Schrei in Flammen
außerdem gehörten die Wertanlagen offiziell nicht ihm. Was nicht weiter schlimm war, solange er das volle Verfügungsrecht und die Kontrolle darüber hatte.
Das Ganze war auf gutem Wege, und Jim freute sich schon darauf, bald den Großteil seiner Zeit im Resort zu verbringen, rauschende Feste zu veranstalten und sich vielleicht ein richtig dickes Boot zu kaufen. Stine konnte ein paar Aufgaben im Resort übernehmen, damit sie beschäftigt war. Lukas würde auf die internationale Schule gehen, und in ihrer Freizeit würde er ihm Segeln, Fischen und Tauchen beibringen. Ein cooles Leben. Das ganze Jahr Sommer und keine Sorgen wegen irgendwelcher Bullen oder Deals, die schiefgehen konnten.
»Wann ist es eigentlich fertig?«, fragte Stine und beugte sich so über Jims Schulter, dass er ihre Brüste im Nacken spürte.
»In einem Jahr, ungefähr«, sagte Jim. »Aber ich überlege, ob wir nicht schon eher dorthin ziehen sollten, damit ich die Bauarbeiten überwachen kann.«
»Wie viel früher?« Sie zog sich etwas zurück. Der Gedanke, früher umzuziehen als geplant, machte ihr Angst. Jim wusste genau, wie schwer es ihr fiel, Dänemark zu verlassen. Verstehe das, wer wollte …
»Ich weiß es noch nicht …« Er schloss die Dateien mit den Zeichnungen. »Bald. So bald wie möglich. Ich bin die nächsten paar Tage übrigens weg. Geschäftsreise. Morgen früh fahre ich.«
»Wann bist du wieder zu Hause?«
»Sonntag, denke ich.«
*
Die
Maria
war ein 56 Fuß langer Motorsegler, eingetragen im Jachthafen Vlissingen im Südwesten von Holland. Kapitän Martijn hatte das Boot im Spätherbst »unglücklicherweise« nicht weit von Puerto Banús auf Grund gesetzt, was zur Folge hatte, dass es in Marbella auf die Werft gebracht werden musste und dort überwintert hatte. Über die Reparaturen der leichten Schrammen hinaus, die das Boot sich bei dem Bodenkontakt geholt hatte, hatte die Werft noch kleinere Malerarbeiten vorgenommen. Die Wasserlinie am Bootsrumpf war etwas nach oben verschoben worden, so dass das Boot mehr Last aufnehmen konnte als üblich, ohne dass man das von außen sah. Die Arbeit war gut entlohnt worden – in bar, so dass keine Fragen gestellt worden waren.
Kapitän Martijn und Steuermann Rembrandt waren vor einigen Wochen nach Südspanien gekommen, um das Boot zu Wasser zu lassen und klarzumachen. Seitdem lagen sie in einem der mondänsten Jachthäfen Südspaniens vor Anker und hatten sich um den Proviant gekümmert, Lebensmittel, Getränke und Diesel. Mit Marco und Thomas war die Besatzung komplett.
Die
Maria
hatte in der Dämmerung und mit Motorkraft den Hafen von Puerto Banús verlassen, und die Besatzung hatte Vollgas gegeben wie ein paar geile Schwuchteln, die den Sonnenuntergang feiern wollten. Sobald sie den Hafenbereich verlassen hatten, hatte der Kapitän Kurs nach Südwest aufgenommen. Es hatte nicht lange gedauert, bis es ganz dunkel war.
Es ging nur wenig Wind, und die einzige Bewegung im Meer war eine leichte Dünung schräg von vorn an der Steuerbordseite. Das Boot bewegte sich leicht schlingernd vorwärts. Über den Himmel zogen vereinzelte dünne Schleierwolken, dann wurden die Sterne sichtbar. Der Mond war noch nicht aufgegangen. Auf dem Weg aus dem Hafen hatte der Kapitän ihnen erklärt, was sie zu tun hatten. Jetzt gab er den Befehl, die Radarreflektoren des Bootes abzumontieren. Marco und Thomas machten sich an die Arbeit.
Als sie fertig waren und die Reflektoren in dem bleiverstärkten Koffer verstaut hatten, war das Boot für die Schiffe der Küstenwache mehr oder weniger unsichtbar. Leider aber auch für alle anderen Schiffe, weshalb sie die ganze Zeit Wache halten mussten, um nicht plötzlich mit einem anderen Schiff zu kollidieren.
Steuermann Rembrandt korrigierte den Kurs ein wenig nach Süden. Der Kapitän gab Vollgas. Bis an die Küste Marokkos waren es etwa siebzig Kilometer. In gut drei Stunden würden sie Kontakt haben.
*
Katrine war wieder in Heathrow. Bei der Sicherheitskontrolle stellte sie fest, dass sie an alles gedacht hatte, nur nicht an den Gürtel ihrer Jeans, dessen Schnalle den Metalldetektor zum Piepen brachte. Sie musste sich auf einen Hocker stellen und wurde von einer stark schwitzenden, übergewichtigen Angestellten von Kopf bis Fuß abgetastet. Dann begab sie sich direkt zum Gate und war wenig später an Bord ihres Fluges, lehnte sich in ihrem Sitz zurück und schloss die Augen.
Sie hatte den ganzen Tag im Krankenhaus verbracht und war direkt von
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