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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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vorbeiging, nahm der ihn noch einmal beiseite.
    »Jetzt fangen S’ amol an mit Ihrer Rede, ich schließ mich dann an.«
    »Meiner …«
    »Jetzt gengan S’ zua. I hob aa ned ewig Zeit.« Lodenbacher machte eine Handbewegung, als verscheuche er ein lästiges Insekt.
    Rede?
    Das Wort dröhnte in seinem Kopf wie der grollende Donner eines nahenden Gewitters. Wie sollte er eine Rede halten, wenn er nicht einmal wusste, weswegen? Kluftinger sah auf und blickte in die erwartungsvollen Augen der versammelten Kollegen, alle Gespräche waren verstummt.
    Herrgott, denk nach!, befahl er sich. Wieder begann er zu schwitzen. Er versuchte es mit seiner kriminalistischen Kombinationsgabe: ein Jubiläum vielleicht. Zumindest kein einfacher Geburtstag, zu dem wären schließlich der Präsident und die Kollegen aus den anderen Abteilungen nicht extra gekommen. Kluftinger blickte in die Runde, ein Gesicht nach dem anderen nahm er sich vor. Hefele. Ein runder Geburtstag? Nein, Hefele war in etwa sein Jahrgang. Außerdem stand sein untersetzter Kollege dermaßen unbeteiligt herum, dass es um jemand anders gehen musste. Maier. Ein Dienstjubiläum? Zwanzig Jahre? Er hätte nicht sagen können, wie lange es her war, dass Richie von der baden-württembergischen zur bayerischen Polizei gewechselt war. Allerdings: Wenn es um ihn gegangen wäre, würde er sich sicher nicht so vornehm zurückhalten. Also Strobl. Vielleicht ja doch eine Beförderung? Eigentlich unmöglich, dann würde Eugen mit ihm gleichziehen. Schließlich war Kluftinger selbst seit … Kluftinger stutzte – vor wie vielen Jahren war er damals in den Polizeidienst eingetreten? Polizeischule mit neunzehn. Er versuchte zu überschlagen. Mit Mitte zwanzig dann der Eintritt in die Kriminalpolizei. Mitte zwanzig? Sollte heute sein dreißigjähriges Dienstjubiläum bei der Kripo Kempten sein? Das könnte ziemlich genau hinkommen. Noch einmal sah er in die Gesichter der anderen. Alle lächelten ihn an. Sie warteten auf eine Rede. Natürlich, ein paar launige Worte zu seinem Jubiläum. Die Anspannung wich von ihm. Er zupfte seinen Janker zurecht und legte los.
    »Meine lieben … Kollegen, liebe … andere Anwesende. Schön, dass ihr hier zusammengekommen seid, es freut und ehrt mich gehörig. Wie ich hier seinerzeit als junger Beamter angefangen habe, da war ich noch … jung … also relativ halt. Dreißig Jahre ist das jetzt her …«
    »Herr Kluftinger, jetzt warten S’ halt!«, unterbrach ihn sein Vorgesetzter. Der Kommissar stutzte über den wenig feierlichen Ton, den Lodenbacher anschlug. An seinem großen Tag könnte der ja schon ein wenig netter sein.
    »Wir wollen schließlich ned ohne die Hauptperson beginnen. Es geht ja ned bloß allweil um Sie!«
    Kluftinger schluckte. Also doch nicht sein Jubiläum. Lodenbacher legte ihm eine Hand auf die Schulter und nahm ihn beiseite.
    »Wissen Sie, Herr Kluftinger«, begann er leise, »amol unter uns, was Eahna, ich mein Ihnen, auch nicht schaden daad … dät … äh … würde, wär ein Rhetorikkurs mit Sprecherziehung. Sind ja auch ein Vorgesetzter … irgendwie!«
    Der Kommissar runzelte die Stirn.
    »Ja, Sie stöpseln halt schon allweil recht rum. Und die erziehen Ihnen auch Ihren graißlichen Dialekt ein bisserl ab, ned? Mir hat dös wahnsinnig gutgetan. Ich hab gleich nach meiner Beförderung einen Wochenendkurs bei dem Münchener Promitrainer gebucht. Bei dem sind auch die ganzen Schauspieler, wissen S’? Und Moderatoren und so weiter. Konn ich Eahna … Ihnen … nur empfehlen. Ned ganz billig, aber guat!«
    Ein zaghaftes »Mhm« war alles, was Kluftinger herausbrachte. Tatsächlich war ihm schon aufgefallen, dass bei Lodenbacher weniger niederbayerische Färbung zu hören war als noch vor ein paar Monaten. Allerdings hatte er im Moment andere Sorgen, schließlich musste er seine ungehaltene Rede geistig gerade noch einmal umschreiben. Zunächst galt es aber herauszufinden, welcher Hauptperson diese gelten sollte. Noch einmal blickte er in die Runde. Lediglich Sandy Henske fehlte. Wäre sie doch bloß hier! Sie hätte ihm bestimmt helfen können.
    In diesem Moment ging die Tür auf, und seine Sekretärin betrat den Raum: Sie trug ein hautenges, mattschwarzes Minikleid und derart hochhackige Schuhe, dass dem Kommissar schon beim Anblick schwindlig wurde. Ihre zurzeit wasserstoffblonden Haare hatte sie hochgesteckt, nur eine Strähne fiel ihr ins Gesicht. Perlenohrringe und ein knallrotes seidenes Halstuch komplettierten

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