Schrecken der Nacht
an. »Beruhige dich, Frantisek. Ich glaube auch nicht, daß Jorge einem normalen Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Wir sehen hier viel Blut. Es könnte natürlich sein, daß nicht alles aus seinem Körper gelaufen ist. Meiner Ansicht nach haben die Tat Vampire begehen können, die dann auch Blut getrunken haben. Und zwar Vampire, die Eros dazu gemacht hat.«
Marek atmete aus. »Das hat es noch nie bei ihm gegeben. Das ist voll aus der Spur.«
»Aber noch im grünen Bereich«, meinte Bill. »Der Fall kann komplizierter geworden sein.«
Dupont trat zu uns. Sein Blick war fragend. »Ich stehe vor einem Rätsel«, gab er zu. »Sie aber sind die Fachleute. Deshalb möchte ich wissen, was Sie dazu sagen. Sind das Ihre Erfahrungen mit Vampiren? Ich kenne das nur aus dem Kino. Da hat es immer anders ausgesehen.«
»Wir haben unsere Erfahrungen gemacht«, gab ich zu. »Sie sind allerdings nicht mit denen zu vergleichen, die hier in die Praxis umgesetzt worden sind. Trotzdem sind wir davon überzeugt, daß Jorge’s Tod mit unserem Fall in Zusammenhang steht. Jemand ist hier eingedrungen und hat ihn umgebracht, weil sich dieser Jemand gestört fühlte. Aus welchen Gründen auch immer, Kommissar.«
»Super. Haben Sie schon einen Verdacht?«
Ich wiegte den Kopf. Aus Bill’s und Mareks Gesichtern las ich, daß sie ebenfalls in eine bestimmte Richtung dachten. Nur ich sprach meine Gedanken aus. »Wissen Sie, Kommissar, wir suchen hier zwei verschwundene Menschen. Junge Frauen. Wenn unsere Annahmen stimmen, können beide durchaus in die Falle des Blutsaugers gelaufen sein. Das heißt nichts anderes, daß er sie zu Vampiren machte. Wenn das so ist, dann brauchen sie natürlich Blut, und das können sie sich bei Jorge geholt haben.«
»Indem sie ihm die Kehle aufschnitten?«
»Ja. Sie haben das Blut dann getrunken. Es war ihnen egal, auf welche Art und Weise sie es zu sich nahmen. Beide sind neu, wenn unsere Vermutungen stimmen. Beide müssen möglicherweise noch üben. Aber das ist noch eine Theorie.«
»Wir gehen einfach davon aus, daß wir es mit Vampiren zu tun haben«, sagte Bill. »Und sie werden auch weiterhin nach den bestimmten Regeln existieren.«
»Was heißt das?«
»Kein Sonnenlicht«, sagte Marek. »Tagsüber müssen sie sich ein Versteck suchen.«
»Aha.«
»Und wahrscheinlich sind sie dabei gestört worden.«
Dupont schluckte.
Bill sagte: »Sie kamen an den Ort zurück, an dem sie ihre Ruhe haben. Eine Disco, die tagsüber tot ist. Die erst am Abend oder in der Nacht zum Leben erwacht. Da haben sie zumindest für eine Weile das perfekte Versteck.«
Endlich hatte der Kommissar begriffen, auch wenn es ihm noch schwerfiel. Er schaute uns der Reihe nach an und schüttelte dabei den Kopf. »Das ist ja ein Hammer«, gab er zu. Es war zu sehen, wie er eine Gänsehaut bekam. Er blickte sich auch um. »Dann können wir unter Umständen die beiden hier in der Disco finden?«
»Es wäre nicht ausgeschlossen«, sagte ich.
»Gut, gut.« Er nickte. »Wir müssen den Bau hier durchsuchen.«
»Fragen Sie lieber nach einem Keller«, sagte Bill.
Marek stand dicht neben mir. »Es ist die einzige Möglichkeit, John, die einzige. Es kann nicht anders laufen. Sie sind jetzt satt und können bis zum Abend warten.«
Der Kommissar war bis zur Bar gegangen. Er hatte dort mir Ardain gesprochen. Nun kehrte er mit ihm zusammen zurück. Ardain sah mehr als schlecht aus.
»Gibt es hier einen Keller?« fragte ich ihn.
»Ja. Wir müssen so etwas haben.«
»Ist der Zugang frei?«
»Ich denke schon.«
»Zeigen Sie uns den Weg!«
Er stand neben Dupont und sah aus wie jemand, den noch eine Frage quälte. Schließlich nickte er. »Ja, wenn ich Ihnen damit helfen kann. Aber ich werde nicht in den Keller gehen.«
»Das brauchen Sie auch nicht.«
»Kann ich dann gehen?«
»Nein. Sie bleiben in meiner Nähe!« erklärte Dupont. »Es kann sein, daß ich Sie noch brauche.«
Ardain hustete in die hohle Hand und nickte. Er war geschockt. Wenn sich herumsprach, was hier passiert war, flaute der Betrieb in seinem Laden ab. Einen Sensations-Tourismus gab es hier sicherlich nicht. Die Leute kamen nur, um Fun zu haben.
Es gab einen Weg, der zu den Toiletten führte. Die Wände des Gangs waren mit kleinen Fliesenstückchen besetzt. Braune Türen zweigten zu den Toiletten ab.
Sicherheitshalber schauten wir dort nach, aber es waren keine Blutsauger zu sehen.
Die Tür, hinter der die Kellertreppe begann, war die letzte in der Reihe. Sie
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