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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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abzuhalten.« Der Sanitäter guckte betreten auf die Waffe in Katinkas Hosenbund, dann auf die Polizisten im Burghof. Schilling machte keinen Mucks.
    Katinka stemmte sich hoch. Die Tür schlug zu, als der Wagen anfuhr. Sie sah Hardo an. Er hatte die Augen geschlossen und eine Sauerstoffmaske über Mund und Nase.
     
    Sie begann, diese Sitzgruppe zu hassen, das braune Gewebe, so rau und kratzig unter ihren Fingern, dass sie sich die Haut daran abscheuern konnte.
    Ihre wilde Erregung, der rauchende Zorn hatten sich verzogen und einer Apathie Platz gemacht, die sie davor rettete, sich selbst oder anderen etwas anzutun. Sie kaute an einem Pappbecher, aus dem es nach kaltem Kaffee roch, und zählte die waagerechten Rippen auf dem Polster. Dann die senkrechten. Ihr Blick vermochte den Linien nicht standzuhalten. Sie tanzten und entzogen sich der Numerik.
    Katinka hatte ungefähr zwanzig Leute seit ihrer Ankunft im Coburger Klinikum angebrüllt. Sie würde nicht weggehen, sie würde warten, bis Uttenreuther operiert war, und sie würde mit dem Chirurgen sprechen, und wenn sie bis in die Morgenstunden Wache vor der OP-Tür schieben würde. O ja, man würde ihr Auskunft geben müssen, denn sie habe ihn aus der Schusslinie einer völlig ausgerasteten Mörderin gezerrt, und wenn man ihr die Informationen nicht freiwillig gebe, wüsste sie sie sich zu besorgen.
    Zuerst half die Wut gegen die Verzweiflung, aber dann verbrauchte sie das letzte Quäntchen Kraft in Ka-tinka, und sie ging zu dem Kaffeeautomaten und holte sich einen Becher und dann noch einen, und warf während der endlosen Stunden des Wartens noch etliche weitere Münzen in den Schlitz.
    Während ihr Herz holprige neue Schrittfolgen ausprobierte, sie an dem Becher nagte und die Linien im Polster zählte, versuchte sie, ihre verkrampften Muskeln zu lockern. Sie atmete so tief und lang aus, wie sie konnte. Holte langsam und behutsam Atem. Sobald sie die Schwelle des Schlafes erreichte, schaltete ihr Gehirn eine Stufe höher und riss sie zurück. Es rief ihr den blutigen Schaum in Erinnerung, der aus Hardos Mund gekommen war, den Klang von Thurids Stimme, erfüllt von Traurigkeit und einer verzweifelten Selbstzufriedenheit.
    Jemand berührte sie an der Schulter. Sie roch Zigarettenrauch und riss die Augen auf.
    »Sie sind Frau Palfy?«
    »Ja!« Katinka rappelte sich hoch. »Und wer sind Sie?«
    »Dr. Diestler.«
    »Sie haben ihn operiert?«
    Diestler stand groß und hager vor Katinka, zog gierig an seiner Zigarette und sagte:
    »Ich habe es schon gehört«, er wies auf die Pistole in Katinkas Jeansbund und machte eine Bewegung mit der freien Hand, als müsse er seine Erklärungen über das, was er gehört hatte, nicht fortführen.
    »Was ist mit dem Kollegen?« Katinka sprang auf, spürte das Blut aus ihrem Kopf sacken und musste sich an der Wand festhalten.
    »Wir haben ihm ein Neun-Millimeter-Projektil entfernt«, sagte Diestler. »Es steckte in seinem rechten Lungenflügel, hat ein paar kleinere Gefäße erwischt, aber nichts Dramatisches.«
    Er drückte seine Zigarette aus und zündete die nächste an.
    »Er hatte eine Pneumothorax. Dabei fällt die Lunge zusammen und wird funktionsuntüchtig. Günstigerweise hat der Mensch zwei Lungenflügel. Die berühmte zweite Chance.« Er blies drei perfekte Rauchkringel an die Decke. »Der Schuss, den er abgekriegt hat, muss ein Prallschuss gewesen sein. Das Projektil ist zuerst gegen eine Mauer oder so gerast und daran abgeprallt, bevor es ihn getroffen hat.«
    »Sowas wie ein Querschläger?«
    »Genau. Das Geschoss hat dadurch an Schlagkraft eingebüßt. Die Patrone ist auch nicht aus seinem Rücken wieder ausgetreten, und das war sein Glück, denn bei dem Schusswinkel wäre sonst ein Wirbel verletzt worden. Schon ulkig, das Projektil ist haarscharf zwischen zwei Rippen durch.«
    »Ich will ihn sehen.«
    »Sie können kurz rübergehen, sobald er in der Intensivstation liegt. Ich zeige Ihnen den Weg.«
    Katinka nickte und quetschte sich ein »Danke« ab. Jahrelang antrainierte Höflichkeit war doch nicht immer schlecht.
    »Wie geht’s ihm?«
    »Wenn er diese Nacht schafft«, sagte Dr. Diestler, »dann hat er gute Aussichten. Er ist geschwächt. War im Schockzustand, als er eingeliefert wurde. Der Kreislauf ist uns unter der OP ein paarmal zusammengebrochen. Aber er ist ein starker Kerl. Er hat Reserven. Kommen Sie mit?« Er zerdrückte mit wehmütigem Blick seine Zigarette.
    Katinka nickte und folgte ihm durch ein paar

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