Schon wieder Greta!
an dir, den Weg des Lichtes oder den des Leides zu beschreiten.«
Greta war total konfus. Das konnte doch jetzt alles nur ein schlechter Film sein. Erst ihre Lebensgeschichte, dann die Details zu Nathalie - und jetzt Mike. Alles ganz und gar Hokuspokus und Unsinn. Oder?
»Sagst du mir gerade, dass ich Mike verlassen soll?«
»Nein, das tue ich nicht. Ich bin gekommen, dir zu sagen, dass er jetzt nicht der Richtige ist. Wenn du jetzt bleibst, wirst du viel Leid auf dich nehmen. Wenn du dich dafür entscheidest, dann ist es so - und du wirst selbst erfahren, was kommt. Aber dieses Leid ist nicht für dich bestimmt. Wenn du aber gehst, wirst du deiner Bestimmung folgen. Eines Tages wirst du verstehen, wie alles zusammenhängt.«
»Ehrlich gesagt, ich kapier grad gar nichts mehr. Ich glaub, das ist zu viel für mich.«
»So, wie er für die Katzen da war und sie vor dem Tod bewahrte, so, wie er für seinen Bruder da ist und jenen aus der Gosse zog, so wird er immer wieder für andere da sein müssen. Er kann nicht anders . Er wird dir dabei weh tun. Du wirst vieles nicht verstehen und allein zurückbleiben. Das ist nicht der Weg, der jetzt für dich bestimmt ist.«
Hammer!
Woher konnte Antonia von den Katzen wissen? Und dann die ganzen Details, all das, was Greta miterlebt hatte. Und auch noch die Sache mit Steve. Also das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Greta wusste nun gar nicht mehr, wie sie damit umgehen sollte. In ihrem Kopf war alles gleichzeitig Watte und Kaugummi.
»Du musst nicht verstehen, warum ich das alles weiß. Es ist nicht wichtig für dich. Es ist wichtig, dass ich dir das sage und dass du jetzt für dich entscheiden kannst. Es geht nicht um dich allein, es geht auch um ihn. Und es geht um die Menschen, die auf dich und ihn warten. Du wirst noch vielen Menschen begegnen, die wichtig für dich sind.«
Greta wurde immer verwirrter. Ein böser Traum hoffentlich nur, aus dem sie gleich erwachen würde.
Oder doch nicht?
»Ich habe dir jetzt alles gesagt. Alles, wofür ich gekommen bin. Ich werde jetzt gehen. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen. Gott behüte und beschütze dich. Folge deinem Herzen, denn damit siehst du gut.«
Antonia erhob sich.
Mit ihrem Finger zeichnete sie zart ein Kreuz auf Gretas Stirn.
Dann wandte sie sich zum Gehen.
Greta blieb zurück. Sie war wie gelähmt, konnte sich keinen Millimeter bewegen. Alles an ihr war schwer und lahm. Tränen strömten ihr übers Gesicht. Es waren aber keine Tränen der Trauer oder der Angst. Nein, ganz anders. Sie hatte das Gefühl, umarmt zu werden. Es war ihr, als würde sich ein großer, warmer Mantel um sie legen. Nichts konnte ihr geschehen. Niemand konnte ihr etwas zuleide tun. Alles war gut. Ein Zauber, den sie nicht beschreiben konnte. Eine Wonne und eine Liebkosung, die sich wie Licht, Liebe und Zuversicht anfühlte. War Antonia ein Engel, der ihr geschickt worden war?
Kapitel 15
Benommen blickte Greta sich um. Sie saß immer noch auf der steinernen Bank am Kanal. Allein. Die Einkaufstaschen standen zu ihren Füßen.
Ach herrje, die Shoppingtour!
Sie war schon viel zu lange unterwegs. Und dabei hatte sie noch nicht mal das komplette Outfit für den Abend zusammen.
Jetzt aber schnell zurück. Bestimmt finde ich auf dem Weg noch das richtige Kleid, dachte sich Greta und versuchte, das gerade Erlebte so gut es ging zu verdrängen.
Tatsächlich - als sie um die nächste Straßenecke bog, stand sie vor einer Boutique, die genau ihrem Geschmack entsprach. Im Fenster hing ein rattenscharfes Zipfelkleid mit einem Muster aus Blumen, Schmetterlingen, Schlangen und anderen Tieren - sehr bunt, schulterfrei und im Rücken tief ausgeschnitten. Das war’s! Kauf mich!, konnte sie es förmlich schreien hören. Greta ging hinein, probierte das Kleid – es passte wie angegossen. Wirklich heiß, dachte sich Greta. Genau das, was ich brauche. Mit dem Ausschnitt war es zwar schon sehr gewagt, aber irgendwie wollte sie heute ganz besonders aussehen. Die Verkäuferin zeigte ihr noch die passenden Schuhe dazu: High Heels, vorne offen und über dem Knöchel mit einem Riemchen geschnürt. Jetzt war das Outfit perfekt. Es war zwar nicht ganz ihr Stil, vielleicht ein bisschen zu schrill und sicher nicht elegant, sondern eher ein wenig ... rockig. Aber die Verkäuferin war so entzückend gewesen und hatte sie in ihrer Entscheidung ermutigt, so dass Greta innerhalb von zwanzig Minuten das komplette Partyoutfit beisammen hatte. Zum
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