Schrei in Flammen
Thomas.
»Fuck, Mann«, sagte Thomas, nahm die Creme aus seiner Tasche und rieb sich Gesicht, Nacken und Arme ein.
»Sieh uns doch mal an, Mann, zwei verfickte Schwuchteln, die sich mit Sonnencreme einschmieren. Da fehlt noch was«, sagte Marco und zeigte auf Thomas’ Nacken. Thomas rieb sich brav ein.
Nachdem sie sich noch eine Weile umgeschaut hatten, entdeckte Marco eine große weiße Jacht, auf der ein Mann an den Mast gelehnt stand. Er trug eine Kapitänsmütze und winkte ihnen zu.
»Da sind sie.« Sie winkten zurück, hoben ihre Taschen hoch und setzten sich in Bewegung.
Kurz darauf gingen sie an Bord eines superschicken Fiberglasbootes mit gepflegtem Holzdeck. Das Ding war wirklich 56 Fuß lang. Wahnsinn, was für ein Teil!
»Unsere dänischen Freunde?«, fragte der Mann mit der Schirmmütze auf Englisch.
»Ja, das sind wir. Ich heiße Marco, und das ist Thomas.«
»Ihr seht aus, als wolltet ihr ein bisschen Spaß haben?«, sagte er mit einem Lächeln.
»Aber klar«, sagte Marco und lächelte schief zurück.
»Na dann, willkommen an Bord!«
Der Kapitän war groß, schlank, braungebrannt und auf eine sehnige Weise muskulös. Er trug das klassische Matrosenoutfit und mochte vielleicht zehn Jahre älter sein als Marco und Thomas. Sein Lächeln war blendend weiß wie die Häuser in Puerto Banús. »Ich heiße Martijn und bin der Kapitän an Bord. Freut mich, euch zu sehen. Und das ist Rembrandt, unser Steuermann.«
Ein Mulatte mit üppiger Lockenmähne schob Kopf und Oberkörper aus der Kajüte. Er war etwas kleiner als der Kapitän und trug ein sehr eng sitzendes T-Shirt.
»Hi, Jungs!«, begrüßte Rembrandt sie.
Wie auf einer der Werbeseiten in den Magazinen, dachte Marco und schickte seinen beiden Arbeitgebern einen respektvollen Gedanken; sie vier zusammen ergaben wirklich eine extrem glaubwürdige Besatzung.
»Ihr könnt eure Sachen runter in die Kajüte tragen, da sind auch eure Kojen. Macht euch ein bisschen frisch. Wir legen kurz vor Sonnenuntergang ab. Wir haben eine Verabredung, zu der wir nicht zu spät kommen dürfen.«
Marco und Thomas sahen sich an. Ihre Augen funkelten unternehmungslustig, und das Adrenalin pumpte durch ihre Adern. Das war der absolute Hammer. Sie waren auf dem Weg, echte Schmuggler zu werden!
*
Jim saß mit seinem Laptop am Esszimmertisch und sah sich die neuesten Zeichnungen und Fotos an, die der Projektleiter Benn von ihrem Vorhaben geschickt hatte. Es sah phantastisch aus! Die Übersichtsskizze gab den besten Gesamteindruck von der Vision des Projektes.
Das Resort sollte um einen Naturhafen in einer kleinen Bucht auf der Westseite der Insel angelegt werden, wo locker zwanzig Jachten ankern konnten. Etwas zurückgesetzt an den Hängen der Bucht waren zwanzig separat stehende Bungalows geplant, mit traumhafter Aussicht über die Bucht und die Boote, die dort ankerten. Zielgruppe war eine exklusive Schar von Menschen, die es sich leisten konnten, direkt vor einem luxuriösen Resort der Topklasse zu ankern und dort mit Gleichgesinnten zu feiern. Der Poolbereich lag leicht erhöht, damit man sowohl aus dem Wasser als auch von der Bar einen unverstellten Blick über die Bucht hatte.
Es war auch möglich, das gesamte Resort zu mieten, falls jemand Interesse daran hatte und über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügte. Ricardo, das Kartell und ihre Kooperationspartner würden natürlich einen Freundschaftspreis bekommen. Jim konnte sich schon lebhaft vorstellen, wie sie in ihren Helikoptern und Privatjets angeflogen kamen. Die Finanzierung war dank Jims Investmentberater Jan Johansen keine unüberwindbare Herausforderung gewesen. Jan hatte Jim geholfen, eine Reihe internationaler Handelsgesellschaften zu gründen, sogenannte Offshore-Firmen. Dank Jans guter Kontakte auf Zypern hatten sie den Hauptsitz der Firmen dorthin verlegt. Die internationalen Gesellschaften waren in jeder Hinsicht eine geniale Lösung für Jim. Sie waren diskret, es musste keine Steuer gezahlt werden, es bestand keine Buchführungspflicht, und die Bilanzen mussten nicht offengelegt werden. Über die Firmen konnte er anonyme Konten in der Schweiz und an anderen Orten eröffnen, und mit Hilfe der Firmen war es ihm überdies möglich, international Handel zu betreiben, Rechnungen zu stellen, Geld an ihre Firmen in Holland zu überweisen, in das Segelresort zu investieren, Immobilien zu erwerben und vieles andere Gute zu tun. In Dänemark konnte er solche Geschäfte nicht machen,
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