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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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hätte Plotek denken müssen, wenn er gedacht hätte. Er hat aber nicht gedacht – nicht mal mehr an die Auseinandersetzung mit Agnes.
    »Und der Hans-Hermann ist jetzt auf absehbare Zeit nicht mehr einsetzbar. Na ja, der ist, wie man so schön sagt, außer Gefecht gesetzt – blödes Missgeschick. Und jetzt dachte ich, such ich mir einen anderen, vorübergehend, bis der Hans-Hermann . . . du weißt schon.«
    Nichts wusste Plotek und im Prinzip wollte er auch nichts wissen. Aber ob er wollte oder nicht, Ferdinand Schnabel sagte es ihm trotzdem. Davor streichelte er aber wieder liebevoll seinen Bart, zog kräftig an seiner Zigarette, blies den Rauch zur Froh und Munter -Decke und bestellte noch zwei Tequila.
    »Prost.« Und wieder: »Ah, Mensch, das tut gut.«
    »Also, ich hab gedacht, ich engagiere mir einen Reisebegleiter für die Fahrt nächste Woche, nach Karlsbad. Aber nicht irgendeinen. Irgendwelche gibt’s wie Sand am Meer. Ich brauche einen wie dich, weißt schon. Einen, der sich auskennt mit den Menschen, dem niemand ein A für ein O Vormacht, verstehst?«
    Langsam dämmerte es Plotek.
    »Eine Woche fünfhundert Euro, bar auf die Hand, inklusive Übernachtung, Spesen und alles. Da gibt es nicht viel zu tun, ein bisschen die Fahrgäste unterhalten, da mal zuhören und dort mal was organisieren, sonst nichts. Easy, alles total easy, verstehst?«
    Ganz fremdartige Gedanken machten es sich jetzt in Plotek bequem. Aber nicht wie Ferdinand Schnabel vielleicht dachte, sondern vielmehr in Bezug auf Weihnachten, Agnes und alles.
    »Na ja, jetzt dachte ich, du suchst doch immer mal einen lockeren Job. Die Susi hat gesagt, wenn ich was wüsste . . . Jetzt weiß ich was. Fünfhundert für die Woche, bar auf die Kralle, schwarz – für fast nichts.«
    »Wann?« Es hörte sich an wie Taubengurren.
    Das erste Mal, dass Plotek seinen Blick aus dem Schaum vom Weißbierglas nahm.
    »Über Weihnachten. Nächste Woche. Eine ganze Woche lang.«
    »Susi, noch zwei Tequila«, sagte jetzt Plotek und dann hatte er eine Idee.
    Aber ehe noch die Tequilas kamen, ging die Tür in einem Schwung auf und Agnes stand wutschnaubend neben Plotek – die Idee war futsch.
    »Das kannst du nicht machen! So kannst du mit mir nicht umspringen, so einfach kommst du mir nicht davon, mein lieber Paul Plotek!«
    Das klang nicht gut. Das klang nach Vorwurf, nach größerem Streit, nach bevorstehender Beziehungsszene. Hat sich Plotek sofort wieder in den Weißbierschaum vergraben. Das half ihm aber dann auch nichts. Agnes ist gleich wieder ins Diskutieren verfallen. Na ja, diskutieren. Zum Diskutieren braucht man in der Regel immer zwei. Argument, Gegenargument – aber vergiss es. Plotek war die Ausnahme von der Regel, Plotek war der Tod jeder Diskussion. Das wusste auch Agnes und verbiss sich vorsorglich wieder in die jenssche Rhetorik. Einen Trumpf nach dem anderen warf sie auf den Tresen: »Nur drei Tage, Heiligabend, erster Weihnachtsfeiertag, zweiter, dann ein Jahr lang Ruhe, das ist doch nicht zu viel verlangt.«
    Objektiv betrachtet sicherlich nicht, subjektiv vielleicht. Aus Ploteks subjektiver Sicht ganz bestimmt.
    »Ich kann nicht«, sagte Plotek so kleinlaut, dass Agnes es kaum verstehen konnte.
    Kurze Pause, als ob es Agnes die Sprache verschlagen hätte. Ob es jetzt der Inhalt von Ploteks Worten war oder doch eher die Form, soll heißen, dass Plotek überhaupt den Mund aufbrachte – keine Ahnung. Auf jeden Fall war Agnes zuerst so perplex, dass sie gar nichts mehr sagen konnte. Erst nach einer längeren Pause und zwei Schluck Weißbier aus Ploteks Glas war bei ihr die Sprache wieder zurück.
    »Was? Warum?«, drang es jetzt lauter als zuvor aus Agnes’ Mund, in einer Mischung aus Verwunderung, Unverständnis und Ärger. Dann ein kleiner Rülpser, dann nichts mehr.
    So lange, bis sich Ferdinand Schnabel zu Wort meldete. Er sagte, während er wieder seinen Schnauzbart liebevoll streichelte: »Weil er nach Karlsbad fährt.«
    Wieder Pause. Agnes guckte Ferdinand Schnabel jetzt an, als ob nicht Plotek nach Karlsbad, sondern Schnabel gleich in die Hölle fahren würde, eigenhändig von ihr auf die Reise geschickt.
    »Was will der Knilch denn hier?«, zischte sie Plotek an, ohne den Knilch aus den Augen zu lassen.
    »Schnabel, Ferdinand, ich bin der neue Arbeitgeber von Plotek.«
    »Was? Was ist der, dein . . .«
    »Arbeitgeber«, ging Schnabel dazwischen. »Plotek und ich fahren über Weihnachten mit meinem Busunternehmen nach Karlsbad.

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