Schrecken aus dem Moor
hängt«, überlegte Bob. »So wie es Professor Rosenberg auch getan hat.«
Chandler schüttelte den Kopf. »Rosenberg hatte einen persönlichen Bezug zu diesem Schild, deswegen hing er bei ihm zu Hause – übrigens völlig legal, wie ich herausgefunden habe: Rosenberg hat ihn nicht etwa unterschlagen, sondern durfte ihn offiziell behalten. Aber zurück zu dem Sammler: Ich habe bisher noch niemanden kennen gelernt, der eisenzeitliche Überreste sammelt oder gar bereit wäre, dafür Kopf und Kragen zu riskieren. Nein, das ist mir viel zu abwegig.«
»Aber vielleicht ist an diesem Schild ja irgendetwas Besonderes«, vermutete Peter, »eine geheime Botschaft, eine Schatzkarte, ein Lageplan?« Er zögerte eine Sekunde und sagte dann etwas leiser: »Oder es ist am Ende doch etwas an dem dran, was ich zuerst vermutet habe.«
»Dass sich die Moorleiche selbst ihren Schild geholt hat?« Chandler hob erstaunt die Augenbrauen. Man sah es ihm nicht an, ob er Peters Idee ernsthaft in Erwägung zog oder einfach nur verwundert darüber war, dass der Zweite Detektiv immer noch an dieser Theorie festhielt.
»Ja.« Peter flüsterte beinahe, so unheimlich war ihm der Gedanke.
Bob wollte gerade etwas dazu sagen, als ihm Justus zuvorkam. »Das ist zwar alles ganz nett, aber in Wirklichkeit geht es hier um etwas ganz anderes.«
Alle drehten den Kopf und sahen Justus verdattert an. Ein überlegenes Lächeln spielte um die Lippen des Ersten Detektivs. Er liebte solche Momente und kostete sie in vollen Zügen aus.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Lösung dieses Falles«, Justus hielt für einen Moment inne und blickte bedeutungsvoll in die Runde, »am Grunde böser Schreie liegt.«
Der Teufel ist am falschen Ort
»Am Grunde böser Schreie?« Peter sah Justus völlig verständnislos an. »Wovon redest du da?«
»Moment mal!«, fiel Bob da ein. »Lautet nicht so eine Stelle in dem Stuart-Rätsel?«
Justus nickte. Noch immer hatte er dieses süffisante Lächeln aufgesetzt. »Lasst uns doch alle zusammen in den Stuart-Raum gehen, dann erkläre ich, was ich meine.« Er bewegte sich zur Tür, machte sie auf und wies mit einer einladenden Geste nach draußen.
Chandler, Peter und Bob standen auf und gingen einer nach dem anderen an ihm vorbei. Jeder sah Justus dabei mit einer Mischung aus Neugierde, Ratlosigkeit und Verblüffung an. Keiner von ihnen hatte auch nur die leiseste Ahnung, worauf der Erste Detektiv hinauswollte.
Zusammen gingen sie in den dritten Stock. Dort angekommen wartete Justus, bis alle in dem Ausstellungsraum waren. Dann schloss er die Tür und führte sie zur Büste von Jason Stuart.
»Warum«, begann er nach einer kurzen Bedenkzeit, »hat Jason Stuart einst dieses Rätsel hier anbringen lassen?« Er deutete auf die Tafel unterhalb der Büste. »War es ein Gag, war es Ausdruck plötzlich erwachter poetischer Leidenschaft? Oder hatte er einen doch ganz handfesten Grund? Nun, ich weiß es nicht mit Bestimmtheit zu sagen, aber wir werden das gleich alle gemeinsam herausfinden. Ich möchte vorher nur noch eine dritte Möglichkeit nennen, die ich euch gegenüber schon einmal geäußert habe.« Er nickte Peter und Bob zu. »Könnte in diesem Rätsel nicht vielleicht ein Hinweis auf sein verschollenes Vermögen versteckt sein? Könnte es nicht sein, dass er sein Vermächtnis in diesen geheimnisvollen Versen verborgen hat? In Versen, die augenscheinlich völlig abstrus und ohne tieferen Sinn sind, die aber alle irgendwie mit seiner Passion zu tun haben, mit dem Land, dem er sein Leben gewidmet hat: Australien?« Justus machte eine kurze Pause und ließ dabei den Blick von einem zum anderen schweifen. »Und was, wenn er mit solch einem rätselhaften Testament nur eines sagen wollte: Nur wer sich wirklich für das interessiert, was mir einst so am Herzen lag, ist es wert, mein Erbe anzutreten? Denn seinen Kindern war es genauso egal wie seiner Frau, was Jason Stuart zeitlebens getan hat. Für sie war er nur ein wirrer, weltfremder Eigenbrötler. Ist es da verwunderlich, dass er ihnen keinen Cent vermacht hat? Und wäre es demgegenüber nicht verständlich, dass er mit Hilfe dieses Rätsels einen würdigeren Erben gesucht hat? Einen, der ihn im wahrsten Sinne des Wortes versteht? Finden wir es heraus!«
Chandler, Peter und Bob hatten dem Ersten Detektiv gebannt gelauscht. Mucksmäuschenstill hatten sie seinen Ausführungen zugehört und versucht zu verstehen, was er ihnen da gerade über Jason Stuart und sein
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