Schöne Bescherung (German Edition)
schlecht. Sie hatten sogar schon darüber gesprochen, sich das nächste Mal weiter rauszuwagen – nach Carlisle, Newcastle oder Aberdeen. Debby war sich nicht so sicher wegen England: »Mit unserem Akzent stechen wir meilenweit raus« Aber ihre Mutter hatte sogar noch hinzugefügt, dass sie nicht mal ein ganzes Jahr würden warten müssen. Ihre Freunde waren immer scharf auf Klamotten, Make-up und anderen Kleinkram.
»Das Unternehmen lässt sich global ausdehnen«, war der Floh, den sie ihrer Tochter ins Ohr gesetzt hatte.
Das Geschäft ihrer Wahl entpuppte sich als nicht so toll. Die besseren Sachen lagen unter Glas. Was zu haben war, sah billig aus, weil es billig war. Hier ging es darum, die Risiken genau zu kalkulieren. Der Kaufhausdetektiv trug eine Art Uniform und tigerte herum wie in einem Käfig, er wartete nur darauf zuzuschlagen. Die Musik war für Liz’ Geschmack zu laut. Und rammelvoll war der Laden auch noch. Ideal war ein Mittelding: Ausgestorben durfte es nicht sein, aber zu viele Augenpaare wollte man auch nicht auf sich gerichtet wissen. Das war der Haken am Rollstuhl, er fiel auf. Man musste vorsichtig sein.
Auf dem Weg zum Ausgang vollführte Liz ein etwas ungeschicktes Wendemanöver. Der Alarm schrillte, das rote Licht am Sensor leuchtete auf. Debby schimpfte mit ihr, und der Kaufhausdetektiv kam zu ihnen herüber. Sie sagte, es täte ihr leid.
»War wohl doch ein Sherry zu viel«, erklärte sie. »Zum Glück muss ich nicht ins Röhrchen blasen.«
»Kann ja mal vorkommen«, sagte der Detektiv lächelnd. Er schaltete den Alarm aus, und Liz rollte zur Tür hinaus. Dann verstellten ihr ein paar Beine den Weg. Sie blickte auf und sah, dass der Mann die Arme verschränkt hielt. Auch er lächelte, doch sie spürte, dass in seinem Lächeln nichts Freundliches lag.
»Oh, nein« war alles, was sie sagte.
»Also, wem gehört der Rollstuhl?«
Liz und Debby saßen in einem der Vernehmungszimmer der Polizeiwache am Gayfield Square. Detective Inspector John Rebus stand vor ihnen, auch dieses Mal wieder mit verschränkten Armen.
»Der ist von meiner Oma«, erwiderte Debby.
Rebus nickte langsam. Selbst er – wobei er das natürlich niemals zugeben würde – hatte gestaunt, als Liz Doherty sich für einen Streifenwagen und gegen den Transporter mit Rampe entschieden hatte. Mit einem Gesichtsausdruck, den man für kleinlaut hätte halten können, hatte sie sich aus dem Rollstuhl erhoben und war ohne fremde Hilfe zum Wagen gegangen.
»Und wo ist Ihre Oma jetzt?«, fragte er.
»Wir haben sie vor vier Jahren begraben. Der Rollstuhl wurde nie abgeholt …«
Liz bat um einen Tee. Rebus erwiderte, sie würde gleich einen bekommen.
»Vorher aber«, sagte er, »will ich, dass Sie mir erzählen, wo der Rest ist.«
Debbys Worte durchbrachen die Stille: »Welcher Rest?«
Rebus schüttelte den Kopf, als wäre er enttäuscht von ihr. Er zog den freien Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich, sodass er beiden Frauen direkt in die Gesichter sah.
»Ihr seid nicht so schlau wie ihr glaubt. Auch unter Kaufhausdetektiven wird getratscht. Die haben sich Geschichten über die ungeschickte Frau im Rollstuhl erzählt. Vor zwei Jahren in Glasgow, letztes Jahr in Dundee. Man könnte also sagen, landauf, landab schrillten die Alarmglocken. Die vom ersten Laden, in dem Sie heute waren, haben sich ans Telefon gehängt. Bis ich vor Ort war, hattet ihr zwei weitere Geschäfte hinter euch gebracht. Aber wir haben die Aufzeichnungen von den Überwachungskameras, die reichen drei Jahre zurück. Es war nur eine Frage der Zeit.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, nuschelte Liz.
Wieder schüttelte Rebus den Kopf. »Sie beide werden Weihnachten in einer Zelle verbringen. Gibt es einen Mr Doherty?«
»Ja«, antwortete die Mutter. Die Tochter schüttelte wortlos den Kopf.
»Sagen Sie ihm, dass er sich besser selbst was kocht.«
»Der könnte nicht mal ein Ei braten«, platzte Debby heraus. Dann an ihre Mutter gewandt: »Und er ist auch nicht Mr Doherty. Der ist bloß ein Fettsack, den du irgendwann mal mit nach Hause gebracht hast.«
»Jetzt langt’s aber«, blaffte Debbys Mutter zurück.
Rebus ließ sie ein paar Minuten weiterzanken und vertrieb sich die Zeit, indem er die auf seinem Handy eingegangenen Nachrichten prüfte. Debby stierte gierig auf das Gerät. Ihr eigenes Handy war ihr am Empfang abgenommen worden. Eine halbe Stunde war das jetzt her, und sie litt schon unter akuten Entzugserscheinungen.
»Was
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