Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
gelaufen.
Auch hier hatte sein Lehrmeister recht behalten: Es gab eine Grenze, die man nicht überschritt. Er lächelte das Foto an. Anfangs hatte er vor Wut geschäumt, aber inzwischen nötigte ihm Röslers Finte sogar einen gewissen Respekt ab. Und die ganze Sache nun so darzustellen, als habe er damit nur der Polizei helfen wollen, war großes Kino. Doch schnell erstarb sein Lächeln, denn dem Artikel war zu entnehmen gewesen, dass Rösler wegen einer schweren Krankheit nicht mehr lange zu leben hatte. Es war schade, dass sich ihre Wege auf diese Art und Weise getrennt hatten.
Ein Detail jedoch machte Magnus wirklich zu schaffen: Die Polizei hatte seine Identität benutzt, um seine Leute in die Falle zu locken. Sicher, hätten sie auf ihn gehört und ihre Handys sofort weggeworfen, hätte man sie gar nicht mehr erreicht. Aber so …
Es war eine Idee gewesen, die von ihm hätte stammen können. Doch sie war von diesem Kommissar gekommen, von dem in den Artikeln immer wieder die Rede war. Der behäbig wirkende Mann auf dem Foto neben Rösler. Es beunruhigte ihn ein wenig, dass im Allgäu derart fähige Leute für die Gegenseite arbeiteten. Er sprach den Namen laut aus, denn er wollte ihn sich ein für alle Mal einprägen. »Kluftinger.«
Dieser Polizist war nicht nur viel zu nahe an ihn herangekommen, er hatte ihn zu allem Überfluss auch noch gesehen. Auge in Auge hatten sie sich gegenübergestanden. Doch darüber machte sich Magnus die geringsten Sorgen, denn er würde völlig anders aussehen bei seiner Rückkehr, so viel war sicher. Beunruhigender war da schon dieses unbestimmte Gefühl in seiner Magengegend, diese dumpfe Vorahnung, dass sich seine Wege und die des Kommissars nicht zum letzten Mal gekreuzt hatten. Und seine Vorahnungen trogen ihn selten.
Magnus rieb sich die Augen, um so die düsteren Gedanken zu vertreiben, denn es gab beileibe Wichtigeres, worum er sich nun zu kümmern hatte. Er kramte in seiner Tasche nach ein paar Münzen, legte sie auf den Tisch, griff sich seinen Hut und stand auf.
Sein Ruf stand auf dem Spiel, dachte er, während er auf die Kirche zuschritt. Er war eine Legende gewesen, all die Jahre hatte er sich eine herausragende Position erkämpft. Jetzt war er das Gespött der Szene. Er musste durch ein besonders ausgefallenes Projekt diesen Ruf wiederherstellen, musste zeigen, dass er noch immer ganz der Alte war. Dafür würde er Ruhe, Nerven und vor allem einen ausgefeilten Plan brauchen.
Am Hauptportal der Kirche blieb er stehen. Kühle Luft drang heraus, und der Geruch nach Weihrauch und kaltem Stein zog ihn sofort in seinen Bann. Er blickte nach rechts, auf den bunt bedruckten Aufsteller. Sein Italienisch war nicht besonders gut, aber dafür reichte es allemal: Das Plakat bewarb eine Ausstellung, die schon in Kürze eröffnet werden würde. Prunkstück der Schau war eine ganz besonders schöne und wertvolle Madonnenstatue eines alten italienischen Meisters. Als er durch das Portal schritt, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. »Gelobt sei Jesus Christus«, flüsterte er.
Danke
Wir bedanken uns bei der Allgäuer Polizei, besonders bei Polizeipräsident Hans-Jürgen Memel und dem Präsidialbüro, bei Kripochef Albert Müller, Edmund Martin, Markus Lutz, Andreas Erb, Hermann Zettler und Christian Owsinski, die sich trotz ihres fordernden beruflichen Alltags, nämlich der Bekämpfung der Kriminalität, die es entgegen anderslautenden Vorurteilen auch im beschaulichen Allgäu gibt, immer Zeit nehmen, um unsere Fragen zu beantworten. Unser Dank gilt auch Manfred Adamer für die Inspiration zu einer unserer liebsten Figuren, Willi Renn, und wir wünschen ihm – also Adamer, nicht Renn – einen möglichst verbrechensfreien Ruhestand.
Wir danken Dr. Evi Wirthensohn für die medizinische Beratung, Rita Winter für die Übersetzung des Kauderwelsch von Kluftis Chef in lupenreines Niederbayerisch, Michael Marmon für die Bereitstellung seiner lokalhistorischen Forschungen.
Außerdem Wolf Haas für die kollegiale Hilfe bei der Auswahl des Schauplatzes in seiner österreichischen Heimat, trotz vieler Besuche für uns noch immer ein bisschen Terra incognita.
Und Silke und Johanna für einfach alles.
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