School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
würde. Die Universitäten in Kalifornien und Florida boten diesbezüglich die perfekten Voraussetzungen.
Dort war es meist warm, die Leute waren hip, und es herrschte eine Leichtigkeit, wie man sie nur in sonnigen Staaten erlebte. Ganz im Gegensatz zu Montana, dem bevölkerungsärmsten Bundesstaat der USA, der nur aus Bergen und Wäldern bestand. Die absolute Einöde.
Mir war klar, warum meine Eltern so darauf erpicht waren, dass ich flog. Es lag an den Studiengebühren. Egal ob ich auf eine private oder auf eine staatliche Uni ging – Mom und Dad würden die Kosten übernehmen müssen.
Und die konnten sich meine Eltern momentan einfach nicht leisten. Sicher gab es Zuschüsse, doch es dauerte unendlich lange, bis diese bewilligt wurden.
Mein Vater hatte erst vor Kurzem einen neuen Job als LKW-Fahrer begonnen und befand sich mitten in der Probezeit. Es war also noch nicht einmal sicher, ob er nach dieser Zeit fest übernommen werden würde. Und meine Mutter hatte zu dem Zeitpunkt gerade ihren Job verloren, da das Restaurant, in dem sie als Kellnerin angestellt war, schließen musste.
Außerdem hatte ich hin und wieder Gesprächsfetzen aufgeschnappt und wusste, dass meine Eltern ernsthafte finanzielle Probleme hatten.
Schließlich gab es da noch eine Hypothek auf unser Haus, die abbezahlt werden musste. Die zusätzlichen Kosten meines Studiums würden sie kaum stemmen können. Also willigte ich ein, das Flugticket in Anspruch zu nehmen und mir anzusehen, was die Schule in Montana zu bieten hatte. Vor dem Flughafen in Helena wartete ein schwarzer Van mit dem Schriftzug des Internats auf mich. Ein kleiner, untersetzter Mann hinterm Steuer nickte mir lächelnd zu, als ich zögernd die Tür öffnete und ihn fragend ansah.
»Ms Carter?«, erkundigte er sich freundlich. Nachdem ich seine Frage mit einem Nicken beantwortet hatte, wurde sein Lächeln breiter. »Steigen Sie ein! Ich bin hier, um sie zur School of Secrets zu bringen.«
Irritiert warf ich einen zweiten Blick auf den Schriftzug, der fast über die ganze Seite des Wagens verlief. Dort stand in großen Buchstaben "Woodland College". Ich hatte mich also nicht getäuscht. Der Wagen gehörte zur Schule.
»School of Secrets?«, echote ich unsicher.
Der Fahrer kicherte und machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Ich meinte natürlich das Woodland College. Was es mit der Bezeichnung ›School of Secrets‹ auf sich hat, wird Ihnen die Rektorin sicherlich noch erklären.«
Mit einem etwas mulmigen Gefühl stieg ich in den Van und setzte mich auf einen der hinteren Plätze.
Verblüfft stellte ich fest, dass es keine anderen Fahrgäste gab. War das Fahrzeug nur meinetwegen hergekommen? Kaum saß ich, startete der Fahrer den Motor und gab Gas.
Wir fuhren an einem riesigen Staudamm vorbei, überquerten ein weiteres Gewässer und befanden uns schließlich im Nirgendwo.
Überall um uns herum blickte ich auf Wald, der gar kein Ende mehr zu nehmen schien. Die ganze Fahrt über geisterten die Worte »School of Secrets« in meinem Kopf herum. Weshalb hatte der Fahrer die Schule so genannt, und warum tat er so geheimnisvoll? War es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen, hierher zu kommen?
Gerade als ich dachte, mein Fahrer hätte sich vielleicht verfahren, bog er in einen schmalen Waldweg ein. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich.
Hoffentlich handelte es sich bei meinem Chauffeur auch wirklich um einen Angestellten des Woodland Colleges und nicht um einen durchgeknallten Serienmörder, der mich möglicherweise gerade in sein Versteck brachte, um mich dort in handliche Stücke zu zerteilen.
Kurz darauf fuhren wir durch ein großes Eisentor, und dann tauchte vor uns das mächtige Gebäude der Privatschule auf. Ich atmete erleichtert auf.
Nachdem ich ausgestiegen war, stand ich einige Minuten sprachlos auf dem Kiesweg und bestaunte das imposante Bauwerk vor mir.
Das College war ein grauer Steinkoloss, der optisch an eine Festung erinnerte. Zwei Türme ragten weit hinauf in den Himmel, und die Fassade zierten große Fenster im gotischen Stil, die nach oben hin spitz zuliefen. Die Bleiverglasungen spiegelten mythische Szenen wider und waren so farbenfroh, dass man den Blick kaum davon abwenden konnte.
Ein paar Meter vor mir befand sich eine Treppe, die zu einer großen Eingangstür emporführte. Direkt daneben hing ein kupferfarbenes Schild mit der Aufschrift:
Woodland College
Private Universität der bildenden Künste
»Gehen sie einfach hinein, die Tür ist
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