlüsseln vom Haken, an dem ein blassroter Plastikanhänger mit der Aufschrift K107 baumelte. »Und bisher hatâs dich nicht gestört.«
Sie seufzte, sagte aber nichts. Auf irgendetwas schien sie zu warten. Der Kneipenlärm hörte sich an wie eine Markthalle im Blecheimer.
»Okay«, seufzte sie erneut. »Dann wohl wie immer.«
»Liz, hör zu, ich â«
»Erspar es mir, ja? AuÃerdem muss ich auf Toilette.« Sie legte auf, und der Kneipenlärm verstummte abrupt.
Gabriel fluchte leise, schloss den Schlüsselsafe und hastete die Treppe
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