Schuldige Gelueste
Ben lächelte und verließ den Hof.
Sie fragte sich kurz, wo Jason war, aber entschied, dass es war
besser, alles zu vergessen, was in der Küche geschehen — oder nicht geschehen —
ist. Ist alles reine Einbildung, Ann.
Sie lehnte am Zaun, als Ben in seinem alten staubigen Pick-up
davonfuhr. Die Schafe waren nun auf der Weide, grasten und sahen erstaunlich
dünn und ein wenig ungewohnt in ihrem frischgeschorenem Zustand aus.
„Miss Franklin?“ hörte Sie Jasons Stimme hinter sich.
Sie wandte sich um. Er trug noch immer die Sachen, in denen er
gearbeitet hatte, schmutzig von der Schafschur, sein Hemd vom Schweiß durchnässt.
„Hallo, Jason. Was kann ich für Sie tun?“ Sie zögerte, nicht
sicher, was sie von ihm oder ihr selbst erwarten sollte. Und jetzt, nach dem
Gesprächsfetzen, den sie gehört hatte, auch nicht sicher, ob sie ihm vertrauen könnte.
Freundinnen, ob ehemalig oder aktuell, bedeuteten in der Regel Ärger.
„Naja, ich wollte fragen, ob ich nochmal kurz unter die Dusche
kann. Ich habe mein eigenes Handtuch und Seife, ich brauche also nur noch
Wasser.“ Er lächelte ihr zu und da war es wieder, dieses ungewohnte, starke
Pochen ihres Herzens.
„Äh... na ja...“ Sie zögerte kurz. Was soll 's. Der Kerl hatte
einfach einen anstrengenden Arbeitstag. „Sicher. Gleiches Badezimmer wie
gehabt.“ Sie erhaschte seinen Blick, sah etwas, das aussah wie Erleichterung.
“Vielen Dank!”
“Und Sie können Ann zu mir sagen. Sie haben einen ganzen
Nachmittag mit meinen Schafen verbracht. Die kennen Sie besser als ich. Ich
denke, dass ist eine gute Ausgangsbasis.“
Jason lächelte wieder. „Das gefällt mir…“
Ann verließ Jason an der Badezimmertür. Sie saß am Küchentisch,
hörte das Wasser laufen. Sich nicht vorzustellen, wie das Wasser über seine
glatte, sonnengebräunte Haut floss, wie die Seifenblasen über seinen Körper schäumten,
wie seine Hände über ihn selbst hinwegglitten, fiel ihr sehr schwer. Sie
seufzte. Es wäre nicht richtig gewesen, etwas mit jemandem anzufangen, der
nicht bei ihr sein würde.
Als er aus dem Bad kam, trug Jason ein weißes Hemd, abgetragen
aber sauber und saubere Jeans.
„Danke, Ann. Ich fühle mich viel besser, wenn der ganze Schweiß
erst mal weg ist.“ Er fuhr mit seiner Hand durch seine feuchten Haare,
verwuschelte sie ein wenig, was ihn für sie noch aufregender machte. Sie war sich
nicht sicher, wie lange sie noch widerstehen konnte. Ihr Herz flatterte in ihrer
Brust, ihre Handflächen waren feucht und sie spürte ein deutliches tiefgründiges
Pochen im Bauch. Es war lange her, aber die Zeichen erkannte sie noch immer: Sie
wurde von Jason angetörnt. Absolut kein Zweifel.
„Und ich bin sicher, dass ich auch weitaus besser rieche“, lachte
er.
Ann lächelte ihn an. „Ganz bestimmt. Haben Sie überhaupt zu Mittag
gegessen? Ich kann mich nicht daran erinnern, Sie mit einem Teller gesehen zu
haben.“
Jason schüttelte den Kopf. „Nein... Ich war beschäftigt mit... Da
kam was dazwischen, und ich kam nicht mehr dazu. Und dann ging ich wieder zur
Arbeit.“
Ann stand auf. „Ich mache Ihnen dann schnell etwas. Es gibt jede
Menge Reste...“ verhallte ihre Stimme.
Jason stand bewegungslos zwischen ihr und der Theke. Sie lief fast
in ihn hinein. Er schaute sie an, seine grünen Augen suchten ihr Gesicht.
„Ich denke, da ist etwas anderes, was will ich, Ann. Und ich
denke, dass Sie es auch wollen.“ Er streckte seine Hände über den kleinen Raum
zwischen ihnen aus, seine Hände glitten ihre nackten Arme entlang. Die
Berührung seiner Finger auf ihrer Haut sendete einen Wärmeschub durch ihren
Körper. Sie konnte die rauen, der Arbeit geschuldeten Schwielen spüren, die
Kraft in seinen Händen. Und sie erkannte, dass sie diese starken Hände auf
ihrem Körper wollte, dass sie sie halten, sie berühren wollte.
Ann fühlte, wie ihr Körper auf seine Berührung, seine Nähe, ja
selbst auf seinen Duft reagierte. Eine kleine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr,
dass dies ein Fehler war, dass nichts Gutes aus einem One-Night-Stand mit einem
umherziehenden Schafscherer kommen könnte. Vor allem mit einem, der zu Hause
noch jemanden mit Namen Sarah sitzen hat. Oder die Sarah, die er auf der
letzten Ranch zurückgelassen hat.
Aber darum kümmerte Ann sich nicht. In diesem Moment war alles,
was sie wollte, Jason. Es war schon so lange her, dass ein Mann ihr Interesse
geweckt hatte, oder, für diesen Fall, auch nur das geringste Interesse an ihr
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