Schwaben-Sumpf
genauso war. Ich habe keinerlei Zweifel mehr, wie sich alles abgespielt hat.« Und dann hatte sie ausgeholt und zum Unwillen ihres Gesprächspartners ihre Vorstellung dargelegt. »Heimpold sieht sich von Bohnwalds Recherchen entlarvt, informiert Meck. Beide treffen sich auf dem Empfang, sprechen ausführlich über die Sache. Dabei geraten sie in Streit, wer letztendlich die Verantwortung zu übernehmen habe. Voller Wut stürzt Meck davon, weil er genau weiß, dass er der eigentlich Schuldige ist, schließlich hat er wenige Jahre zuvor dieselben kriminellen Praktiken betrieben, nur unter anderem Namen und ohne Heimpold. Er eilt die Georg-Elser-Staffel hinunter, will zu seinem Wagen. Genau in diesem Moment kommt Jessica Heimpold die Sünderstaffel hoch. Ihre beiden jungen Begleiter Dejan und Nenad Vukmirovic verabschieden sich und spurten zurück, weil sie ihrer Mutter versprochen haben, vor Mitternacht zu Hause zu sein. In dem Moment, als sie sich verabschieden, sieht Nenad Vukmirovic eine ihm unbekannte Person am unteren Ende der Georg-Elser-Staffel auftauchen: Dieter Meck.
Jessica Heimpold läuft weiter, genau Meck in die Arme. Vertrauensselig spricht sie mit ihm, ahnt nichts von seiner Wut auf ihren Vater – er ist ja ein guter Freund der Familie. Meck aber ist in diesem Moment kaum mehr zurechnungsfähig in seinem Zorn. Niemand hat sich bisher seinen Wünschen in den Weg gestellt: Weder in der Politik noch in der Wirtschaft, geschweige denn im Privaten. Seit Jahren hat er seinen Willen durchgesetzt und Widersacher mit Hilfe seiner Freunde in Wirtschaft und Politik aus dem Spiel geworfen. Er hat seine menschenverachtenden Methoden, Geschäfte zu machen, ohne mit der Wimper zu zucken, durchgezogen, bei Bedarf nur den Namen geändert, unter dem sie liefen. Zugleich hat er sich über Jahrzehnte hinweg der Öffentlichkeit als moralischer Saubermann präsentiert.
Jetzt aber wagt es erstmals jemand, sich seinen Wünschen zu verweigern. Ausgerechnet in dem Moment, in dem seine Verbrechen endgültig ans Tageslicht zu kommen drohen, will doch dieser Heimpold die Verantwortung nicht übernehmen. Meck steht mit dem Rücken zur Wand, sieht das Fiasko nahen. Alles, weil ein Einziger nicht seinem Willen nachkommen will.
Als er sich der Katastrophe bewusst wird, die ihm unmittelbar droht, steht das Mädchen vor ihm, das Wertvollste, über das dieser Heimpold verfügt. Nirgendwo sonst kann er den Mann so treffen wie mit ihr. Besinnungslos vor Wut stürzt er sich auf Jessica, erwürgt sie, reißt ihr im Eifer des Kampfes die Kette vom Hals.
Erst als sie unter ihm zusammensinkt, bemerkt er, was er getan hat. Er schleift das Mädchen ein paar Stufen hinunter, von der Straße weg, versteckt sie unter einem Busch. Von Sekunde zu Sekunde wird ihm klarer, in welcher Situation er sich jetzt befindet. Er geht die paar Stufen wieder hoch, spürt, wie ihm vor Aufregung schlecht wird, und übergibt sich: Die guten Kaviarcracker, die Shrimpsbaguette, so kommen sie neben die Treppe. Und dann verschwindet er, so schnell er kann, und hofft, dass ihm die Polizei nicht auf die Spur kommt.
Und so ist es dann ja auch: Zu seinem großen Glück stoßen wir auf die beiden jungen Männer, die kurz vorher mit Jessica unterwegs waren, und beißen uns an ihnen fest. Und alles scheint ja auch zu passen: Junge aggressive Männer, zu Hause vernachlässigt, weil die Mutter ständig arbeiten geht, dazu noch Ausländer, auch schon als Schläger aufgefallen, auf Gewaltfilme fixiert.
Meck kann sein Glück wohl gar nicht fassen. Dass die Polizei so dämlich ist, war nicht zu ahnen. Um aber auf Nummer Sicher zu gehen, nutzt er seine Kontakte zu den Medien, veröffentlicht Hasstiraden gegen kriminelle Ausländer. Zudem trifft er sich mit Catherine Heimpold und hetzt die Frau gegen deren eigenen Mann auf. Und siehe da, eine weitere glückliche Fügung zu seinen Gunsten kommt in die Gänge. Catherine Heimpold tötet ihren Ehemann, die einzige Person, die Mecks Verantwortung für die kriminellen Geschäftspraktiken hätte detailliert belegen können. Meck muss fast verrückt geworden sein vor Glück in diesem Moment. Er hat seinen Kopf wieder aus der Schlinge gezogen.
Alles scheint wieder in bester Ordnung, bis seine Frau zum Telefonhörer greift und Frau Heimpold von der Kette in seinem Zimmer erzählt. Jetzt fehlt uns nur noch der DNA-Test des Mannes zur Identifizierung des Erbrochenen und eine Hausdurchsuchung, dann haben wir auch die Kette.«
»Das ist doch
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