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Schuhwechsel

Schuhwechsel

Titel: Schuhwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Villas
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liegt es daran, dass Gott nichts von mir erwartet, manche Männer hingegen schon. So erscheint es mir jedenfalls hin und wieder.
    Wenn ich intensiv an ihn denke, fühle ich mich geborgen und beschützt. Nur leider vergesse ich ihn so oft. Er gleitet zuweilen aus meinem Bewusstsein heraus. Besonders im Alltag.
    Aber jetzt ist kein Alltag um mich herum, ich befinde mich in seiner Kirche, nämlich der Natur und er ist da. Ich kann ihn fühlen.
    Ein kleines rotes Auto fährt vorbei. Vorbei. Leider! Hatte brav den Daumen raus gestreckt, aber da saß eine Frau am Steuer, die offensichtlich in heftige Diskussionen mit ihrem Beifahrer verwickelt war. Womöglich hatten die gerade einen Streit und wollten keine Zeugen.
    Macht nichts! Wird schon noch eines kommen. Viel ist ja nicht los, auf der Straße ohne Namen, aber wenn ein Auto kommt und mich mitnimmt, reicht mir das.
    Ich gehe weiter. Inzwischen habe ich andere Probleme, als einen Rucksack, der mir auf die Hüfte drückt und Füße, die schmerzen. Es beginnt dunkel zu werden, in dieser unwirklich trüben Stille, in der man problemlos einen Gruselfilm drehen könnte. „Das Monster aus dem Nebel“ oder „Der Killer auf dem Pilgerweg“ und es fahren keine Autos. Nicht einmal vorbei. So schnell können sich Perspektiven ändern, denke ich und sehe einen wunderschönen Stein im Straßengraben liegen.
    Während ich mich bücke um den Stein aufzuheben, ich hab ja eh so wenig Gepäck zu tragen, als das ich dieses Steinchen nicht auch noch brauchen könnte, taucht ein Auto aus der Nebelwand auf.
    Ein schöner, großer, neuer Mercedes Van. Sehr elegant, denke ich und halte den Daumen raus. Der Fahrer schüttelt den Kopf, drosselt aber seine Geschwindigkeit und fährt ganz langsam an mir vorbei.
    „Ja was nu? Willst du jetzt vorbeifahren oder mich mitnehmen?“
    Ich winke etwas eindringlicher mit meinem Daumen und da sehe ich, wie ein anderer Mann, vom Beifahrersitz aus, mit der Kamera auf mich hält.
    „Super! Filmen kannst du mich, aber anhalten magst nicht, oder was?“ Dann hält der Wagen an und die Schiebetür geht auf. Sie nehmen mich mit. Standesgemäß, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.
    Ich freue mich riesig und ich stelle mich vor: „Hallo, ich heiße Rosa. Könnt ihr mich bitte mitnehmen, irgendwohin wo es trocken und warm ist? In Foncebadón sind alle Herbergen voll und ich weiß nicht, wie es mit den nächsten Herbergen aussieht.“
    Sie stellen sich ebenfalls vor: In der Mitte sitzt Javier, Mitte 30 und ziemlich sexy. Er ist der Regisseur dieses Fernsehteams. Neben ihm sitzt die Produzentin Manuela, sie dürfte so in meinem Alter sein und hinten sitzen zwei ältere Herrschaften, die sagen nicht viel. Javier und Manuela sind sehr an meinen Beweggründen interessiert, die mich diesen Weg gehen lassen. Sie kommen aus Italien und drehen für Canale 4 eine Reportage über den Camino.
    Manuela spricht Italienisch und etwas Englisch, Javier spricht Spanisch, Italienisch und etwas Deutsch. Ich spreche Deutsch, Englisch, etwas Spanisch und wenig Italienisch.
    Und genau in diesem Sprachenwirrwarr unterhalten wir uns sehr angeregt.
    Sie haben viele Fragen an mich und wollen wissen, warum ich diesen Weg gehe.
    Ich erzähle ihnen, dass ich für Sabine und ihren Krebs gehe, für meinen Geliebten und für mich. Das mir das Pilgern wahnsinnig gut gefällt, weil es so viel Raum für Überraschungen bereit hält und man nie weiß, was im nächsten Moment passiert.
    „So wie jetzt. Ich habe doch ein wahnsinniges Glück, von euch aufgegabelt worden zu sein.“
    Was ich beruflich mache, will Manuela wissen. Das ist eine schwierige Antwort, denn eigentlich mache ich vieles, aber zur Zeit nichts wirklich intensiv. „Sono Astrologa“, das ist das einzige, was mir auf Italienisch einfällt und es stimmt ja auch. Unter anderem bin ich Astrologin.
    Nein, katholisch bin ich nicht, aber ja, ich glaube an einen Gott. Die Kamera ist immer schön auf mich gerichtet und ich bin mir sicher, dass sie mein internationales Sprachenmischmasch später mit Untertiteln unterlegen müssen. Das versteh´ ja selbst ich kaum noch.
    Am eisernen Kreuz halten sie an und der Kameramann steigt aus, um zu filmen. Ich krame den großen, schwarzen Stein, der Susannes Krebs symbolisiert aus meiner Hosentasche und lege den TV gerecht auf dem großen Haufen Steine unter dem Kreuz ab. Dann wünsche ich mir, dass das der gesamte Krebs von Susanne ist. Mit allen Krebszellen und Metastasen und was sonst

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