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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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bis abgenommen wurde.
    »Selbstverständlich«, war die Antwort. »Selbstverständlich können Sie kommen.«
     
     
    Freitag, 14. 1. 2005, 2:04 Uhr
     
    Ein Taxi brachte sie in die Lossaustraße. Der Weg durch die nächtliche Stadt dauerte nur ein paar Minuten, obwohl der Fahrer langsam und extrem vorsichtig fuhr. Graupelschauer besprühten die Welt mit einem sofort vereisenden Firniss. In den Hauptverkehrsstraßen war Salz gestreut worden, dennoch glitzerte der schwarze Asphalt vor Glätte wie ein Sternenhimmel. Sie reichte einen Geldschein nach vorn, setzte beide Füße auf die Straße und musste sich an der geöffneten Tür festhalten, um nicht hinzufallen. Vorsichtig tastete sie sich mit winzigen Schrittchen zur Haustür, sofort durchnässt wie nach einem Gang durch eine Autowaschanlage. Schilling öffnete auf ihr Klingeln. Er trug einen seidig glänzenden Kimono und sah müde aus.
    »Kommen Sie rein«, sagte er, seine Augen zwinkerten nervös. »Wie geht es ihm?«
    »Er schafft es wohl. War ein Prallschuss.« Katinka ignorierte den metallischen Geschmack in ihrem Mund.
    »Wenn einem Kollegen sowas passiert«, sagte Schilling, »dann …« Er vollendete den Satz nicht und bot ihr Platz auf einem schwarzen Ledersofa an. »Ich habe einige Male im Klinikum angerufen«, fuhr er fort. »Möchten Sie was trinken?«
    Katinka sank auf das Sofa. Sie war durchgefroren, ihr Pulli war durchnässt, und ihr Mantel lag irgendwo im Burghof oder bei der Polizei. Das Lederpolster, auf das sie sich setzte, fühlte sich eisig an.
    »Ja. Ja, bitte.« Sie schob die eiskalten Hände zwischen die Knie.
    »Einen Cognac vielleicht?«
    Katinka lehnte dankend ab. Bei all dem Kaffee, dem Nichts an Essen und der Panik in ihrem Magen, würde Alkohol sie umbringen.
    Die Tür zum Nebenzimmer öffnete sich, und Hauptkommissarin Carolin Metze kam heraus. Sie hatte einen zerknitterten Pyjama an und einen Norwegerpulli drüber. Also doch, dachte Katinka zufrieden. Wäre ja auch ein Witz gewesen, wenn ich mich so getäuscht hätte.
    »Frau Palfy«, sagte sie, und nach Schillings Unbeholfenheit klang ihre Stimme teilnahmsvoll und warm. Sie drückte Katinkas Hand mit ihren beiden. »Sie müssen mich entschuldigen. Ich habe schon ein Stündchen geschlafen. Sicher wollen Sie was Warmes trinken?«
    »Ja, danke«, antwortete Katinka und freute sich ganz entgegen ihrer Gewohnheit auf den Tee, den Carolin Metze in der Küche aufgoss.
    »Wir müssen ein paar Dinge klären«, sagte Schilling, als Katinka die dampfende Tasse in den Händen hielt. Carolin Metze warf ihm einen Blick zu und zog ihren Pullover aus.
    »Ziehen Sie meinen an, Frau Palfy. Ihrer ist klatschnass.«
    »Danke.«
    »Wolf, ich nehme mir einen von dir.«
    Ungeniert spazierte sie im Schlafanzug ins Schlafzimmer, ließ die Tür offen und kramte in einem Wandschrank herum.
    »Ich brauche Ihre und Uttenreuthers Waffe. Wir müssen nachvollziehen, wer wieviele Schüsse abgegeben hat.«
    »Kein Problem.« Katinka legte beide Pistolen auf den Couchtisch.
    »Und dann …«, es war ihm sichtlich unangenehm, »haben Sie immer noch nicht quittiert, dass Sie Ihre Waffe zurückbekommen haben.«
    »Ich kann sofort unterschreiben.« Katinka war zu erschöpft, um sich aufzuregen. Papier war unsterblich.
    »Morgen. Im Büro.«
    »Wo steckt Hartmann?«, wollte Katinka wissen.
    »Wir haben ihn noch nicht aufgetrieben.«
    »Das brauchen Sie auch nicht mehr.«
    »Doch«, kam es von Carolin Metze. Schillings Augen weiteten sich, als er sah, welchen Pulli sie sich geliehen hatte. Es musste einer seiner teuersten sein.
    »Carolin, meinst du nicht …«
    Sie gab ihm einen Stups auf die Nase und sagte:
    »Wir brauchen Hartmann als Zeugen. Bei allem, was Wolf mir erzählt hat über Thurids Geständnis, fehlt uns eine genaue Vorstellung von Thurids und Mendels Beziehung. Und da können uns wohl die Kollegen der beiden weiterhelfen.«
    »Die weggeworfene Waffe«, sagte Katinka. Carolin Metzes Pulli roch gut. Nach Seife und nach Kirschen. »Meine Beretta im Mausoleum, meine ich. Ich dachte mir gleich, dass das ein Signal für große Panik und noch größere Verzweiflung war.«
    »Aber sie war geistesgegenwärtig genug, nach dem tödlichen Schuss auf Mendel alle Fingerabdrücke von der Waffe abzuwischen«, sagte Carolin Metze.
    Katinka trank den Tee aus, und die Hauptkommissarin schenkte ihr nach. Auf dem Couchtisch lag Schillings Lesebrille, die Gläser zuunterst, die Bügel stakten in die Luft wie abgeknickte Masten

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