School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
somit die Wahrnehmung anderer zu manipulieren. Diese Begabung machte mir Angst, und ich war nicht scharf darauf, dass er sie an mir ausprobierte.
Außerdem war er arrogant und wollte in allem immer der Beste sein.
»Der Spruch in dem Buch führt die Benutzer in ein Haus mit verschiedenen Räumen. Hinter jeder Tür verbirgt sich eine andere Welt mit ganz eigenen Wesen«, erklärte Mona und machte eine bedeutungsvolle Pause.
»Und weiter?«, forderte Tim sie auf und wedelte dabei ungeduldig mit der Hand.
Mona lächelte, als hätte sie nur darauf gewartet, dass jemand sie aufforderte, mehr zu erzählen. Sie holte tief Luft.
»In einem der Zimmer ist etwas versteckt, was man benötigt, um das Haus wieder verlassen zu können.«
»Und was ist das?«, wollte Wilson wissen.
Meine Freundin zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung, das steht nirgendwo.«
»Das soll wohl ein Scherz sein! Du glaubst allen Ernstes, wir gehen in diese Bruchbude, wo wir nach etwas suchen müssen, das uns wieder aus dem Haus herausbringt, und das, obwohl wir keine Ahnung haben, worum es sich dabei handelt?«, sagte Wilson spöttisch.
Mona warf dem rothaarigen Zwilling einen vernichtenden Blick zu.
»Ich habe noch nicht alle Bücher zu diesem Thema durch. Sicher werde ich bald noch einige Antworten finden!«, fauchte sie ihn an.
»Wenn du das sagst«, murmelte Wilson und verzog den Mund. »Wie viele Zimmer gibt es denn in dem Haus?«
Erneut zuckte Mona die Achseln.
»Das weiß ich nicht.«
Jetzt funkelte Wilson sie böse an.
»Hast du überhaupt von irgendetwas eine Ahnung?«
»Ja, habe ich«, sagte sie trotzig. »Ich weiß, dass man das Haus erst wieder verlassen kann, wenn man einen ganz besonderen Schlüsselgegenstand findet.«
Für einen Moment schwiegen alle und ließen Monas Worte auf sich wirken. Sarah, deren glatte schwarze Haare ihr bis weit über die Schultern fielen, schlang die Arme um sich selbst, als wäre ihr kalt.
»Wo hast du das Buch her?«, fragte sie fast flüsternd.
»Beim freiwilligen Bibliotheksdienst habe ich es in einem der Archive im Keller gefunden«, antwortete Mona.
Sarah schauderte.
»Du solltest es dorthin zurückbringen«, sagte sie.
Chris runzelte argwöhnisch die Stirn.
»Wieso das denn? Ich hätte echt Bock darauf, dieses Haus der Angst mal unter die Lupe zu nehmen.« Seine blauen Augen hatten wieder dieses gefährliche Funkeln.
»Du spinnst wohl«, fuhr Sarah ihn an. »Weißt du nicht, was das letzte Mal passiert ist, als Schüler dieses Buch gefunden und benutzt haben?«
Chris sah sie ausdruckslos an und zuckte mit den Schultern.
»Was ist denn geschehen?«, fragte er gelangweilt.
»Zehn Schüler haben das Haus betreten, aber nur einer von ihnen hat es lebend verlassen.«
Die Stille, die daraufhin folgte, kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ich sah in entsetzte und ängstliche Gesichter.
Sarah war kreidebleich, was bei ihr schon etwas heißen wollte, denn sie war ein eher dunkler Hauttyp, da ihre Familie aus Südamerika stammte.
Jetzt war sie so blass, als hätte sie in ihrem Leben noch niemals einen Sonnenstrahl gesehen.
»Ganz schön bescheuert, sich in Lebensgefahr zu bringen, nur wegen des Nervenkitzels«, stellte Tim kopfschüttelnd fest.
»Sie haben es nicht nur wegen des Nervenkitzels gemacht«, erklärte Mona.
»Weshalb denn dann?«, erkundigte sich Benjamin neugierig.
Mona holte tief Luft, zog das Buch zu sich und las vor:
Nur der, der die Prüfung erfolgreich besteht,
den Ausgang findet und unbeschadet geht,
nur der, der die Gefahren im Haus überwindet,
gestärkte Kräfte an sich bindet.
Die Stimme meiner Freundin klang fast andächtig. Eine gefühlte Ewigkeit sagte niemand etwas. Alle hingen ihren eigenen Gedanken nach und ließen die Verse auf sich wirken.
Schließlich meldete sich Sean nachdenklich zu Wort.
»Soll das heißen, dass sich unsere eigenen übernatürlichen Kräfte verstärken, wenn wir die uns gestellte Aufgabe gelöst und das Haus unbeschadet verlassen haben?«
Mona nickte zustimmend, und ihre Augen leuchteten wie die eines Kindes an Weihnachten.
»Ganz genau. Wer das Haus besiegt, dessen Kräfte verstärken sich um ein Vielfaches.«
»Das erklärt auch, warum sich immer wieder Schüler auf diese tödliche Mission begeben«, sinnierte Sean leise vor sich hin.
»Hallo?« Sarah sah sich kopfschüttelnd um. »Habt ihr vergessen, dass bei diesen Ausflügen etliche Schüler ums Leben gekommen sind? Also ich für meinen Teil bin mit meinen Kräften
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