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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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ob Sie schon mal über die Kosten eines Turnhallenbodens nachgedacht haben – nun, ich auch nicht. Ich weiß nur, daß die Jungen einen Schaden angerichtet haben, dessen Reparatur zehntausend Dollar gekostet hat. Daher Mr. O’Hara. Er hat eine herrliche Aussicht, eine ausgezeichnete Adresse, und er liebt die Einsamkeit, was sich gut trifft, denn auf dem Dach eines leeren Schulgebäudes scheinen mir die Probleme, Gesellschaft zu finden, geradezu unüberwindlich. Wir alle waren recht beeindruckt, als wir zum ersten Mal von Mr. O’ Hara hörten, doch mittlerweile nehmen wir ihn als Selbstverständlichkeit. Er war früher in der Army und ist es daher gewöhnt, für sich selbst zu sorgen.«
    »Segne uns«, summte Kate vor sich hin. »›Herr, Allmächtiger Gott! Unser Lied soll Dich preisen im Glanz des Morgens.‹ Bestimmt hat jeder von uns seinen Lieblingschoral. Wird dieser immer noch am ersten Schultag gesungen?«
    »Seit ich hier bin. Vor einem oder zwei Jahren wurde allerdings der Vorschlag gemacht – eigentlich war es eher eine Forderung –, daß wir statt dessen ›We Shall Overcome‹ singen.«
    »Was hat Miss Tyringham gemacht?«
    »Beides gesungen. Schließlich war Martin Luther King Geistlicher, sie hatte also keine Probleme, alle davon zu überzeugen.«
    »Finden Sie sie so außergewöhnlich wie ich?« fragte Kate und fragte sich, ob diese Frage nach einer so kurzen Bekanntschaft wohl ungeschickt war.
    »Einfach wunderbar. Als hätte sie alles ausprobiert, jede Rolle gespielt und irgendwie alles begriffen. Menschen, die das können, sind schon immer selten gewesen, aber heutzutage ist sie, glaube ich, einzigartig. Wollen Sie die düsteren Abgründe hinter den Kulissen sehen, oder wollen wir hinunter? Und wenn ja, wie? Nehmen wir den Aufzug und fahren in einem Rutsch nach unten, oder ziehen Sie die Treppe vor und werfen einen Blick in die einzelnen Stockwerke?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern zu Fuß gehen«, sagte Kate. »Nicht, daß ich das Haus so gründlich untersuchen wollte wie ein potentieller Käufer. Ich möchte mir nur einen kleinen Überblick verschaffen.«
    Auf dem Weg zu den Türen mit der Aufschrift »Treppe« spitzte Kate ein wenig die Ohren in Richtung der Schauspielgruppe. Es war nicht schwer, etwas zu verstehen, da die jungen Damen offenbar einen emotionalen Höhepunkt erreicht hatten und laut redeten; ob im Streit oder in angeregter Diskussion, das war eine Frage der Interpretation. Die strikte Regel aus Kates Zeit und davor, daß keine Dame je die Stimme erhob außer im Gesang, galt nicht mehr; und das ist auch verdammt gut so, dachte Kate. Vielleicht könnten meine Brüder und ich heute miteinander reden, wenn wir früher vor Familienkrächen nicht so viel Angst gehabt hätten.
    »Was willst du wirklich?« rief eine Darstellerin. »Was wünschst du dir für dich; wenn du einen Wunsch frei hättest, was wäre das? Weißt du das überhaupt?« Sie streckte die Hand aus in einer fragenden, fordernden Geste.
    »Mrs. Banister will, daß sie mit vollem Körpereinsatz spielen«, flüsterte Anne Copland. »Und vollem Stimm Volumen, leider. Aber es tut ihnen gut. Keine Frage.«
    »Ich möchte zu den Grundelementen des Lebens zurückkehren. Ich möchte in einer kleinen Gemeinschaft leben, in der wir nicht von Technologien und Verpackungen abhängig sind, sondern die Nähe der Erde spüren. Ich möchte…« Die Tür schloß sich hinter Kate und Anne Copland, und der Wunsch blieb unausgesprochen in der Luft hängen, wohin er Kates Meinung nach auch gehörte.
    Der Weg hinunter war kurz und für Kate voll von Reminiszenzen, über die sie nicht sprach. Gibt es etwas Ermüdenderes als die Erinnerungen anderer? Nur deren Träume sind schlimmer. Wenig hatte sich verändert. Noch immer säumten Spinde die Flure. Die leeren Klassenzimmer, die sie sich ansahen, legten Zeugnis davon ab, daß dies das Zeitalter des Posters war. »Make love not war« und »Krieg schadet Kindern und anderen Lebewesen« waren am häufigsten vertreten. Ein Poster interessierte Kate besonders: Es zeigte einen Sarg, über dem eine Flagge gebreitet war, darunter der Titel ›Die schweigende Mehrheit‹.
    »Das ist wahrer, als man meinen möchte«, sagte Kate. »Homer nennt die Toten ›die schweigende Mehrheit‹.«
    »Über die ungewöhnlichste Veränderung an dieser Schule wird nie gesprochen«, sagte Anne Copland. »Zu Ihrer Zeit und auch lange, lange vorher hat in dieser Schule, dessen bin ich ganz sicher,

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