Schrecken der Nacht
keine volle Disco-Beleuchtung ihren Schein ab. Hier leuchtete nur so etwas wie eine Notbeleuchtung, die die Disco an verschiedenen Stellen erhellte.
Mir fiel dabei etwas auf.
Es lag wohl an der neuen Sichtperspektive, daß ich dieses Funkeln zuvor nicht wahrgenommen hatte. Jetzt, nachdem ich einige Schritte gegangen war, irritierte es mich. Automatisch schaute ich dorthin, wo es mir aufgefallen war.
Genau im Bereich der leeren Tische und Stühle. Zudem in Bodenhöhe, und ich war ein sehr neugieriger Mensch. Außerdem interessierte mich die Unterhaltung an der Bar nicht besonders. Ich hielt Ardain für unschuldig und auch unwissend.
Zwei Stühle rückte ich zur Seite, schob auch einen Tisch weg und konnte endlich auf mein Ziel zugehen. Das Deckenlicht erinnerte mich an einen hellen Schleier, der sich auf dem am Boden liegenden Gegenstand fing und für dieses Strahlen sorgte.
Der nächste Schritt brachte mich so nahe heran, daß ich alles genau erkennen konnte.
Ich sah zuerst die Hand. Es war die linke. An ihrem kleinen Finger steckte ein Ring. Ob kostbar oder Modeschmuck, ich wußte es nicht, jedenfalls warf der Stein das Licht zurück, und deshalb war ich irritiert und aufmerksam geworden.
Um alles genau kontrollieren zu können, schob ich einen weiteren Stuhl zur Seite. Das Blickfeld war frei. Ich war nicht zu überrascht, als ich den Toten sah. Er lag auf dem Bauch. Unter seinem Hals hatte sich eine Blutlache gebildet, die sich wie die Hälften eines roten Strahls rechts und links erstreckten.
Es gab für mich keinen Zweifel, daß der Mann tot war.
Ich sah auch die beiden Eispickel, die jemand in seinen Nacken geschlagen hatte, aber sie hatten nicht für das Blut gesorgt. Das mußte aus einer anderen Wunde stammen.
Ich bückte mich und drehte den Toten herum. Er trug ein helles Hemd und eine Jeans. Sein Haar war dunkel und halblang geschnitten. In dem bleichen Gesicht regte sich nichts mehr. Schockgeweitete Augen starrten mit leerem Blick gegen die Decke, doch das war für mich nicht der Schock.
Schlimm sah der Hals aus. Jemand hatte mit einem Sägemesser, das normalerweise dazu benutzt wurde, um Eis zu zerschneiden, die Kehle aufgeschnitten.
Der Anblick war schlimm. Er zeigte mir, mit welcher Brutalität unser Gegner vorging.
Ich richtete mich langsam wieder auf und schaute zurück zur Theke. Es war aufgefallen, daß ich sie verlassen hatte. Zumindest Bill und Marek blickten in meine Richtung.
Ich winkte ihnen zu. Dann rief ich: »Ich glaube, daß ich hier diesen Jorge entdeckt habe. Er ist tot. Kommen Sie bitte, Kollege!«
Dupont ließ den Disco-Besitzer stehen. Er flüsterte einen Fluch und eilte herbei. Auch Marek und Bill Conolly kamen. Sie schauten ebenfalls auf die Leiche, wobei Marek sich sofort an Bill wandte und ihm etwas zuflüsterte.
» Merde , damit habe ich nicht gerechnet. Das ist ja ein Tier«, fluchte Dupont leise. Er winkte Ardain hastig näher. Der Mann hatte seine Brille wieder aufgesetzt und ging so wie jemand, der sich nicht so recht traut.
Wir hatten ihn auf den Anblick nicht vorbereitet. Als er hinsah, schwankte er. Der Schock hatte sein Gesicht bleich werden lassen, und das Zittern war so stark, daß seine Zähne aufeinanderschlugen.
»Ist das dieser Jorge?« fragte Dupont.
Ardain wandte sich ab und nickte. Sprechen konnte er nicht, nur würgen. Er rannte plötzlich wieder auf die Bar zu, um sich dort im Spülbecken zu übergeben.
Dupont untersuchte die Leiche. Ich hatte Zeit, mit Bill und Marek zu sprechen.
»Er ist da!« sagte der Pfähler flüsternd. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Das ist er gewesen, verdammt! Ich weiß es.«
Bill war skeptisch. »Bist du dir da sicher?« fragte er.
»Warum sollte ich es nicht sein?«
»Muß das ein Vampir gewesen sein?«
»Wer sonst?«
»Ich denke an Bißstellen. Gesehen habe ich keine. Außerdem tötet Eros seine Feinde ja auf eine andere Art und Weise. Er pfählt sie. Das ist hier nicht der Fall.«
Marek war ein wenig ärgerlich, weil man ihm nicht so zustimmte. Er wandte sich deshalb an mich. »Und? John? Wie siehst du das? War er das oder nicht?«
»Ich zweifle auch.«
Marek starrte mich an. »Warum denn?«
»Ich meine auch, daß es untypisch ist. Du hast uns selbst berichtet, wie die Menschen gestorben sind. Man hat sie gepfählt. Man mußte sie einfach pfählen, weil dieser Vampir nicht anders konnte. Er ist ein Zwitter. Er zerstört das, was er selbst hergestellt hat.«
»Was denkst du?«
Ich lächelte Marek
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