Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)
schwieg eine Weile. Orlando wollte gerade wieder losplappern, doch ich hielt ihm die Hand auf den Mund.
„Eine schlanke, grauhaarige ältere Dame mit einer modischen roten Brille?“
Ich nickte wieder.
„Ja, sie kauft manchmal Schuhe dieser Marke“, sagte Herr Pogats.
Wir bedankten uns und eilten hinüber ins Schlossquadrat.
„Ich weiß nicht recht … Die Bischofs sind ja schon seit mindestens zwei Jahren geschieden und verstehen sich mittlerweile sogar wieder ganz gut, hat mir Frau Klaric erzählt. Wieso sollte sie sich so spät noch an ihrem Mann rächen wollen?“, sagte ich.
„Rache muss man kalt genießen“, erwiderte Orlando.
„Ich muss sofort noch mal mit Doktor Mader reden“, sagte ich.
„Wozu brauchst du den schon wieder? Ist doch eh alles klar. Sie hat die Mädels auf dem Gewissen. Raffiniert ist sie, das muss man ihr lassen. Natürlich dachte jeder sofort an einen Serienmörder. Und zum Glück machte gerade dieses Baby-Face Margareten unsicher. Aber das ist nicht der Killer, glaub mir!“
„Das ist alles völlig pervers“, stöhnte ich.
„Du sagst es. Aber für die Bischof war es wahrscheinlich eine ungeheure Befriedigung, die clevere Anwältin ihres Mannes zu beseitigen, die Kellnerin, mit der ihr Alter auch ein Gspusi gehabt hatte, zu erschlagen, und dann auch noch diese Künstlerin, die Tamara und Doktor Bischof ihr Bett zur Verfügung gestellt hatte, zu erdrosseln. Und dazu noch die Praxis ihres Mannes in die Luft zu jagen.“
„Aber warum hat sie auch dich zu töten versucht?“
„Bevor sie die Scheidung einreichte, hat sie alle Lokalbesitzer und Kellner in unserem Grätzl damit genervt, bei der Scheidung für sie auszusagen. Sie befragte uns alle, ob wir ihren Mann in Begleitung einer anderen Frau gesehen hätten. Alle haben geschwiegen. Natürlich auch ich. Obwohl er und diese Tamara praktisch Stammgäste im Motto waren …“
„Ich weiß … oh Scheiße“, schrie ich und rannte los.
Die Sonne verschwand hinter den Gründerzeithäusern. Einige Schulkinder standen vor der Brandstelle. Das Haus sah einsturzgefährdet aus.
Tamara überquerte gerade die Margaretenstraße und näherte sich der Statue der Heiligen Margarete, als ein großer dunkler Skoda in höllischem Tempo auf sie zu raste.
Ein kaum vernehmbarer Schrei. Ein blutüberströmtes Gesicht. Die Motorhaube des Wagens war beschädigt, dennoch setzte der Wagen zurück, nahm sozusagen erneut Anlauf und raste wieder auf die Statue zu, überfuhr die am Boden liegende Frau, die noch schwache Zuckungen von sich gab. Dann drehte der Wagen ab.
Hysterisches Geschrei begleitete das Klirren von Glas. Der Skoda war in die gläserne Umrandung des Sitzgartens der Gelateria gekracht, hatte zwei Stühle mitgenommen und raste nun weiter, die Pilgramgasse hinunter.
Orlando und ich liefen hinterher. Ich wählte, während ich rannte, die Nummer der Rettung.
Als wir völlig außer Atem bei der Pilgrambrücke ankamen, sahen wir bereits zwei Polizeiautos neben dem Würstelstand stehen. Teile des grün gestrichenen Eisengeländers, links neben der Würstelbox, lagen verbogen am Trottoir. Die Polizisten versuchten uns zurückzuhalten, doch Orlando und ich stürzten sofort zum Rand des Abgrunds.
Im Wienfluss, der auffällig viel Wasser hatte nach all den Regenfällen in den letzten Wochen, schwamm Angela Bischofs Skoda. Ich dachte an meinen Traum und mir kam das Gruseln.
Wortlos kehrten Orlando und ich zum Margaretenplatz zurück. Die Margariten auf dem Trottoir leuchteten blutrot in der Abendsonne.
Wir bekamen gerade noch mit, wie die Rettung mit eingeschaltetem Blaulicht den Platz verließ. Tamara schien die Attacke mit dem Skoda überlebt zu haben. Wahrscheinlich hatte die Heilige Margarete sie beschützt.
Das Menü zum Krimi in zehn Akten
Sardina in savor
Eine alte oberitalienische Vorspeise, auch „Sarde in saor“ genannt, aus der Margareta
Zutaten für 4 Personen:
12 Stück frische oder
tiefgekühlte Sardinen
(keine Ölsardinen!)
200 g Zwiebel
(in Ringe geschnitten)
50 g Olivenöl
40 g weißer Balsamico-Essig
100 g trockener Weißwein
20 g Weißweinessig
20 g Rosinen
5 g Pinienkerne
10 g Honig
3 g Salz
Pfeffer aus der Mühle
2 Lorbeerblätter
Beilage:
Italienisches Weißbrot
Sardinen von den Schuppen befreien, ausnehmen, waschen, trockentupfen, die Köpfe entfernen und die Fischfilets gut in Mehl wälzen. In einer Pfanne ca. 1 cm hoch Olivenöl auf ca. 160 Grad erhitzen und die Sardinen auf beiden Seiten
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