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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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die zurückliegenden Ereignisse vielleicht noch andere als bloß körperliche Auswirkungen auf ihn gehabt hatten.
    Ein Kloß bildete sich in seiner Kehle. Ein Anthropologe, der Angst vor dem hatte, was er aus der Vergangenheit zutage förderte, war nicht mehr als ein überflüssiger Posten auf Dr. Weismans Kostenliste.
    »Donald?« Wren tippte ihm sacht von unten gegen den Stiefel. »Was ist? Hast du etwas entdeckt?«
    Wilkins schüttelte den Kopf. »Ich dachte, ich hätte an der Wand über uns etwas gesehen. Aber da war nichts.«
    Reiß dich zusammen, ermahnte er sich stumm. Du bist fast zehntausend Kilometer vom Südpol entfernt!
    Mit verbissenem Gesichtsausdruck setzte er sich wieder in Bewegung.
    Wenige Minuten später erreichten sie die höchste Plattform. Die pyramidenartigen Wände waren hier nur noch zwei Armlängen vom Geländer der Laufplanken entfernt. Das Licht, das vom Boden heraufdrang, reichte gerade noch aus, um zu sehen, wohin man auf den schmalen Brettern seine Füße setzen musste. Weiterhin konnte man erkennen, dass der Stein bis hinauf zum Scheitelpunkt der Wände mit Mustern überzogen war. Die Schatten, die die steil stehenden Bodenstrahler warfen, machten es jedoch unmöglich, Details auszumachen.
    Wren hob auffordernd ihre Lampe, ein vorfreudiges Lächeln auf dem Gesicht. »Nach Ihnen, Doktor Wilkins.«
    Zögernd hob Wilkins seinen Strahler. Wie Wren bereits angedeutet hatte, waren die Muster hier oben großflächiger als unten. Es schien sich also nicht um Schriftzeichen zu handeln, sondern um komplexere Bildfolgen, möglicherweise ganze Reliefbänder.
    Aus einem Grund, den er selbst nicht ganz begriff, verspürte er plötzlich einen regelrecht körperlichen Widerwillen dagegen, das Licht einzuschalten. Kalter Schweiß rann unter dem Hemd seinen Rücken hinab.
    Kein Wunder – diese Kletterei hätte auch einen kerngesunden Mann ins Schwitzen gebracht, versuchte er sich zu beruhigen. Nun knips schon die dämliche Lampe an. Was wird da oben schon sein? Ein paar Höhlenmalereien, wie du sie in Dutzenden anderer Kultstätten gesehen hast. Vielleicht ein bisschen ordentlicher ausgeführt, mithilfe einer Technik, deren Ursprünge noch geklärt werden müssen, aber nichts weiter als ein paar von Frühmenschen geschaffene Bilder!
    Donald Wilkins holte tief Luft, dann schaltete er die Lampe ein.
    Es waren tatsächlich bildliche Darstellungen, die die letzten Meter der Wände bis hinauf zur Höhlendecke bedeckten. Sie begannen ungefähr auf Höhe der obersten Laufplanke und zogen sich spiralförmig bis zum höchsten Punkt des pyramidalen Gewölbes hinauf.
    Während er seinen Blick dem grellen Strahl des Scheinwerfers folgen ließ, spürte Wilkins, wie sich sein Magen zu einem angstvollen Knoten zusammenzog. Neben sich hörte er, wie Wren Becker einen begeisterten Pfiff ausstieß.
    »Das ist einfach unglaublich, Donald!«
    Die Bilder waren in Halbrelieftechnik ausgeführt und tiefer in den Stein eingegraben als die Schriftzeichen weiter unten. Die meisten waren rechteckig, ungefähr ein mal zwei Meter groß, wenngleich es auch Motive gab, die weit in die nächsthöhere oder -tiefere Bilderreihe ragten. Jedes einzelne war mit unglaublicher Präzision in den Fels gehauen, möglicherweise hineingeschnitten worden. Doch es war nicht die Machart der Abbildungen, die Donald Wilkins Schweißperlen auf die Stirn trieb.
    Es waren die Motive selbst.
    Ein Keuchen drang zwischen seinen Lippen hervor, und instinktiv umklammerte er mit der freien Hand eine der Geländerstangen, um zu verhindern, dass seine Beine unter ihm nachgaben. Er schluckte krampfhaft, ohne jedoch den Kloß in seiner Kehle loszuwerden.
    Wren merkte, dass etwas nicht stimmte, und leuchtete ihm ins Gesicht. »Meine Güte, Donald! Du bist ja bleich wie eine Kalkwand. Was ist los?«
    Wortlos starrte Donald Wilkins das Relief an, das der Strahl seiner Lampe aus dem Halbdunkel gerissen hatte.
    Es zeigte eine Horde unförmiger Gestalten, die sich offenbar auf der Flucht vor einem deutlich größeren Umriss befanden. Trotz des simplen, unnatürlich geometrischen Stils ließ sich klar erkennen, dass es sich bei den kleineren Geschöpfen nicht um Menschen handelte. Ihre Körper waren rhombenförmig und wiesen eine große Anzahl schlangenähnlicher Arme auf. Am oberen Ende saß ein Kopf, dessen Umriss einem Seestern ähnelte.
    Bei der Kreatur, vor der die Wesen in panischer Furcht davonliefen, schien es sich um eine Art gigantischen Kraken zu handeln, der

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