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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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dann höchstens nicken. Aber auch nur, wenn Agnes anwesend wäre. Wenn nicht, allerhöchstens wieder: »Na ja.«
    Jetzt war Plotek also im Froh und Munter ; seiner Lieblingsgaststätte in Neuhausen, einem Stadtviertel von München, und sinnierte in den Schaum von seinem Weißbier hinein. Oben über der Tür kämpften im Fernseher zweiundzwanzig Männer gegen einen Ball und den gefrorenen Rasen. Das war schon lange nicht mehr mit anzugucken.
    Neben Plotek saß am Tresen ein Mann, der da schon öfters gesessen hatte. Susi, die Wirtin, hätte, wenn man sie gefragt hätte, gesagt: »Stammgast.« Aber Susi fragte niemand, also sagte sie auch nichts. Egal, Plotek wusste es trotzdem. Es war so einer, der immer da saß, wenn Plotek auch da saß. Ob er auch da saß, wenn Plotek nicht da saß, wusste Plotek jetzt nicht. Was er wusste, war, dass ihm der Tresenhocker nicht gerade sympathisch war. Umgekehrt offenbar schon.
    »Susi, zwei Tequila«, sagte der jetzt. Und schon stand einer davon vor Plotek.
    »Prost.«
    Plotek nahm die Zitrone in die eine Hand und streute das Salz auf den angefeuchteten Handrücken derselben. Das Glas in die andere. Und dann ging es ganz schnell. Salz, Glas, Zitrone: »Ah!«
    »Mensch, das tut gut«, sagte der Tresenhocker.
    Plotek sagte nichts. Plotek konnte es noch nie ausstehen, wenn innere Vorgänge, zweifelhafte Zustände oder scheinbare Gefühle kommentiert wurden. Das tun viele. Ob man es hören möchte oder nicht. Viele sagen: »Ich freu mich so!«, wenn sie sich freuen. »Wir lieben uns!«, wenn sie sich lieben, »Ich bin so glücklich!«, wenn sie glücklich sind. Plotek sagt nichts und denkt, wer so etwas sagt, dem kriecht das Unglück schon wie Krampfadern die Waden hoch, die Trauer nistet sich in den Rocksaum ein und die Liebe macht es nicht mehr lange. Apropos Liebe: Bei der klingt so ein kommentierender Zusatz dann oft nicht nur ziemlich peinlich, sondern auch zerstörerisch. »Mmh, das war jetzt aber schön«, hat eine Frau einmal nach einer ausschweifenden Liebesnacht zu Plotek gesagt – und schon war das Schöne gar nicht mehr schön, schon war das Schöne dahin. Blöde Kuh, hat Plotek gedacht, muss alles kaputtreden, niedertrampeln. Plotek nicht.
    Plotek schweigt lieber. Jetzt auch. Plotek schweigt überhaupt am liebsten. Es gibt für vieles einfach keine Worte, und wenn, dann ist ihre Aussagekraft nur unzureichend. Wenn schon, dann hätte er jetzt sagen müssen: »Mir geht’s schlecht. Hundsmiserabel schlecht.«
    Davon wäre es ihm dann aber auch nicht besser gegangen. Also hat er es gelassen und weiter in sein Weißbierglas hineingeguckt, so dass er fast das Gefühl bekam, das Weißbierglas guckte schon aus ihm heraus. Der Tresenhocker hat sich über seinen Schnauzbart gestrichen, als ob er schon lange ein intimes Verhältnis zu ihm pflegen würde, dann hat er sich mehrmals geräuspert, eine HB angezündet und schließlich gesagt: »Sag mal, Plotek, du warst doch mal Schauspieler? Du bist doch belesen, gebildet, mit allen Wassern gewaschen, du bist doch einer, der sich auskennt, hast schon viel gesehen, dir macht doch keiner mehr ein A für ein O vor, oder?«
    Achtung! Wer so anfängt, führt was im Schilde, hätte Plotek jetzt denken müssen, wenn er bloß an etwas anderes hätte denken können als an die Auseinandersetzung mit Agnes. Er konnte aber an nichts anderes mehr denken. Also kam auch keine Reaktion. Hat der Tresenhocker wieder seinen Bart gestreichelt und dann einfach weiter auf ihn eingeredet.
    »Wie du vielleicht weißt, hab ich ein kleines Busunternehmen. Schnabel, Ferdinand Schnabel. Luxusreisen nach Karlsbad, schon mal was gehört davon?«
    Wieder keine Reaktion. Dafür ein tiefer Zug von Schnabel an seiner HB – diesmal keine Streicheleinheiten für den Bart – und weiter.
    »Egal. Also, es geht um Folgendes. In einer Woche hab ich die nächste Fuhre. Wellness-Reise, Fünf-Sterne-Grandhotel, mit allem Drum und Dran. Pipapo. Alles nur vom Feinsten.«
    Pause. Und wieder ein Zug von der HB.
    »Na ja, jetzt ist Folgendes. Ich fahr also den Bus und der Hans-Hermann – kennste vielleicht, ist auch öfters hier, auch Stammgast, so ein Großer mit Vollbart und einer Verbrennung auf Stirn und Backe, hat er sich irgendwann in der Kindheit eingefangen – , der Hans-Hermann also, der ist für die Reisebegleitung zuständig. Was halt so anliegt. Nicht viel, aber einer muss sich ja um die Fahrgäste kümmern, nicht wahr?«
    Warum erzählt der Schnabel mir das alles,

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