Schule für höhere Töchter
heute abend etwas vor?«
»Du meinst, nach meinem Martini? Ich stehe zu Diensten – nein, streich das, aber ich gebe zu, ganz vorsichtig, daß ich frei bin, wenn du versprichst, keine Pläne zu machen.«
»Auch gut«, sagte Kate. »Dann gehe ich allein. Du hast dich allein den Hunden ausgesetzt.«
Reed, der gerade das Bad verlassen wollte, drehte sich um. »Wohin gehst du?« fragte er. »Ich will es gar nicht wissen, aber erzähl es mir trotzdem.«
»Ach, kümmere dich um deinen Martini. Ich komme in einer Minute. Warum hat meine Generation so viel für Loyalität übrig?«
»Was war das für ein ›Tee‹?« fragte Reed. Kate drehte geräuschvoll den Wasserhahn auf.
Als sie sie anriefen, versprach sie zu kommen. Ihr Mann müßte irgendwohin und könnte sie absetzen. »Machen Sie sich keine Gedanken«, sagte sie am Telefon, »ich kneife nicht, und ich lasse Sie auch nicht im Stich. Ich bin wirklich froh, daß es herausgekommen ist. Ich hasse Täuschungen.«
»Sagen Sie niemandem etwas, bevor Sie mit uns gesprochen haben«, sagte Kate. »Denn, wissen Sie, es ist noch nicht alles herausgekommen.«
»In Ordnung. Keine Sorge.«
Kurze Zeit später kam sie, ein wenig atemlos, und schüttelte Reed zur Begrüßung kräftig die Hand. Sie besaß die enorme Energie, die man häufig bei kleinen Frauen findet, und die Direktheit, die man eher den großgewachsenen zuschreibt.
»Sind Sie mit dem Motorrad gekommen?« fragte Kate.
»Ja, sicher. Finden Sie das gefühllos von mir? Ich halte jede Art von Aberglauben und leerer Form für ungeheuer gefährlich; außerdem kannte ich die Frau nur flüchtig, und das, was ich über sie gehört habe, war mir zuwider. Wer hat geredet?«
»Über Sie niemand. Jeder einzelne war ein Musterbeispiel an Verschwiegenheit und Bestreben, jeden anderen zu schützen.«
»Was trinken Sie, Mrs. Banister?« fragte Reed.
»Ach, nur ein Glas kaltes Wasser, wenn Sie das haben. Ich trinke nicht. Vermutlich, weil ich mich auch ohne das wohlfühle.«
»Das gehört zu den Dingen, die mir an New York gefallen«, sagte Reed, »die Menschen glauben, sich entschuldigen zu müssen, weil sie nicht trinken.« Er schenkte ein Glas Wasser ein und reichte es ihr.
Kate begann mit ihrer Geschichte. »Den größten Teil habe ich heute nachmittag Angelica und Patrick entlockt, mit Mitteln, an die ich nicht sehr gern denke. Während sie mit der Wahrheit über alles, was bis zum Tod dieser unglücklichen Frau passiert ist, herausrückten – ich bin ziemlich sicher, daß es die Wahrheit ist, außerdem läßt sich das nachprüfen – so liegt alles, was danach kam, noch völlig im Dunkel. Patrick mußte so tun, als wüßte er, wie man Autos stiehlt, dabei wußte er nicht mehr darüber als ich; unsere Informationen stammten wohl aus denselben Zeitungsartikeln. Die Kinder wollten Sie decken, verstehen Sie? Ich fürchte, ich bin hoffnungslos altmodisch, aber ich bewundere das.«
»Das freut mich. Den Leuten ist überhaupt nicht klar, wie wunderbar diese Jugendlichen sind. Die wollen anscheinend eine Jugend in ordentlichen Kleidern, die an ihrem Status hängt, mit einem Bein im Vorort und dem anderen in einem teuren College steht. Die Jablons sind natürlich noch ein besonderes Problem; und dann ist da noch dieser entsetzliche Krieg. Ich bin froh, daß sie mich gerufen haben, als sie Hilfe brauchten. Ich war diejenige, die an die Schule gedacht hat; und das macht mir Sorgen. Als ich in die Wohnung der Rextons kam, mußte ich an Patrick denken, und ich fand, nun gut, sollen doch die Hunde jemand anderen zu Tode erschrecken. Und es hätte ja auch funktioniert, wenn dieser biestige Mensch nicht so verdammt dickköpfig mit seinen scheußlichen Tieren gewesen wäre.«
»Oder wenn Wachhunde darauf abgerichtet wären, auf Leichen zu reagieren. Im Gegensatz zu uns merken Hunde das sofort und absolut zuverlässig.«
»Das nenne ich unheimlich. Na ja, es war trotzdem ein richtig guter Plan, besonders weil wir so schnell darauf gekommen sind.«
»Sie hatten wenigstens Patrick als Hilfe, der wohl…«
»Als Hilfe wobei?«
»Um sie auf das Motorrad zu befördern und so weiter. Oder nicht?«
Mrs. Banister nippte an ihrem Wasser. »Oh, ich verstehe. Sie meinen, Patrick müßte derjenige gewesen sein, der half. Ein interessantes Beispiel für gesellschaftlich bedingte weibliche Bescheidenheit.«
»Sie meinen doch nicht, es war Angelica?«
»Nein, nein. Schließlich war es doch ihre Mutter, so unfähig und destruktiv sie auch
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