Schrecken der Nacht
Ausdruck. Da schienen sich die Augen mit einem leichten Blutschwamm zu füllen. Aber wir sahen auch, daß sich dieses Licht nicht unbedingt verstärkte, und genau das paßte auch Marek nicht.
Er drehte sich leicht zur Seite. Sein Blick glitt an den Stühlen vorbei in einen tiefdunklen Teil des Kellers. Ich leuchtete dorthin.
Es war nicht viel zu sehen. Bill, der Mareks Leuchte an sich genommen hatte, unterstützte mich.
Ein Regal. Wieder gefüllt mit Flaschen. Die Köpfe schauten uns an. Sie waren mit vergoldetem Alupapier überzogen. Champagner lagerte dort ebenfalls.
»Da müssen sie sein!« flüsterte der Pfähler. »Die Augen leuchten einfach stärker.« Er lachte leise. »Wir kriegen sie. Kommt jetzt!«
Es war mir gelungen, noch einen Blick auf das Gesicht im Stein zu werfen, und ich mußte Marek zustimmen. Das Rot in den Augen hatte sich tatsächlich verstärkt. Wo immer sich unser Gegner verbarg, der Kraft des Pendels konnte er nicht entwischen. Es war für uns der beste Indikator.
Das kalte Licht ließen wir wandern. Die Lichtkegel schwenkten von einer Seite zur anderen. Wenn sie das Papier der Flaschen trafen, blitzte es jedesmal auf. Wir erkannten auch, daß das breite Regal nicht direkt mit der Wand abschloß. Zwischen ihr und ihm gab es einen Zwischenraum. Von der Größe sahen wir nichts, aber das war auch nicht wichtig. Die Augen im Gesicht des Vampirpendels interessierten uns mehr. Ihre Strahlenkraft bereitete sich aus und leuchtete auch zu den Seiten hin.
Frantisek blieb stehen. Er nickte nach vorn und meinte das Regal. »Dort«, sagte er leise. »Da müssen sie einfach sein.« Er schaute mich an und ließ das Pendel verschwinden. »Wir sollten uns von Seiten nähern. Zwei rechts, einer links, dann haben wir sie in der Zange. Okay?« Seine Lampe verlangte er nicht zurück.
Ich war einverstanden. Frantisek Marek hatte sich in den letzten Minuten verändert. Er war wieder der Pfähler geworden. Er war der Mann, der darauf wartete, endlich seinen Frust loswerden zu können, den er ein Jahr lang mit sich herumgeschleppt hatte.
Ob er allerdings dem Schrecken der Nacht gegenüberstehen würde, das war fraglich.
»Los!«
Er hatte das Kommando übernommen. Er war schneller als Bill und ich. Mit dem Pfahl in der Hand, dessen Spitze schräg nach oben zeigte, ging er auf die breite Seite des Regals zu. Wir sahen seine nicht sehr große und etwas gebückte Gestalt durch das Licht schreiten. Er war keiner, der Furcht hatte. Er wollte endlich beweisen, wer der Stärkere war.
Unser Zögern hatte ihn schon näher an das Regal gebracht. Sogar gefährlich nahe, denn plötzlich begann es zu schwanken. Es hatte von hinten Druck bekommen, und ich wußte nicht, ob Marek das aufgefallen war. Nein, denn er ging weiter.
»Vorsicht!« schrie Bill Conolly.
Marek blieb stehen.
Er riß auch den Kopf hoch. Und dann sah er, wie das Regal auf ihn zukippte...
***
Er kippte nicht nur das Regal. Es kamen auch die liegenden Flaschen ins Rutschen. Hätten sie mit den Böden nach vorn gelegen, so wären sie noch schneller gerutscht. In diesem Fall ging es etwas langsamer, aber die Flaschen aus der oberen Reihe kippten zuerst, und da hatte sich Marek noch nicht bewegt.
»Weg!« brüllte ich noch einmal.
Der Pfähler sah das Verhängnis. Er riß seine Arme hoch. Plötzlich dachte er nicht mehr daran, irgend-welche Blutsauger zu pfählen. Er wollte sich schützen, und er brachte sich dabei auch in Sicherheit.
Die ersten Flaschen prallten auf den Boden. Sie trafen auch Marek, der jetzt von uns aus gesehen nach links wegrannte. Das Regal kippte noch immer. Es entließ weitere Flaschen, die auf dem Boden landeten und mit satten, platschenden Geräuschen zersprangen. Der schaumige Inhalt ergoß sich innerhalb der Scherben über den Kellerboden hinweg zu langen und breiten Pfützen.
Marek war getroffen worden, aber das schwere Regal begrub ihn nicht unter sich. Es kippte zuletzt, weil die Kraft, die hinter ihm stand, noch einmal nachgehebelt hatte.
Marek rutschte aus einer Pfütze aus und konnte sich nicht mehr halten. Er landete auf dem Boden, fluchte, drehte sich um, rappelte sich auf und winkte uns zu.
Wir waren nicht erwischt worden. Das Regal war gefallen und mit ihm die Flaschen. Nicht alle waren zerbrochen, aber die meisten. Der Inhalt schäumt auf uns zu. Millionen von kleinen Bläschen zerplatzten, wir hörten die zischenden Geräusche, nachdem der Krach des Aufpralls verschwunden war, und wir leuchteten dorthin,
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