Schnüffler auf Burg Schreckenstein
schüttelten, klopften, bürsteten.
„Scheint sich um großes Aufräumen zu handeln“, sagte Stephan.
„Herbstputz, wie sie das hier nennen.“ Mücke deutete auf ein Schaffell unter dem sich zwei Beine bewegten, an denen er seine Schwester Ingrid erkannte. „Und mit so was ist man verwandt!“
„Der dümmste Tag von allen“, brummte Stephan.
Auch Sonja und das dicke Fräulein Böcklmeier liefen schwenkend und lüftend herum.
„Bleib du mal und versuch näher ranzukommen. Vielleicht hörst du was! Ich red mit den andern“, flüsterte Stephan und schlich auf demselben Weg zurück.
Bis er Dampfwalze, Hans-Jürgen und Ottokar von den Bäumen geholt hatte, kam auf der Privatstraße ein Wagen daher und hielt vor dem Eingang.
Peter und Paul stiegen aus. Sie sahen sich um.
Beatrix und Sophie schleppten einen zusammengerollten Teppich daher, Bums ging auf sie zu. In diesem Augenblick trat Sonja, mit Klamotten beladen, aus dem Haus. Dings sie sehen und ihr im Laufschritt entgegenwetzen, war eins.
,“ Ein Herr rennt nicht!’ hat meine Tante Luise Schneider immer gesagt“, alberte Hans-Jürgen. Es sah auch zu komisch aus, wie sich der schnöde Schnüffler plötzlich in die Kurve legte.
Sonja nickte zu dem, was er sagte. Dings nahm ihr die Klamotten ab, pfiff Bums zurück, und sie folgten ihr ins Innere. Sie brachte die Gäste zur Leiterin. So viel war klar.
Die Ritter warteten. Als Sonja nach etwa zehn Minuten nicht zurückgekommen war, ging Ottokar los, um Mücke zu holen. Was die Mädchen quatschten, interessierte jetzt nicht mehr.
„Zwanzig Minuten!“ stellte Stephan bei Rückkehr der beiden fest. „Demnach sitzt Sonja mit beim Tee.“
Weitere zwanzig Minuten später segelte die Nothilfe unverrichteter Dinge zurück.
Keiner sprach. Jeder malte sich aus, was die Leiterin gegen das von ihr abgelehnte „ Schreckensteiner System“ loslassen würde.
Kurz vor Seemitte schob Pummel den Ruderarm nach links, der Schlagbaum wanderte über die Köpfe, das Boot wechselte auf Rechtslage, da endlich machte Dampfwalze den Mund auf. „Nach dem Streichstreik die Streichpleite!“
„Nicht unken!“ rügte Ottokar. Doch etwas Positives fiel auch ihm nicht ein.
Rechtzeitig zur Arbeitsstunde kamen sie zurück, rechtzeitig, um Dr. Waldmann zu verständigen.
„Ihre Tochter trinkt mit den Schnüfflern Tee bei der Horn!“ berichtete Stephan.
„Sie wäre die einzige eventuell brauchbare Zeugin“, ergänzte Ottokar. „Falls sie sich das erlauben kann.“
Die erfolglose Tour sprach sich herum, und die Ungewisse Zukunft beschäftigte die Ritterschaft während der Arbeitsstunde bis zur Arbeitsunfähigkeit. Welche neuen Argumente lieferte die Horn den Schnüfflern? Allein die Aufzählung aller gemachten Streiche würde bei ihrer Darstellung genügen. Denn die sah anders aus als von Strehlau in der Chronik beschrieben. Noch vor dem Abendessen kam Dr. Waldmann in das Südflügelzimmer von Ottokar und Stephan. „Ich hab mit Sonja telefoniert. Sie war beim Tee dabei. Fräulein Dr. Horn muß ziemlich vom Leder gezogen haben. Studienrat Danner hat Sonja zum Abendessen nach Wampoldsreute eingeladen, und sie geht hin. Hat sie gesagt.“
„Dann auf nach Wampoldsreute !“ riefen Stephan und Ottokar gleichzeitig. Ebenso tönten Walter und Fritz hinterher. „Das walte Paule!“
Apfelkuchen mit Sahne würde es heute abend geben — hier hielt Andi den Schulrekord mit fünfundzwanzig Stück – doch die Versuchung war nicht groß genug. Schließlich ging es ums Ganze. Und der Segeltörn war doch nicht umsonst gewesen.
Ohne Apfelkuchen, ohne Sahne radelten sie los. Walter hatte Dampfwalze verständigt. Daß drei fehlten, würde Bums nicht auffallen. Allein wie er war, saß er bestimmt am Lehrertisch. Doch es gab da noch eine Gefahr.
Bürgermeister Kress , dem die Wirtschaft in Wampoldsreute gehörte, hatte zu den Schreckensteinern ein gespaltenes Verhältnis. Einerseits bewunderte er sie, andererseits waren ihm ihre Aktivitäten mitunter lästig, wie im letzten Sommer, als sie den Campinggästen Unterricht in Umweltschutz erteilten. Falls er mit Dings ins Gespräch kam, was bei seinen Runden als Wirt leicht möglich war, konnte niemand voraussagen, wie sein Urteil ausfallen würde. Zum Glück saß Sonja dabei.
Auf sie konnten sich Ottokar und Stephan verlassen, das wußten beide. Ihre Freundschaft stammte aus einer ähnlich heiklen Situation. Auch damals ging es ums Ganze.
Auf der Abfahrt in den Ort hinunter pfiff
Weitere Kostenlose Bücher