Schuhwechsel
und stelle ungläubig fest, dass ich erst 7 Kilometer gelaufen bin.
Die Pause tut mir gut und nach einer halben Stunde gehe ich erfrischt weiter. Man muss Pausen machen, dann hat man länger Freude an der Arbeit. Was man alles lernen kann auf so einem Weg…
Ich bin glücklich.
Ich fühle mich frei, genieße es draußen zu sein und mich zu bewegen. Ich habe keine Termine, keinen Druck und keiner der mir sagt, was ich tun soll.
Ich bin allein, keiner quatscht mir die Ohren voll, ich kann in Ruhe denken und werde durch nichts gestört.
Ich kann in jeder Sekunde das tun, was ich tun möchte. Gehen oder nicht, essen oder nicht.
Ganz schön easy alles…
13.30 Uhr
Völlig erschöpft wanke ich in Rabanal ein. Nach 22 Kilometern schmerzen meine Füße noch mehr und meine Hüfte, auf die der Rucksack drückt und die Geld-Bauchtasche und der Hosengürtel und überhaupt wird es Zeit, dass ich mal was esse! Ich bestelle mir einen Bocadillo mit Thunfisch und Tomate und die Kellnerin bringt mir ein Baguette, das ungelogen, mindestens einen halben Meter lang ist. „Ist das Ding riesig“, denke ich noch und bis ich fertig gedacht hatte, war es schon verputzt. Restlos. Wahnsinn, wie kann man in so kurzer Zeit so ein Riesending verschlingen? Der Hammer!
Jetzt setzt sich ein junges Pärchen aus Berlin an meinen Tisch, das kein Wort Spanisch spricht. Ich helfe ihnen mit der Speisekarte und wir kommen ins Gespräch.
Steffi und Klaus sind heute den zweiten Tag auf dem Camino.
„Wir sind in Leon gestartet und kamen den ersten Tag ziemlich zügig voran,“ erzählt Klaus, „ich habe auch hin und wieder einen Energieriegel gegessen, aber kaum etwas getrunken.“
„Es war ja nicht so heiß und wir sind beide sehr sportlich“, ergänzt Steffi Dass die Beiden jung und sportlich sind, ist nicht zu übersehen.
Klaus erzählt weiter: „Nach 30 Kilometern kamen wir in Astorga an, suchten uns in ein Hotel und gingen Pizza essen. Und ab da kann ich mich an nichts mehr erinnern“
„Er hat am Tisch die Augen verdreht und ist einfach umgefallen“, sagt Steffi, „nach ein paar Minuten kam er zwar wieder zu sich, aber die Polizei war sofort zur Stelle und ist mit uns zum nächsten Arzt gefahren.“
„Und dann?“ Hört sich interessant an, was die so erzählen, „Naja, ich wurde untersucht und bekam sofort etwas zu Trinken. Eine Ringerlösung oder so etwas. Die Ärzte sprachen nur spanisch und das können wir leider nicht. Wir haben uns über Google Übersetzungsprogramm deutsch-spanisch unterhalten. Kennst du das? Das war dann ganz witzig. Aber die waren alle so hilfsbereit und geduldig und nett, so etwas habe ich noch nie erlebt,“ erzählt Klaus „Und stell dir vor, die Polizei hat so lange gewartet, bis ich wieder fit war, hat uns dann zurück gefahren und vor der Pizzeria abgesetzt. Das ist doch total nett. Soviel Gastfreundlichkeit hätte ich nie erwartet.“
„Aha, dann muss man also immer viel trinken“, stelle ich fest und präge es in mein Hirn. Wie gesagt, man muss das Rad nicht zweimal erfinden und theoretisch hat man das ja alles schon mehr als einmal gehört.
„Oh ja, das ist super wichtig“, pflichtet Steffi mir bei. „Wie weit willst du heute noch gehen?“
„Hm. Es ist mein erster richtiger Pilgertag heute und ich habe noch keine Erfahrungen, wie weit man da so geht. Eigentlich ist es ja erst kurz vor zwei Uhr und der Tag ist noch lang. Hier gibt es noch freie Betten. Ich muss erst mal schauen, was mein schlauer Pilgerführer so sagt. Was habt ihr für heute noch vor?“, frage ich die beiden.
„Wir gehen auf alle Fälle noch diesen Leon-Berg hoch. Nach Foncebadón. Das sind zwar nur 6 km, aber die gehen steil bergauf.“
„Aha. Ok, warum auch nicht,“ denke ich, „Der Tag ist noch jung, ich bin gestärkt und fühle mich fit.“
Nach einem Blick in mein Pilgerbüchlein bemerke ich, dass in Rabanal deutlich mehr Herbergen eingezeichnet sind, als in Foncebadón.
„Das geht gut,“ meinte Steffi beruhigend, „das ist nicht mehr so schlimm wie früher. Da gibt es inzwischen drei große Herbergen mit Platz ohne Ende.“
Obwohl ich ihr nicht so ganz hundertprozentig glaube, entscheide ich mich trotzdem weiter zu gehen, bedanke mich bei den beiden, bezahle meine Rechnung und mache mich auf den Weg.
Kurz darauf begegne ich einem Pilgerpaar, das gerade ein anderes Pilgerpaar fotografiert, und ich bitte den Mann, mich ebenfalls zu fotografieren. Wenn man alleine unterwegs ist, hat man zwar viele
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