Schrei in der Nacht
schlimm.«
»Warum?«
»Ich war einsam ohne Sie.«
Samstag gingen sie in den Zoo. Erich war von einer Engelsgeduld, nahm die Mädchen abwechselnd auf die Schultern und ging auf ihr Drängen dreimal zum Affengehege zurück.
Beim Lunch schnitt er Beths Essen in mundgerechte Happen, während Jenny Tina versorgte. Er brachte Tina dazu, ihre Milch auszutrinken, indem er ihr versprach, mit seiner Bloody Mary das gleiche zu machen, und schüttelte mit gespielter Feierlichkeit den Kopf, als Jenny losplatzen wollte. Trotz ihres Protests bestand er darauf, daß die Mädchen sich eines der berühmten Rumpelmayer-Kuscheltiere aussuchten, und schien überhaupt nicht zu bemerken, wie unendlich lange Beth für ihre Entscheidung brauchte.
»Sind Sie sicher, daß Sie auf Ihrer Farm in Minnesota nicht sechs Kinder haben?« fragte Jenny, als sie auf die Straße traten. »So viel Geduld mit kleinen Kindern wird einem nicht in die Wiege gelegt.«
»Aber ich wurde von jemandem großgezogen, der diese Geduld hatte, und deshalb kenne ich es nicht anders.«
»Ich wünschte, ich hätte Ihre Mutter gekannt.«
»Ich wünschte, ich hätte Nana gekannt.«
»Mami«, fragte Beth, »warum siehst du so glücklich aus?«
Sonntag kam Erich mit Doppelkufen-Schlittschuhen für Tina und Beth und nahm sie alle mit zur Eisbahn am Rockefeller Center. Abends ging er mit Jenny zum Essen in ein Restaurant an der Park Lane. Beim Kaffee verstummten sie beide. Schließlich sagte er: »Es waren zwei sehr glückliche Tage.«
»Ja.«
Aber er sagte nichts von einem Wiedersehen. Sie wandte den Kopf und blickte zum Central Park, der nun von den Straßenlaternen, den Autoscheinwerfern und dem Licht aus den Fenstern der Apartmenthäuser, die ihn säumten, vielfältig beleuchtet wurde. »Finden Sie den Park auch immer so schön?«
»Würden Sie ihn sehr vermissen?«
»Vermissen?«
»Minnesota ist auf andere Weise schön.«
Was sagte er? Sie drehte ihm das Gesicht zu. Ihre Hände trafen sich spontan, ihre Finger umschlangen einander. »Jenny, es geht so schnell, aber es stimmt.
Wenn Sie darauf bestehen, werde ich das nächste halbe Jahr oder meinetwegen ein Jahr lang jedes Wochenende nach New York kommen und Ihnen den Hof machen.
Aber ist das notwendig?«
»Erich, Sie kennen mich doch kaum!«
»Ich kenne Sie schon immer. Sie waren ein sehr ernstes Baby; Sie konnten mit fünf schwimmen; Sie haben in der fünften, sechsten und siebten Klasse Medaillen für gute Leistungen gewonnen.« .
»Ein Fotoalbum sagt nicht viel über einen Menschen.«
»O doch. Und ich kenne mich. Ich habe immer gewußt, was ich suchte, und ich war sicher, daß ich es auch erkennen würde, sobald ich es vor mir hätte. Sie fühlen das gleiche. Geben Sie es zu.«
»Ich habe mich schon einmal getäuscht. Dabei glaubte ich, genau das Richtige für Kevin zu fühlen.«
»Jenny, Sie sind nicht fair zu sich. Sie waren sehr jung; Sie haben mir selbst erzählt, er sei der erste Freund gewesen, aus dem Sie sich wirklich etwas machten. Und vergessen Sie nicht — so wundervoll Ihre Großmutter auch war, es hat in Ihrem Leben nie einen Mann gegeben, keinen Vater, keinen Bruder, und das hat Ihnen einfach gefehlt. Sie waren einfach reif, sich in Kevin zu verlieben.«
Sie dachte nach. »Ja, das stimmt wahrscheinlich.«
»Und die Mädchen. Versäumen Sie nicht die Kindheit der beiden. Sie sind so glücklich, wenn sie mit Ihnen zusammen sind. Ich glaube, die Kinder könnten auch bei mir glücklich sein. Heiraten Sie mich, Jenny. Bald.«
Vor einer Woche hatte sie ihn nicht gekannt. Sie spürte die Wärme seiner Hand, sah in seine fragenden Augen, fühlte, daß aus ihren eigenen die gleiche Liebe sprach.
Sie wußte ohne jeden Zweifel, wie ihre Antwort lauten würde.
Sie saßen bis zum frühen Morgen im Apartment und redeten. »Ich möchte die Mädchen adoptieren, Jenny. Ich werde veranlassen, daß meine Anwälte die nötigen Papiere für MacPartland vorbereiten.«
»Ich glaube nicht, daß er die Kinder aufgeben wird.«
»Ich vermute das Gegenteil. Ich möchte, daß sie meinen Namen tragen. Ich will nicht, daß Beth und Tina sich wie Außenseiter vorkommen, wenn wir erst eine eigene Familie haben. Ich werde ihnen ein guter Vater sein. Kevin ist schlimmer als ein schlechter Vater. Sie sind ihm gleichgültig. Übrigens, was für einen Verlobungsring hast du von ihm bekommen?«
»Keinen.«
»Gut. Ich werde Carolines Ring für dich umarbeiten lassen.«
Mittwochabend sagte er ihr am Telefon,
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