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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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seinen Posten niederzulegen, weit aus dem Fenster lehnte. Bevor Weisman in die Bresche springen und seine Qualitäten als Expeditionsleiter hinterfragen konnte, fügte er rasch hinzu: »Sollte es aufgrund meiner Entscheidung, Josh und Henry in Cilacap übernachten zu lassen, irgendwelche Probleme geben, werde ich für den Posten aus eigener Tasche aufkommen.«
    Der Finanzaufseher musterte ihn einige Sekunden mit undeutbarem Blick, dann hob er in einer Geste schlecht gespielter Entrüstung die Hände. »Sie haben mich missverstanden, Donald. Ich wollte Sie mit meiner Frage nicht angreifen. Ich wollte lediglich wissen, wann wir mit dem Eintreffen des GPR rechnen dürfen. Es ist lange überfällig, wie Sie wissen, und Dr. Tregellis würde gern zur Untersuchung der umliegenden Gesteinsschichten übergehen, wie er mir vorhin anvertraute.«
    Dr. Wilkins biss die Zähne aufeinander. Weisman scherte sich einen Dreck darum, ob oder wann Vincent Tregellis, der Geophysiker des Teams, mit dem bestellten Ground Penetrating Radar elektromagnetische Laufzeitmessungen im Gestein der unterirdischen Kammer vornahm. Alles, was ihn interessierte, war, ob die Universität für eine weitere Übernachtung Joshs und Henrys in einer billigen Pension in Cilacap würde aufkommen müssen.
    Glücklicherweise trat in diesem Moment Wren Becker an den Tisch.
    »Darf ich euch kurz stören? John und die anderen sind mit dem Umbau des Gerüsts fertig. Wir dachten, du wolltest vielleicht als Erster hinauf, Donald.«
    Wilkins atmete erleichtert aus. »Das würde ich tatsächlich gern, Wren. Ich komme.« Er schloss den Laptop, nickte Weisman knapp zu und folgte seiner Kollegin ins Zentrum der Halle.
    Bereits am Abend zuvor hatte das Team die Arbeiten an den Seitenwänden abgeschlossen. Die Schriftzeichen waren bis in eine Höhe von rund zehn Metern abfotografiert, vermessen und dokumentiert. Wilkins hatte daher beschlossen, sich als Nächstes den Inschriften an der Hallendecke zuzuwenden. Er hatte Order gegeben, die Gerüste abzubauen und mithilfe des verfugbaren Materials ein neues zu errichten.
    Da sich die Wände der Halle zur Mitte hin verjüngten, ließ sich die Decke nur über eine frei stehende Konstruktion ohne Wandkontakt erreichen. Als Wilkins sich dem fertigen Gerüst näherte, erkannte er auf den ersten Blick, dass John Waters einmal mehr hervorragende Arbeit geleistet hatte. Waters war der Techniker des Teams und unter anderem zuständig für Fahrzeuge, Stromgeneratoren und den Gerüstbau. Normalerweise ging ihm Josh Taper bei diesen Aufgaben zur Hand, doch da der zurzeit durch Abwesenheit glänzte, waren Wren, ihre Assistentin Anne, Dr. Tregellis sowie einige weitere Kollegen eingesprungen. Das Ergebnis ihrer gemeinschaftlichen Bemühungen konnte sich sehen lassen.
    Im Zentrum der Halle erhob sich ein quadratischer Turm aus Stahlrohr und Holz. Er hatte eine Seitenlänge von knapp vier Metern und maß gut fünfzehn in der Höhe. Eine Leiter führte zur ersten Laufplanke hinauf, ungefähr zwei Meter über dem Boden. An deren Ende befand sich eine weitere Leiter, die auf das nächsthöhere Brett führte, das versetzt auf der nächsten Seite der Konstruktion angebracht war. Ebenso verhielt es sich mit allen folgenden. Um die höchste Ebene des Gerüsts zu erreichen, einen über alle vier Seiten verlaufenden Wandelgang, musste man mehrere Runden um den Turm drehen, beinahe als stiege man die Reliefgalerien des Borobudur hoch über ihren Köpfen hinauf.
    »John sagt, so ist es besser für die Statik«, erklärte Wren. »Wenn wir alle Planken auf derselben Seite montiert hätten, wäre die Konstruktion instabil geworden. Spätestens, sobald mehrere von uns gleichzeitig daraufstünden, würde sie umkippen wie ein Jenga-Turm.« Sie trat zu einem Tisch, auf dem einige klobige Handstrahler lagen. »Leider reicht das Gerüst nicht bis ganz hinauf«, erklärte sie und deutete nach oben.
    Wilkins hob den Blick. Soweit er es in dem Zwielicht erkennen konnte, das sich trotz der senkrecht in die Höhe gerichteten Strahler unter dem höchsten Punkt der Decke hielt, endete das Gerüst rund fünf Meter unterhalb des Punktes, an dem die Wände sich trafen.
    »Wir hatten kein Material mehr, um höher zu bauen. Alles bis aufs letzte Rohr ist in Benutzung.« Wren reichte ihm eine Lampe.
    »Ich hatte vorgeschlagen, in Yogyalcarta zusätzliche Gerüstelemente zu besorgen. Rate, wer strikt dagegen war – ›aus Kostengründen‹?«
    Wilkins machte eine abwinkende

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