Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
fragte Kim.
Cecile nickte und lächelte dreist. »Ein Geschäft … ich möchte einmal nachts ins Dorf, Blumenzwiebeln ausbuddeln, die Hunde in den Käfigen sehen …«
»Also gut«, sagte Kim. »Wir laufen irgendwann ins Dorf, aber jetzt musst du mir …«
»Doch nicht mit dir«, unterbrach Cecile sie. »Ich möchte … ich möchte mit Lunke ins Dorf. Er ist so stark und riecht so gut …« Schwärmerisch verdrehte das Mini-
schwein die Augen.
Was war denn hier los? Kim konnte es nicht fassen. Musste sie etwa tun, was dieses vorlaute Minischwein von ihr verlangte?
»Mit Lunke«, wiederholte Cecile. »Du kannst ihn bestimmt überreden. Nur einen kleinen Spaziergang …«
»Also gut.« Am liebsten hätte sie dem Minischwein die winzigen Ohren lang gezogen. »Wo ist der Knopf?«
»Du musst die Augen zumachen«, sagte Cecile und sah sie auffordernd an. »Dauert nur einen Moment.« Sie wartete darauf, dass Kim die Augen schloss. Eine Klaue, die über Beton kratzte, war zu hören, dann das Geräusch, wie Stroh beiseitegescharrt wurde. Kim blinzelte. Cecile machte sich an der Wand zur Wiese zu schaffen, erkannte sie. Hatte die Kleine sich auch ein Versteck zugelegt? Hatte jedes der Schweine irgendein Geheimnis? Abrupt drehte sich das Minischwein wieder um. Kim hörte, wie vor ihr etwas auf den Boden fiel. Sie öffnete die Augen. Tatsächlich, da lag der silberne Knopf – und sie hatte sich nicht geirrt. Husemann hatte genau solche Knöpfe an seiner schwarzen Jacke getragen.
Cecile grinste. »Am besten schwörst du, dass ich mit Lunke durch das Dorf laufen kann.«
Kim warf ihr einen giftigen Blick zu. »Ich schwöre!«, zischte sie. Dann nahm sie den Knopf vorsichtig in die Schnauze und lief auf die Wiese hinaus.
Es hatte keinen Sinn. Menschen verstanden Schweine einfach nicht oder wollten sie nicht verstehen. Freudig war Kim auf Sabeth zugelaufen und hatte ihr den Knopf buchstäblich vor die Füße geworfen, so dass er blinkend vor ihr lag, gar nicht zu übersehen, doch die blonde Frau war unwirsch an ihr vorbeigegegangen.
»Verschwinde bloß!«, hatte Sabeth noch gesagt, während sie nachlässig Trockenfutter in zwei Eimer schüttete. »Du machst mich ganz dreckig!«
Empört hatte Kim gegrunzt. Dann war Brunst gekommen und hatte sie beinahe über den Haufen gerannt, weil er an das Fressen herankommen wollte.
Noch einmal war dann Kim hinter Sabeth hergelaufen, den Knopf im Maul, doch wieder hatte sie keine Beachtung gefunden. Statt sich ihr zuzuwenden, hatte Sabeth erneut in den Apparat hineingesprochen. Sie hatte sich einen Wagen bestellt, der sie abholen sollte.
»Morgen früh um acht Uhr – auf dem Schweinehof … Ja … wo früher der berühmte Maler gewohnt hat.«
Und dann war es wieder passiert. In einem unvorsichtigen Moment hatte Kim den Knopf ein zweites Mal verschluckt. Und da lag er nun, tief in ihrem Bauch, und ihr war schlecht.
Sie musste nachdenken. Husemann war der Mörder – irgendjemand hatte ihm dabei geholfen, Jan, Deng und Melker umzubringen. Doch wer? Und wie sollte sie Huse-
mann überführen?
Kim trabte über die Wiese. Dörthe war immer noch nicht zurückgekehrt, und Max ließ sich auch nicht mehr blicken. Sie musste einen Weg finden, dass die Menschen begriffen, was Husemann getan hatte. Che schnaubte, als sie an ihm vorbeilief, um sich unter ihren Apfelbaum zu legen. Sie hatte das Gefühl, dass der Knopf in ihr hin und her schaukelte. Müde und mutlos schloss sie die Augen.
Wie sollte sie den Menschen klarmachen, was Husemann getan hatte?
Plötzlich hatte sie ein riesiges, rosiges Schwein vor Augen. Ihre Mutter Paula, glaubte sie im ersten Moment. Was willst du, Mutter?, fragte Kim im Halbschlaf. Mir wieder Vorhaltungen machen oder gute Ratschläge erteilen? Ich bin zu müde für gute Ratschläge. Doch dann sah sie, dass das Schwein viel größer und mächtiger war – braune, wissende Augen starrten sie aus einem Kopf an, der mindestens dreimal so groß war wie Brunsts mächtiger Schädel.
Kim spürte, wie sie erschrak. Sus Scrofa, murmelte sie, der Urvater war ihr erschienen.
Voller Panik riss sie die Augen auf – und sofort verschwand das riesenhafte Schweinewesen, als hätte es nie existiert.
»Sus Scrofa – wie sieht er aus?«, rief sie zu Che hinüber, der unter seinem Apfelbaum Platz genommen hatte, um ein Schläfchen zu halten.
Che hob nur kurz den Kopf, ohne jedoch zu antworten.
»Ist er riesig groß und hat er eine rosige Haut und braune Augen, die einen so
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