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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Krueger nicht. Er hat etwas …«
    »Kevin!«
    »Schon gut. Ich gehe ja schon. Du wirst mir fehlen, Jen. Ich liebe dich immer noch, das weißt du.« Er nahm ihre Hände. »Und ich liebe auch meine Kinder.«
    Dritter Akt, Vorhang, dachte Jenny. Im Publikum ist kein Auge trocken geblieben. »Kevin, bitte. Ich möchte nicht, daß Erich dich hier trifft.«
    »Jen, ich gehe vielleicht auch nach Minnesota. Ich habe einen Draht zum Guthrie Theater in Minneapolis, und wenn sie mich ins Ensemble aufnehmen, besuche ich euch.«
    »Bitte nicht.«
    Entschlossen öffnete sie die Wohnungstür. Es klingelte. »Das ist bestimmt Erich«, sagte sie nervös.
    »Mist, ich wollte nicht, daß er dich hier sieht, aber es nicht zu ändern. Komm, ich bring’ dich hinaus.«
    Erich wartete hinter der abgeschlossenen, verglasten Doppeltür. Er hatte eine große, bunt eingewickelte Schachtel in der Hand. Sie beobachtete bestürzt, wie sein freudiger Gesichtsausdruck schwand und er wie ärgerlich die Augenbrauen zusammenzog, als er Kevin neben ihr den Flur entlangkommen sah.
    Sie machte die Haustür auf und sagte schnell: »Kevin hat nur ganz kurz vorbeigeschaut. Auf Wiedersehen, Kevin.«

    Die beiden Männer starrten einander an. Keiner sagte etwas. Dann lächelte Kevin und beugte sich über Jenny.
    Er küßte sie auf den Mund und sagte vertraulich: »Es war schön, dich zu sehen, Liebling, nochmals vielen Dank.
    Wir sehen uns ja dann in Minnesota.«
5
    »Wir befinden uns jetzt über Green Bay, Wisconsin. Die Flughöhe beträgt knapp zehntausend Meter. Wir werden um fünf Uhr achtundfünfzig auf dem Twin Cities Airport landen. Die Temperatur in Minneapolis beträgt dreizehn Grad unter Null. Es ist ein klarer Nachmittag. Wir hoffen, daß Sie einen angenehmen Flug haben. Nochmals vielen Dank, daß Sie mit Northwest geflogen sind.«
    Erichs Hand lag auf Jennys. »Hast du einen angenehmen Flug?«
    Sie lächelte ihn an. »Ja, sehr.« Sie sahen beide auf den Ehering seiner Mutter, der nun an ihrem Finger steckte.
    Beth und Tina waren eingeschlafen. Die Stewardeß hatte die Mittellehne zurückgeklappt, und sie lagen aneinandergekuschelt da, ihre rotbraunen Löckchen waren kaum auseinanderzuhalten, die neuen grünen Nickijumper mit den weißen Rollkragenpullis darunter waren zerknittert.
    Jenny drehte sich zur Seite und betrachtete die Wolkenkissen, die am Bullauge vorbeischwammen. Bei aller Zufriedenheit war sie immer noch wütend auf Kevin. Sie hatte gewußt, daß er schwach und verantwortungslos war, aber sie hatte ihn doch für einen im Grunde gutmütigen Zeitgenossen gehalten. Aber er war ein Egoist und ein Spielverderber, er dachte nur an sich. Er hatte es fertiggebracht, einen Schatten auf ihren Hochzeitstag zu werfen.
    Nachdem Kevin weg war, hatte Erich in der Wohnung gesagt: »Warum hat er dir gedankt, und was meinte er mit Minnesota? Hast du ihn zu uns eingeladen?«
    Sie hatte versucht, es zu erklären, aber ihre Worte hatten nicht einmal in ihren eigenen Ohren überzeugend geklungen.
    »Du hast ihm dreihundert Dollar gegeben?« fragte Erich ungläubig. »Wieviel schuldet er dir an Unterhaltszahlungen und Darlehen?«
    »Aber das brauche ich doch jetzt nicht mehr, und die Möbel haben zur Hälfte ihm gehört.«
    »Oder wolltest du sicher sein, daß er genug Geld für das Flugticket hat, wenn er dich besuchen will?«
    »Erich, wie kannst du so etwas glauben?« Sie hatte die Tränen zurückgekämpft, die ihr in die Augen traten, aber er hatte sie bemerkt.
    »Verzeih mir, Liebes, es tut mir leid. Ich gestehe, daß ich eifersüchtig bin. Ich finde es widerlich, daß dieser Mann dich je berührt hat. Ich möchte nicht, daß er dich jemals wieder anfaßt.«
    »Er wird es nicht, das verspreche ich dir. Mein Gott, ich muß ihm dankbar sein, daß er die Adoptionspapiere unterschrieben hat. Ich hab’ bis zur letzten Minute daran gezweifelt.«
    »Geld bewirkt viel.«
    »Du hast ihn doch nicht bezahlt?«
    »Es war nicht viel. Zweitausend Dollar. Tausend pro Mädchen. Wie du siehst, war es sehr billig, ihn loszuwerden.«
    »Er hat seine eigenen Kinder verkauft!« Jenny hatte sich bemüht, es nicht zu verächtlich zu sagen.

    »Ich hätte ihm fünfzigmal mehr gegeben.«
    »Du hättest es mir sagen sollen.«
    »Ich hätte es dir auch jetzt nicht gesagt, aber ich will nicht, daß du noch irgendwelches Mitleid mit ihm hast…
    Vergessen wir ihn. Heute ist unser Tag. Möchtest du nicht dein Hochzeitsgeschenk auspacken?«
    Es war ein Nerzmantel. »Oh —

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