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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Handbewegung.
    »Es wird trotzdem gehen.« Die Archäologin trat an die Leiter, die zur ersten Gerüstebene hinaufführte, und überließ ihm mit einer einladenden Geste den Vortritt.
    Unsicher betrat Donald Wilkins die unterste Leitersprosse.
    »Es geht leichter, wenn du dir den Strahler an den Gürtel hängst. So!« Wren demonstrierte ihm, wie sie ihre eigene Lampe mit einem Karabiner an ihrer Cargohose befestigt hatte. »Wir brauchen sie erst ganz oben, wo das Licht der Bodenstrahler zu schwach wird.« Sie wartete, bis er einige Sprossen Vorsprung hatte, dann kletterte sie ihm nach. »Als wir die obersten Planken eingezogen haben, hatten wir keine Handstrahler dabei. Dennoch ließ sich erahnen, dass es ganz oben offenbar mehrere Reihen mit Bilderfriesen gibt. Du wirst der Erste sein, der mit ausreichend Licht einen Blick darauf werfen kann.«
    Wilkins nickte dankbar. Während er durch eine quadratische Öffnung auf die erste Laufplanke hinauskletterte, spürte er, wie sich in seiner Magengegend ein vertrautes Kribbeln breitmachte. Es war dieselbe Vorfreude, die stets von ihm Besitz ergriff, wenn er Gelegenheit bekam, etwas zu untersuchen, das seit langer Zeit kein Mensch mehr erblickt hatte.
    Während er über das Brett zur nächsten Leiter schritt, mit beiden Händen die Stahlrohre umfassend, die als seitliche Sicherheitsreling fungierten, stellte er allerdings fest, dass sich in seinem Innern noch ein anderes Gefühl regte. Es fühlte sich weniger gut an, ein wenig wie die Vorahnung eines am Horizont aufziehenden Unwetters.
    »Akuma hat gestern den ersten Teil ihres Berichts formuliert«, informierte ihn Wren von hinten. »Hinsichtlich der Methode, mit der die Inschriften erschaffen wurden, schließt sie sich meiner Theorie an.«
    Dr. Akuma Sensuri war eine Kollegin Wrens aus China, deren Fachgebiet die Baukunst ausgestorbener Völker war.
    »Demnach wurden diese Symbole mithilfe einer Technik in den Stein geschnitten, die in keiner vergleichbar alten Kultstätte der Erde nachzuweisen ist. Formen und Winkel der Zeichen sind bei fast zwanzigtausend Elementen, die wir bislang vermessen haben, nahezu identisch.«
    Wilkins nickte. Wren sagte ihm nichts Neues, er hatte selbst genügend frühzeitliche Bauwerke gesehen, um zu wissen, dass Aussehen und Machart der hiesigen Symbole einzigartig waren.
    »Was bedeutet vergleichbar alt‹?«, erkundigte er sich und kletterte höher. »Hat Tregellis sich endlich dazu herabgelassen, eine Vermutung anzustellen, wann dieser Teil der Anlage errichtet worden sein könnte?«
    »Vincent hält sich noch bedeckt, was eine genaue Datierung betrifft. Ohne Messungen mit dem Georadar will er keine endgültige Aussage treffen.«
    »Was hat denn die Dichte des Gesteins mit der Bauzeit dieser Kammer zu tun?« Schwer atmend erreichte Wilkins die zweite Ebene. Er warf einen besorgten Blick nach oben. Fünf weitere Etagen lagen vor ihm, und er keuchte schon jetzt wie ein asthmatischer Greis. Seine körperliche Verfassung war längst nicht wieder so weit hergestellt, wie er es Henry versichert hatte.
    »Oh, die Dichte der Steine ist in dieser Beziehung weniger interessant.« Geschmeidig und ohne Zeichen von Anstrengung kletterte Wren hinter ihm durch die Öffnung der Laufplanke. »Auf Basis der Laufzeiten der elektromagnetischen Wellen könnte er aber die Größe der Blöcke messen, aus denen die Wände bestehen. Anbohren dürfen wir sie schließlich nicht.« Sie grinste fröhlich.
    »Warum die ungewohnte Zurückhaltung? So kenne ich Tregellis gar nicht.« Wilkins zog ein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich meine, er hat doch Proben der Mauersteine untersucht, oder nicht? Natürlich kann er mit den bescheidenen Mitteln unseres Feldlabors keine präzisen Daten gewinnen. Aber eine grobe Vermutung, wie viele Jahrhunderte diese Kammer älter ist als der oberirdische Teil des Tempels, sollte ja wohl möglich sein.«
    »Das ist es auch«, erklärte Wren. »Ich denke, Vincent ist so zögerlich, weil sich das Ergebnis seiner ersten Analysen ein wenig … nun, überraschend anhört.«
    »Überraschend?« Wilkins spähte zwischen seinen Beinen hindurch die Leiter hinunter. »Wieso? Ist das Ding etwa jünger, als wir angenommen haben?«
    »Jünger nicht.« Die Archäologin schüttelte den Kopf. »Eher älter. Viel älter.«
    Wilkins erklomm die nächste Laufplanke und streckte seiner Kollegin eine Hand entgegen. »Was soll das heißen?« Als sie nicht sofort antwortete,

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