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Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Gunsten. Bleibt also die Frage, weshalb er untergetaucht ist. Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Weil er den Tod der beiden Männer und auch den Offenbachs zu verantworten hat und jetzt noch dieser Maier an den Kragen will? Oder hat er das bereits getan und ist längst abgetaucht? Irgendwo im Ausland, und wir stochern hier wie die Blinden im Dunkeln?«
    »Wir müssen unbedingt mit Frau Maier sprechen«, hatte Braig ihr zugestimmt.
    »Sofern sie noch sprechen kann«, hatte sie geantwortet.
    Braig versuchte es ein letztes Mal, die Frau zum Öffnen der Haustür zu bewegen. Er drückte zehn Sekunden auf die Klingel, ließ es ununterbrochen läuten. Wenn sie jetzt nicht reagierte …
    »Ich fürchte, da hilft alles nichts«, sagte er. »Freiwillig macht sie wohl nicht auf.«
    »Dann versuchen wir es auf die Tour«, meinte Neundorf. »Vielleicht schaffen wir es ohne die Hilfe der Techniker.« Sie zog einen großen Schlüsselbund aus der Tasche, machte sich am Schloss zu schaffen, hatte die Haustür nach wenigen Sekunden offen.
    Braig nickte anerkennend, stieg eilig die Treppe hoch. Vor Ulrike Maiers Wohnungstür angelangt, läutete er erneut, legte sein Ohr an die Tür, lauschte auf Geräusche im Inneren. Nichts, nur der Lärm mehrerer Autos von draußen auf der Straße.
    »Wir müssen rein«, sagte Neundorf, »egal, wie.«
    Braig läutete erneut, klopfte dann nicht allzu laut, um nicht wieder die neugierige Nachbarin auf den Plan zu rufen, lauschte erneut. Ohne Ergebnis. Er schüttelte den Kopf.
    »Also«, meinte Neundorf, »dann lass mich mal ran.« Sie ging in die Knie, betrachtete das Schloss, laborierte mit ihren Schlüsseln. Keine zwei Minuten später war die Wohnungstür offen.
    Braig warf seiner Kollegin einen Beifall verheißenden Blick zu, schob die Tür zurück, klopfte laut. »Frau Maier, hier ist Braig von der Polizei. Wir haben vor ein paar Tagen miteinander gesprochen. Sind Sie zu Hause?«
    Er sah, wie Neundorf prüfend die Luft einsog, die aus der Wohnung strömte, wusste, was sie damit bezweckte. Er tat es ihr nach, schüttelte den Kopf. Nein, wenn man der Frau etwas angetan hatte, dann nicht hier. Verwesungsgeruch jedenfalls war nicht zu riechen. Es sei denn, der Täter war erst heute, im Verlauf des Tages, hier aufgetaucht.
    »Frau Maier«, sagte Neundorf, »wir müssen mit Ihnen sprechen. Erlauben Sie, dass wir Ihre Wohnung betreten?« Sie wartete auf eine Antwort, hatte nur das Vorbeijagen mehrerer Autos im Ohr. »Wir müssen rein. Wenn es dumm lief, ist es erst heute passiert …«
    Sie lief in die Diele, ließ Braig die Tür hinter sich schließen, wiederholte dann noch einmal laut ihre Frage. »Frau Maier, wir müssen mit Ihnen sprechen. Sind Sie hier?«
    Keine Antwort.
    Sie schauten nacheinander in die kleine, wie bei seinem vorherigen Besuch völlig unaufgeräumte Küche, dann in ein winziges Schlafzimmer, zum Schluss in den nur mit zwei Stühlen und einem kleinen Tisch ausgestatteten Wohnraum, das kleine Bad und die Toilette. Keine Spur von der Frau, weder tot noch lebendig.
    »Mir fällt ein Stein vom Herzen«, bekannte Neundorf. »Was ich befürchtet habe, ist nicht eingetreten. Noch nicht.«
    Sie überflogen die Einrichtung der Wohnung, sahen keinen Anlass, länger zu bleiben.
    »Die Weinberghütte, jetzt sofort, okay?«
    Neundorf nickte, lief zur Wohnungstür, lauschte auf Geräusche aus dem Treppenhaus. Niemand schien unterwegs.
    Zehn Minuten später waren sie auf dem Weg nach Strümpfelbach.
     
    »Du hast mit dem Schlimmsten gerechnet«, meinte Braig.
    Er hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen, überließ seiner Kollegin die Mühsal, sich durch den herbstlichen Feierabendverkehr zu kämpfen. Sie hatten Esslingen über die Schorndorfer Straße verlassen, steuerten auf Aichschieß zu.
    »Du nicht?«, fragte sie.
    »Doch, ja«, gab er zu. »Der untergetauchte Söder, die Walther PPK, Koppers erschossener Nachbar Offenbach … Wahrscheinlich ist der Kerl längst auf dem Weg, auch Frau Maier zu erledigen.«
    »Warum hat er es noch nicht getan?«
    »Weil ihm die Gelegenheit dazu fehlte. Er war schließlich beschäftigt genug. Sattler, Grauselmaier, Offenbach …«
    Neundorf lachte bitter. »Ja, das ist ein Argument. Wenn er dahintersteckt, dann war er wirklich beschäftigt.«
    Sie schwieg einen Moment, fädelte sich in Aichschieß in die Remstal-Straße ein, folgte ihr nach Nordwesten. »Wir hätten diesen Kopper härter rannehmen müssen. Was ist, wenn er mit Söder unter einer

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